Dienstag, 7. September 2010

Schlag auf Schlag-und gegen den Burnout

Gerade kam die letzte Fahnenkorrektur von der Anthologie "Gezeiten" und geht dann morgen in Druck. Ich habe meine drei Geschichten noch einmal gelesen und hatte ein sehr gutes Gefühl dabei. Auch die anderen Geschichten sind mir sämtlich ans Herz gewachsen. Inzwischen habe ich auch den Link zu buchhandel.de:

Gezeiten

Das funktioniert nur, hüstl, wenn man "Gezeiten" und die ISBN-Nr. 978-3-935861-25-0 eingibt. Wenn ich auf meinen Namen klicke, erscheinen auch noch "Die Nonne und die Hure" und "Die Pilgerin von Montserrat." Umgekehrt sah ich kürzlich einen Eintrag von Perlentaucher (30.August 2010), wo ich als Autorin nur mit einem Buch gelistet bin, nämlich dem Mörike. Geht hier das Rasiermesserchen der UnterhaltungversusLiteratur mitten durch die Netzbuchhandlungen?:-)
Jetzt fehlt bloß noch die Meldung, dass mein letzter historischer Roman auch noch seinen Platz gefunden hat, dann gehe ich raus und mache einen Purzelbaum in der Luft wie weiland Schweinsteiger bei der WM! Da ich das aber nicht zustande bringen würde, werde ich lachend in den Regen rausgehen und ein Lied auf den Marder singen, der sich inzwischen vollkommen verzogen hat. Mein Agent zeigte sich ja immer sehr zuversichtlich. Aber nicht, dass ihr denkt, ihr müsstet mir jetzt ständig gratulieren. Das ganze letzte Jahr war sehr anstrengend, aber es hat alles sehr viel Spaß gemacht, und irgendwann erntet man dann auch mal die Früchte. Wenn ich auf die letzten zehn Jahre zurückblicke, dann war es ein Lehrstück für mich selbst. Ich war mindestens zwei Mal vollkommen ausgebrannt, musste immer wieder zurückfahren, wollte immer wieder das Schreiben aufgeben, den Beruf aufgeben und habe dann doch weitergemacht. Nicht mit dir und nicht ohne dich, du heißgeliebte, nervzehrende Obsession! Und Petra hat gerade einmal wieder beschrieben, wie krankmachend andererseits Nicht-Schreiben sein kann, wie heilsam der Prozess, sich dem wieder zu nähern, was heißt nähern, sich da total wieder reinzuschmeißen! Nicht aufzugeben, die Rückschläge immer wieder zwar als Hemmnis, aber nicht als Niederlage zu sehen, einfach bei sich und seinem Schreiben zu bleiben, das schlägt sich irgendwann einmal nieder.
Aber eines habe ich ebenfalls gelernt, und das meinte ich eigentlich mit "Neuanfang": Ich höre allmählich auf, den anderen, den Klienten, den Leser, den Verlag, den Agenten im Fokus meiner gesamten Aufmerksamkeit zu sehen. Ich habe gemerkt, dass ich selbst auch noch da bin mit meinen Bedürfnissen, Plänen und Träumen. Und ich beginne gerade, mich wieder mehr darum zu kümmern. Man muss sich nicht blutig kratzen, wie die Kollegin Friederike Schmöe so eindrücklich schrieb. Man muss sich auch nicht selbst das Leben versagen, um anderen dienlich zu sein, in keiner Hinsicht. Ich brauche Pausen im Beruf, der mich aussaugt und mir jahrelang einen eisigen Wind ins Gesicht geblasen hat. Die kann ich mit "Schreiben für mich selbst" füllen, aber nicht mit allem anderen, das dazugehört, einschließlich Marketing. Die Pausen vom Schreiben haben sich Körper und Seele machmal kurzfristig erzwungen, es aber nie lange geschafft. Der abolute Tiefpunkt kam vor ein paar Tagen, als ich nichts mehr lesen konnte, nichts Neues mehr schreiben wollte und das TV-Programm mich ausspuckte. Nicht einmal wandern wollte ich mehr. Rien ne vais plus. Da hat mein Schreibteufelchen dann ganze Arbeit geleistet! Ich habe mir ein dickes Buch beim Tübinger Antiquar gekauft und mich an schönen Geschichten schwäbischer Dichter entlanggehangelt. Im Fernsehen schaute ich mir noch mal einen Teil von Heinrich VIII.an und merkte, dass mein historisches Interesse unverfälscht geblieben und noch da ist. So pflege ich mich in diesem Urlaub, bin unterwegs, bewege mich, kaufe neue Klamotten, korrigiere ein bisschen und werde mich dann gelassen -toitoitoi-wieder in die Arbeit und zu neuen Ufern des Schreibens begeben.

9 Kommentare:

  1. Liebe Christa,
    gerade lese ich "Die Nonne und die Hure", es gefällt mir supergut! (Aber dazu später mehr.)

    "Der abolute Tiefpunkt kam vor ein paar Tagen, als ich nichts mehr lesen konnte, nichts Neues mehr schreiben wollte und das TV-Programm mich ausspuckte. Nicht einmal wandern wollte ich mehr. Rien ne vais plus."

    Ich kann dich so gut verstehen. Mir graut es jetzt schon vor der düsteren Jahreszeit, sollte mich das Schreibteufelchen dann erwischen - oje.
    Ich bewundere dich und andere Autoren, die immer dran bleiben, trotz Rückschläge. Ich weiß nicht, ob ich so viel Kraft aufbringen kann. Die Gefahr ist doch groß, irgendwann zu sagen: "Ich such mir ein anderes Hobby - stricken ist doch auch ganz schön.
    Ich hoffe, du genießt deinen Urlaub und behälst deine Gelassenheit!
    Ganz liebe Grüße,
    Nikola

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  2. @Nikola Da musste ich jetzt grad lachen. Weil ich letzten Freitag das Stricken wieder aufgenommen habe. Sozusagen als Teil des Heilungsprozesses. Es hat tatsächlich gut getan, nicht zuletzt die Erkenntnis, dass man auch nach jahrelanger Strickabstinenz immer noch weiss, wie das geht. Wolle richtig um die Finger und die Hand wickeln, Maschen anschlagen, stricken, am Ende die Maschen "abnehmen" (CH-deutsch). Vor keinem der Schritte wusste ich, ob ich sie noch kann. Hab's einfach auf mich zukommen lassen. Ich denke, mit dem Schreiben ist das auch so. Irgendwann setzt man sich nach einer Pause wieder ran ... und "es" schreibt.

    Einmal mehr: Christa, es ist unheimlich, wie du die Schritte immer vor mir tust. Ich lese hier bei dir meine Zukunft. Sie klingt - trotz all der Tiefpunkte - gut.

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  3. Ihr beiden: Ich kann dem gar nichts hinzufügen, nur eins: Als ich gestern in Tübingen war, dachte ich daran, wie es war, zu stricken ...:-)

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  4. @Nikola
    Es soll sogar Leute geben, die schreiben, weil sie nicht stricken können. Das könnte ich zumindest jetzt zu meinem Wahlspruch machen. ;-)))

    @Christa
    Der Perlentaucher ist keine Onlinebuchhandlung, sondern eine Art Ausschnittsdienst aus dem Feuilleton - sprich, du findest nur die Bücher, die im Feuilleton eine Besprechung hatten.
    Das Beispiel Mörike beweist dann mal wieder, dass kleine Verlage das manchmal eher schaffen als große.

    Hab einen balsamischen Urlaub!

    Herzlichst,
    Petra

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  5. @Petra,

    hab mich etwas schief ausgedrückt, mir fiel die Bezeichnung nicht ein. Dass der Perlentaucher nach Perlen taucht, wusste ich-dass er allerdings nur
    Bücher erwähnt, die im Feuilleton besprochen wurden, war mir neu. (Dein "Elsass" habe ich auch gesehen).
    Was Mörike und die anderen angeht: Es scheint -für mich-nur zwei Möglickeiten zu geben: Entweder man wird besprochen oder von mehr Leuten gelesen!

    Herzlichst
    Christa

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  6. Ja, das "Elsass" war in der FAZ, ZEIT und anderen, deshalb war's dann auch so ratzfatz verkauft, bevor der Verlag nun leider die gesamte Reihe eingestellt hat. Aber es kommt ja wieder...

    Aber schränke dich doch nicht immer so ein: dieses Entweder-Oder gibt es nicht!

    Herzlichst,
    Petra

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  7. Meiner war in der SZ und FR, aber alles weniger als ratzfatz verkauft (-:
    Ja, es gibt noch mehr zwischen Autor und Bücherhimmel, ich weiß ...:-)

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  8. Es war nicht Schweinsteiger, sondern Klose. Der mit dem Salto. ;-)

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  9. Richtig-gestern bei dem Spiel dachte ich noch: wer war's denn nun?

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