Sonntag, 19. Oktober 2008

Vom Glück zu schreiben

Ach, es ist einfach zum Aus-der-Haut-Fahren, wenn man nicht weiterkommt, wenn man acht Jahre lang fast ununterbrochen geschrieben hat und dann auf einmal - Luft! Man kann seine Tage und Abende schon gestalten, kann wandern, schwimmen, fotografieren, mit Leuten reden, in Foren umtreiben, sein Blog aufmotzen mit Zählerfunktionen, aber es fehlt etwas ganz Entscheidendes. Außerdem habe ich das alles immer gemacht und geschrieben.
So habe ich mich jetzt noch einmal hingesetzt und mir die leidigen zwei Exposés und den geschriebenen Text, seinerzeit noch "Feuer im Bauch", angeschaut. Auweia, ich hatte ja schon 35 Seiten geschrieben! Spaßeshalber habe ich jetzt die Stellen rausgenommen, die zuviel waren, dann die Kartoffeln, Postkutschen und die Kleidung, die nicht in die neue Zeit passen (1477, das Gründungsjahr der Tübinger Universität).
Ich habe nach wie vor die Qual der Wahl:
1. Exposé mit 35 Seiten Text, erstmals mit Bauernmädchen
2. Exposé, eine halbe Seite Text, interessanteres Setting: Florenz 1497

Ja, es ist ein Glück zu Schreiben, aber manchmal, da hängt man in den Seilen und steht zwischendrin wieder vor dem Nichts.

3 Kommentare:

  1. Mir hat mal jemand aus der Branche für solche Situationen einen wunderbaren Tipp gegeben: "Stell dir vor, du seist reich, berühmt und hättest nichts mehr zu verlieren. Dein Leben ist kurz und du möchtest nur noch tun, woran dein Herz wirklich hängt. Welche Geschichte willst du wirklich erzählen?"

    Aber Vorsicht - das zu durchdenken, ist gefährlich. Es kann dazu führen, dass man alles in die Tonne kloppt und eine ganz neue Idee bekommt. Oder das tut, was man nicht von sich erwartete...

    Ich kann dir gut nachfühlen, weil ich stündlich meine Mails abrufe, ob es Neues von der Buchmesse gibt (dabei ist es heute morgen noch zu früh)... Ich hasse diese Leerzeiten, Zeitverschwendung, nur weil Verlage in der Nase bohren... ;-)

    Sonnigen Wochenanfang!
    Petra

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  2. Ob die Verlage wirklich in der Nase bohren?:-) Wahrscheinlich tun sie Kaffee trinken.
    Was würde ich schreiben, wenn ich reich und berühmt wäre und nichts mehr zu verlieren hätte? Ich wollte mal einen großen Gesellschafts-Familienroman schreiben, aber der ist auch so was von out bei mir ...der Krimi dito. Ich weiß, was du meinst. Vor lauter Tralala und Pipapo hat man seine Ziele aus den Augen verloren.

    Ich drücke dir ganz fest die Daumen, schreib noch was in den Blog und geh raus in die Sonne, Blätter fegen.

    Herzlichst
    Christa

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  3. Danke für die guten Wünsche, Christa!
    Rausgegangen bin ich auch, als schlechte Hausfrau natürlich lieber mit Hund. Und hab mir fast den Arm ausgekugelt, weil ein depperter Rehbock gemeint hat, vor dessen Nase im Gras pennen zu müssen...
    Schade - Reh mit Pilzen wäre jetzt genau das Richtige gegen das Warten. ;-)
    Herzlichst,
    Petra

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