Sonntag, 12. Oktober 2008

Volkskrankheit Nr. 1: Depression

Kategorie: Seelenleben

Am Donnerstagabend feierte unser "Verein für soziale Integration und psychische Gesundheit" sein 25 jähriges Jubiläum. Ein Vertreter des erkrankten Professor Berger vom Klinikum Freiburg referierte über die sozialpsychiatrische Versorgung in Baden-Württemberg. Geballtes Wissen. Eins ist mir vor allem hängengeblieben: die Depression ist mit Abstand die häufigste psychische Erkrankung, wie es auch schon der SPIEGEL und die Zeitschrift "Psychologie heute" berichteten. Die Ursache liege im Auseinanderbrechen von Familien und sozialen Beziehungen, in einer geschlechtlichen Rollendiffusion und im zunehmenden Fehlen von Werten und Orientierungsmöglichkeiten. In einer Behandlungspyramide zeigte der Redner, dass Erkrankungen wie Schizophrenie und schizoaffektive Psychosen vor allem auf medikamentöse Behandlung ansprängen, bipolare Störungen (Hemingway u.a.!) etwa in der Mitte stünden, dagegen Zwänge, Depressionen, Sucht, Angst- und Persönlichkeitsstörungen zunehmend für psychotherapeutische Verfahren geeignet seien. Bei Medikamenten ist jedoch die Beziehung zum Therapeuten ganz entscheidend. Ein Psychiater sagte mir einmal, wir bräuchten viel weniger Medikamente , wenn wir mehr gute Therapeuten hätten. Die Wirkung der Medis ist dieselbe wie bei Psychotherapie!
In der Wohngemeinschaft, in der ich arbeite, haben wir uns im Laufe der Jahre von der Betreung
meist chronischer Psychosepatienten jetzt mehr zur Begleitung von Persönlichkeitsstörungen wie Borderline entwickelt. Falls ich wirklich noch einen Ratgeber schreiben sollte, wäre der Titel in etwa so:
"Ich bin böse, und jetzt kommst du."Oder: "Hau bloß ab, ich brauche dich."

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