Am letzten Wochenende machten wir uns daran, die Gegend noch einmal zu besuchen. Drei Jahre lang war ich nicht mehr dort gewesen. Die vielen, vielen Baustellen hielten uns diesmal nicht davon ab, weiterzufahren. Die Aussicht, am langen Strand in Wassersleben spazieren zu gehen, im Kollunder Wald in der kleinen Sandbucht zu schwimmen, mit dem Schiff zum Flensburger Hafen hinüberzufahren, noch einmal den besten Hotdog von Dänemark zu verzehren und mit dem Klingelboot auf die Ochseninseln zu schippern, hielten den Willen aufrecht. Abends liefen wir in Flensburg ein. Ich erkannte nichts mehr wieder! Dort irgendwo musste meine Schule gewesen sein, aber es war alles voll mit neuen Häusern. Die Meile am Hafen war noch die alte, doch der Wasserslebener Strand war von einer Baustelle versperrt. Zu den Residenzen dahinter waren noch etliche dazugekommen. Das Einzige, was vertraut schien, waren der Grieche und der Fleggard, ein Einkaufszentrum, das insbesondere gern von den Dänen aufgesucht wird. Unsere Ferienwohnung war zu klein, die Übernachtung im "Hotel des Nordens" direkt an der dänischen Grenze war teuer, einsam, kalt und fast gänzlich schlaflos. Was für herrliche Stunden hatten wir früher im hoteleigenen Bad verbracht! Ich musste zähneknirschend feststellen, dass hier nichts mehr war, keine Heimat, keine Familie, keine Freunde, es war nichts mehr da. Das Grab meiner Eltern brauchte dringend eine Anpflanzung. Die einzige Stelle, die sich nicht verändert hatte, war die sogenannte Schusterkate, der kleinste Grenzübergang Dänemarks. Hier lag einst das Boot meines Vaters, hier haben wir Muscheln gesucht und Enten gefüttert. Später ruderte ich in einem Dingi mit einem Freund zur Ochseninsel, ein Abenteuer, das zu vorgerückter Nachtstunde endete. Wir verließen den ungastlichen Ort und fuhren nach Husum, das wir von einem anderen Besuch her in guter Erinnerung hatten.
Bootshafen an der Krusaumündung |
Schusterkate, die Brücke über die Krusau |
Das ehemalige Hotel "Ganther" in Wassersleben (wo wir im Jahr 1955 beim Umzug von Bayern mit meinen Eltern abstiegen)
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Die Rückfahrt ins Schwäbische sollte drei Tage dauern, und zwar kreuz und quer durchs Land. Es wurde immer heißer und trockener. Die schönste Gegend fanden wir rund um Hildesheim (duftende Lindenalleen, versteckte Kapellen und malerische Dörfer) und später im Werratal mit dem Hohen Meissel.
Tauberbischofsheim |
https://www.phoenix.de/themen/rubriken/was-ist-heimat-a-252781.html
Zitat: "Auszudrücken, warum wir uns irgendwo und
mit irgendwem zuhause fühlen, fällt den meisten schwer. Wie sehr wir unsere
Heimat schätzen, stellen wir oft erst fest, wenn wir fern davon sind und das
Heimweh oder die Sehnsucht ausbricht. Manch einer verspürt sie sogar erst, wenn
er das Gefühl hat die Heimat könnte verloren gehen."
St. Dyonis in Eschwege |
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