Montag, 21. Dezember 2015

Die Wertschätzung der Verlage

Unlängst erhielt ich die erste Weihnachtskarte dieses Jahres. Und ratet mal, von wem sie kam? Von dem Lahrer Verlag, bei dem ich vor elf Jahren meinen ersten Roman veröffentlicht habe! Seit elf Jahren erhalte ich diese Weihnachtspost, und ich muss sagen, dass ich diese Geste außerordentlich schätze. Weil mir damit Wertschätzung für die einstige Zusammenarbeit gezeigt wird, auch wenn die Rechte längst wieder bei mir angekommen sind. Es gab auch keinerlei Schwierigkeit, diese Rechte zurückzuerhalten. Kurze schriftliche Bestätigung nach ein paar Jahren, E-Book war damals noch kein Thema. Eigentlich kein Wunder, dass wir an jenem Tag einen Ausflug in den Schwarzwald machten und in der festlich glänzenden Stadt Lahr landeten. Es war der gleiche Weg wie damals, durchs Kinzigtal und dann vorbei an der Ruine Geroldseck, durch tiefe Täler, über Gebirgsrücken mit rotem Fels hinunter nach Lahr. Einen ganzen Tag hatten wir dort verbracht, inklusiv Mittagessen mit der Lektorin. Und im Rückblick muss ich sagen: Es war das intensivste und nachhaltigste Veröffentlichungserlebnis meiner Laufbahn. Diese Wertschätzung habe ich bei späteren Verlagen vermisst, abgesehen vielleicht von meinem damaligen Agenten. Bei diesen Verlagen hatte ich immer das Gefühl, wenn sich die Bücher nicht so toll verkaufen wie das erste, bist du nichts mehr wert für den Verlag. Und die Ebookrechte für die am besten verkäuflichen wurden natürlich einbehalten. Vielleicht ändert sich das ja in Zukunft. Wie viele Autoren bestimmt schon mitbekommen haben, wurde am 5. Oktober 2015 eine Novelle in den Bundestag eingebracht, mit der die Rechte der Autoren verstärkt werden sollen. Zum Beispiel gäbe es dann die Möglichkeit, nach 5 Jahren (statt nach weit über 70 Jahren über den Tod des Autors hinaus) seine Rechte zurückzufordern, um sie einem anderen Verwerter anbieten zu können. Das hat jetzt zu einer heftigen Diskussion zwischen Autoren und Verlagen geführt - eine Autoreninitiative rief sogar zu einem Protestbrief an die Regierung auf, nachzulesen im öffentlichen Bereich des Autorenforums Montsegur. Ich verfolge das weiter, weil ich die Initiative des Justizministeriums für einen Schritt in die richtige Richtung halte. Und ich hoffe, dass es eine Einigung geben wird, denn Krieg haben wir schon genug auf der Welt.