Sonntag, 11. Oktober 2015

"Der eilige Gral der Ebookwelt"

In den letzten Tagen habe ich mir wiederholt überlegt, warum in letzter Zeit alles zu stagnieren scheint. Und kam zu dem Schluss, dass es nicht die Umstände sind wie der Herbst, der jetzt mit Macht und Hochnebeln angedampft kommt. Es scheint alles zu stagnieren, weil sich bei mir zu viel um die Sichtbarkeit (und damit die Vermarktung) der E-Books dreht. Das und die Veröffentlichungsprozesse haben seit Monaten meinen Schreibfluss, in dem ich eigentlich so dreizehn, vierzehn Jahre lang drin war, paralysiert. Dazu fand ich noch einen erhellenden Artikel der Plattform Sobooks vom Januar dieses Jahres. Ein Blogger namens Sascha Lobo beschreibt das Problem, wie Bücher, insbesondere Ebooks, vom Leser eigentlich gefunden werden sollen. Man kann sie ja nicht hochhalten oder sehen, wie andere Leute es lesen. Es liegt in keiner Buchhandlung oder wenn, dann nur in den digialen Regalen dieser Buchhandlungen via Tolino und anderer Distributoren. Und auch dort sind sie schwer zu entdecken, weil es keinen Stapel gibt. In den Buchhandlungen entdecke ich Bücher, wenn ich mir sehr viel Zeit nehme beim Stöbern. Wenn ich wenig Zeit habe, nehme ich die Bücher, die mir ins Auge fallen. Und darum dreht sich der Großteil des Problems, nachdem alle anderen Hürden erfolgreich genommen sind: Das Schreiben eines Buches, das Finden eines Verlages oder einer Agentur, das Lektorat, das Cover, der Klappentext. Und dann eben die Vermarktung. Das Gleiche gilt für die selbst publizierten Ebooks. Schreiben, Lektorat, Korrektorat, Cover, Klappentext. Und dann eben wieder die Vermarktung. In dem Blogartikel kommt der Autor zum Schluss, dass folgende Kriterien wichtig wären, um Bücher/ Ebooks sichtbarer zu machen:

. soziale Medien und E-Books müssen viel näher zusammenrücken: Bücher in den Newsfeed!
• die (digitale, soziale) Beziehung zwischen Autoren und Publikum ist einer der wichtigsten Schlüssel
• die Empfehlungsmöglichkeiten zwischen Lesern müssen technisch vereinfacht und qualitativ verbessert werden
• die essentiellen Diskussionen um Bücher brauchen einen organischen, nachvollziehbaren Ort
• und das E-Book braucht eine neue, zusätzliche Form des Leseerlebnisses, weil bisher Abgeschiedenheit Trumpf ist.

Das klingt plausibel. Und ich meine, so etwas schon vor Jahren bei einer meiner werten Blognachbarinnen gelesen zu haben. In den zahlreichen Kommentaren zu dem Artikel die ich quergelesen habe, kommt der Einwand: Ich lese aber im Zug und sonstwo nicht, um das Erlebnis mit anderen zu teilen! Ich will meine Ruhe haben beim Lesen. Nehmen wir einmal an, ich nehme mit meinem Buch an verschiedenen Leseforen teil und teile auch meine Erfahrungen als Leserin in solchen Foren. Dazu unternehme ich andere Aktivitäten, um mein Buch unter die Leute zu bringen. Das Ergebnis wäre eindeutig: Ich hätte noch viel weniger Zeit und Energie, neue Bücher zu schreiben. Es sei denn, ich würde das mit anderen zusammen machen. Ich will aber auch beim Schreiben meine Ruhe haben, denn sonst wäre ich ziemlich total in der digitalen Welt gefangen, was ich nicht will. Habe ich nicht immer gesagt, es gebe eine Realwelt neben der digitalen?

Ich weiß noch nicht so richtig, was ich machen werde. Ein Satz haftet mir im Gedächtnis, den ich einst bei unserer Kollegin Sabine Schäfers las: Autoren, die aufs Ranking starren. Und ich meine, Matthias Matting habe kürzlich erwähnt, dass er jemanden kenne, der nicht mehr schreiben könne vor lauter Rankinggucken. Vielleicht sollte ich alle Favoriten löschen, die sich damit befassen. Und mich in Zukunft nur noch mit den Dientleistern verbinden, die meinen Büchern die für sie maximale Sichtbarkeit verschaffen können, egal ob digital oder gedruckt.

Demnächst in den Onlineshops von Thalia, Weltbild, Hugendubel und vielen mehr: