Mittwoch, 1. Oktober 2014

Ein Fantasyautor des 18./19. Jahrhunderts

Oder sagen wir lieber "Phantastikautor". Der Schriftsteller E.T.A. Hoffmann (1777-1822) hat mich schon seit meiner frühesten Jugend angezogen, vor allem seine "Nachtseite der menschlichen Existenz". Immer wieder habe ich einiges von ihm gelesen, zuletzt "Die Elixiere des Teufels". Jetzt fiel mir, von irgendeinem Antiquariat, eine Biografie über E.T.A. Hoffmann von Rüdiger Safranski in die Finger. Zugegeben, es war nicht immer einfach zu lesen, aber es war zehnmal spannender, über diesen kleinen, von der Natur so benachteiligten Autor zu lesen als die Ausflüge, die ich zwischendurch in die Spiegel-Bestseller-Thrillerliteratur gemacht habe. Seine Werke entstanden mehr "nebenbei", denn sein Hauptanliegen war es, große Musikwerke zu schaffen, das heißt, Texte anderer in Opern umzukomponieren. Seine "Undine" schaffte es schließlich auch, etliche Male gespielt zu werden. Nach kargen Jahren stellte sich der Erfolg ein, neben seiner Tätigkeit als preußischer Regierungsrat war er in Berlin ein gefeierter Autor und kannte alle literarischen Größen seiner Zeit. Einer Zeit, in welcher der Unterhaltungsroman in Mode kam, geprägt von der napoleonischen Besatzung und den ersten Burschenschaften, die auf die Einheit der Deutschen hinarbeiteten. So musste Hoffmann auch ein Gutachten über Turnvater Jahn erstellen, was aber zu Gunsten Jahns ausfiel. Das und einige andere aufrührerische Dinge führten dazu, ihn an eine entfernte Stelle zu versetzen, was er nicht lange überlebte. Eine vom Rücken ausgehende Lähmung machte sich wieder bemerkbar, die im Jahr 1822 zu seinem Tode führte. Noch auf dem Totenbett komponierte er Opern und diktierte die Neufassung eines Textes, die er schon lange hinausgeschoben hatte.



Sein Vorbild war die Gotic Novel des Matthew Gregory Lewis. Meine Bewunderung gilt Hoffmann nicht nur wegen seines unermüdlichen Schaffens, seines Humors, seiner überschäumenden Phantasie und seiner Verdichtungen der Nachtseite des menschlichen Lebens. Ich habe mich in seinen Texten immer irgendwie wiedergefunden, gerade weil es dort auch Mord und Totschlag, Gespenster und psychiatrisch auffällige Gestalten gibt. Letztere konnte er aufgrund der Freundschaft mit zwei Ärzten so gut beschreiben. Auf jeden Fall werde ich mich noch ein wenig mit seinen Werken beschäftigen, derweil ich weiter im 18. Jahrhundert, vielleicht auch bald wieder im 19. Jahrhundert herumwildere.

Siehe auch "Baden-Baden - eine Stadt zum Sterben schön"