Sonntag, 16. Februar 2014

Reise- und Wettergeschichten

Ein Schaufenster in der Altstadt von Ravensburg
Wie kann man nur im Februar Urlaub nehmen, das wäre eine berechtigte Frage. Das habe ich auch mehr oder minder unfreiwillig gemacht, ich weiß ja, wohin das führt, vor allem in einem so böswillig grauen Winter wie diesem. Ich muss also meine restlichen Urlaubstage vom letzten Jahr abfeiern. Und wie alle wissen, die mich ein bisschen kennen, haben wir uns Techniken angeeignet, um dem Sauwetter ein Schnippchen zu schlagen. Man kann ja schließlich nicht zehn Tage in der Stube hocken und sich die Augen vom Monitor austrocknen lassen. Also, wir gucken jeden Abend den Wetterfrosch an, wie er uns zu unserem Sauwetter -mit offenen Armen -begrüßt. Am Wochenende gucke ich darüber hinaus in die Zeitung, denn die zeigt das Wetter für jeden Winkel von Baden-Württemberg an. Dann schaue ich in den Computer, bis ich trockene Augen habe, schaue jeden Winkel an, den man trockenen Fußes besuchen könnte. Nein, Museen, Burgen, Schlösser, Kirchen, Klöster und Bilderausstellungen sind keine Alternative, die haben wir im Umkreis von 100 Km schon zigmal besucht. Also habe ich gestern einen trockenen Ort gefunden: Mengen im Donauried. Da konnte man dann endlich mal wieder reisen! Und es war alles wie neu und frisch gewaschen. Dann noch, schließlich habe ich Urlaub, vorbei an Storchenpaaren auf den Wiesen, vorbei am Deutschordensschloss Altshausen, wo man im Sommer so wunderbar im See schwimmen kann, vorbei am Schreckensee und dem Weiher mit dem Moorwasser nach Ravensburg, wo nicht nur die Spiele herkommen, sondern wo man einzigartige Stunden verbringen kann. Weil diese Stadt ein einzigartiges Flair hat. Je weiter sich der Tag zum Abend neigte, desto wärmer wurde es. Schließlich hatten wir fast 15°, das wäre uns auch am Lago Maggiore nicht beschieden worden. Alle Leute saßen draußen und schlürften ihren Kaffee oder Sekt oder Wein. Am Marienplatz, der "guten Stube" von Ravensburg, hatten wir alles beieinander, was man für den Urlaub im Süden braucht: eine "Riva-Bar", die tatsächlich am Gardasee stehen könnte, eine uralte gotische Kirche, eine belebte Buchhandlung ohne Kette und einen Espresso mit wunderbar italienischen Spagetti. Muss jetzt wahrscheinlich eine ganze Weile reichen!

Das bringt mich auf den Gedanken, dass ich eigentlich mal wieder etwas ganz Anderes machen möchte als Romane schreiben. Romane schreiben heißt heutzutage, dass dich jeder umsonst in seine Plattformen aufnehmen kann, du selbst dagegen musst zehntausende Euronen an Strafe zahlen, wenn dich jemand dabei erwischt, dass du auch nur einen Satz ungefragt aus Zeitungen oder Rezensionen übernimmst. Siehe das Urteil des Landgerichts München in Bezug auf Zitate aus Zeitungen und Rezensionen. Irgendwie verliere ich die Lust zum Schreiben.

Und dennoch: Gab es nicht mal einen Artikel von mir über Oberschwaben, wo der Himmel weiter und höher ist als andernorts? Wo sich die Barockkirchen und Klöster eng aneinander drängen, wo sich Moore mit Hügeln, Seen und Wäldern abwechseln, keine Blitzer stehen und die Biergärten schon bayrisch anmuten? Eine Welt der Bäder und Thermen, der Trampelpfade und Fahrradwege und der einzige Platz, an dem ich je in meinem Leben Birkenpilze gefunden habe. Und das alles kann man doppelt und dreifach genießen, wenn man es nicht im Überfluss hat, so mit tagelanger Sonne und Postkartenfarben, sondern erst den Wetterfrosch überlisten musste. Heute war keine Trixerei möglich, heute war totales Home-Relaxen angesagt, aber für morgen habe ich mir wieder einen kleinen Tripp ins Unbekannte ausgedacht. Über die Gegend, Hohenlohe, habe ich in meinen "Orten zum Reinschmecken" schon geschrieben, und es ist wieder eine ganz andere Region mit ganz anderen Highlights.