Samstag, 4. Januar 2014

Raus aus der digitalen Falle!

Die Weihnachts- und Silvestertage habe ich in sehr intensivem Kontakt mit realen Personen verbracht, mit kulinarischen Sinnenreizen, mit Stadt- und Einkaufstripps, Wanderungen in der Sonne und einem Besuch in Bad Wildbad im Nordschwarzwald, vielleicht eine halbe Stunde von hier entfernt. Im "Palais Thermal, einer der schönsten Thermen Europas, die ich schon immer mal besuchen wollte, war aufgrund des schlechten Wetters ein Riesenstau entstanden. Es half nichts, wir mussten in die Vitalis-Therme ausweichen, die im Vergleich mit dem maurischen Badetempel und den Fürstenbädern doch etwas karg wirkte. Aber auch sie war sinnenreizend. Am Tag darauf, gestern, fühlte ich mich leer und ausgelaugt. Irgendwie hatte ich keine Lust, den PC hochzufahren, stattdessen stellte ich lieber das Radio an. Als ich den Computer dann doch hochgefahren hatte, langweilte mich fast alles, was ich zu sehen bekam, über alle Maßen. Warum schreibe ich nicht einfach weiter?, dachte ich. Ich habe keine Lust, sagte mein Alter Ego. Es ist so sinnlos. Was war geschehen?

Heute lese ich bei meiner Blognachbarin Nikola Hotel (Verstummt) , dass sie ganz ähnlich empfunden und sich jetzt bei Facebook ausgeloggt hat. Spontan habe ich meinen Account wenigstens mal von den Favoriten gelöscht. Dann fand ich noch einen neueren Artikel der NZZ: Die Bilder und die Leere. Dessen Fazit ist zumindest, dass labile und schüchterne Menschen davon krank und depressiv werden können. "Gesunde"Menschen können nur "glücklich" damit werden, indem sie sondieren und eindeutige kommunikative Schwerpunkte setzen. Mich hat man gestern ins Auto gesetzt und in die nächstgrößere Stadt verbracht, wo wieder Gesichter, Düfte, Bücher und Kaffee an mich herangebracht wurden. Und siehe da, die paralysenhafte Erstarrung wich fast sofort, ich konnte mich wieder bewegen.

Es scheint, als sei die ganze Welt in einem Viereck erstarrt. Natürlich gehört das Fernsehen auch dazu, selbst die Zeitung, die ich in letzter Zeit nur noch oberflächlich gelesen habe, wenn überhaupt. Aber ich weiß jetzt wenigstens, woher mein zunehmendes Unbehagen kommt. Es liegt nicht an den Social Media an sich, sondern in meinem Umgang damit, auch mit den falschen Erwartungen und Hoffnungen, die ich vielleicht einmal damit verknüpft habe. Mein vorläufiges Fazit: Die Kontakte der letzten zehn, dreizehn Jahre haben mich in vielem, vor allem als Autorin, weitergebracht, auch die realen Kontakte, die daraus entstanden sind. Mindestens die Hälfte davon aber war, das gebe ich ehrlich zu, reine Zeitverschwendung, manchmal spaßig, manchmal zermürbend. Und ich will und werde in Zukunft lernen, das eine von dem anderen zu unterscheiden.