Donnerstag, 20. März 2014

Self Publishing bald nicht mehr so attraktiv?

Das alte Cover
Erst jetzt bin ich auf zwei Artikel gestoßen, die eine künftige Preispolitik bei Amazon und die Konsequenzen beleuchten, die sich für Autoren daraus ergeben könnten. Audible: Amazon dreht Verlagen und Autoren den Hahn zu.
Live by the river ...
Der erste Artikel beschäftigt sich damit, dass Amazon &Co. ab 12. März nur noch 40% Tantiemen für Audio-Bücher zahlen statt wie bisher 50-90%, je nach Umsatz. Ohne Exklusivbindung nur noch 25%. Daraus kann jeder folgern, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis auch die Tantiemen für E-Books bei Amazon KDP mit und ohne Exklusivbindung sinken werden. Im zweiten Artikel wird eine Rechnung aufgemacht, wie ein (Sach-) Buch für 0,99 Cent bei 10 000 Verkäufen reüssiert - die Konsequenz daraus ist eigentlich, dass man bei jedem Buch, das man publizieren möchte, von vornherein entscheiden muss, was genau man damit will. In dem Artikel wird nämlich gefolgert, dass Amazon inzwischen eine solche Marktmacht errungen hat, dass den Selfpublishern gar nichts anderes übrigbleibt als ihre Bücher dort weiterhin zu vertreiben, mit allen Selbstmarketingkonsequenzen.

Ich habe mal eine Rechnung aufgemacht für ein E-Book, das ich selber herstellen könnte. Dies ist ein Planspiel und nicht unbedingt auf andere Autoren und ihre Bücher übertragbar! Es kostete ursprünglich 14,90,- Euro. Der Verlag würde, so er Interesse daran hätte, wahrscheinlich höchstens auf 9,99,-Euro runtergehen, womit er das Buch quasi unverkäuflich machen würde (das vorher ja für den Umfang schon zu teuer war). Ein Blick auf Amazon zeigt mir, dass dieser Verlag noch keine E-Books herausgebracht hat. Meine Aufbau-Verlags-E-Books für 6,99,- Euro verkaufen sich übrigens eindeutig besser als die für 7,99,-Euro. Nehmen wir mal an, ich würde das SP-E-Book für 2,99,-Euro verkaufen. Bei 70% Tantiemen und 1000 Verkäufen würde ich dafür 2.093,-Euro vor Steuern bekommen, bei 40% und 1000 Verkäufen 1.196,- Euro. Die Chance, es überhaupt zu verkaufen, sind bei 2,99,-Euro natürlich wesentlich größer als bei 9,99,-Euro. Verkaufe ich es für 3,99,-Euro, würde ich bei 1000 Verkäufen und 70% 2.793 Euro vor Steuern bekommen. Bei 40% Tantiemen 1.596,-Euro. Alles in allem scheint das ein etwas niedrigerer Anteil als bei den Verlagsbüchern zu sein. Da bekam ich nach Abzug des Agenturhonorars einen vierstelligen Betrag im unteren Bereich pro Buch. Allerdings betrugen die Auflagen vierstellige Höhen im oberen Bereich, und jedes Buch, das weniger einspielte, wurde mit dem vorigen verrechnet. Fazit: Selbst bei niedrigeren Tantiemen von Amazon kann es durchaus weiterhin lohnend sein, selbst ein E-Book herauszubringen. Vorausgesetzt, das Honorar geht nicht für ein Lektorat drauf. Ich selbst müsste wohl einen gewissen Betrag für das neue Cover ansetzen, das Lektorat wurde ja schon gemacht. Das scheint allemal besser zu sein als das Buch weiter vor sich hindümpeln zu lassen (habe heute gerade die Abrechnung bekommen). Das Letzte wäre dann ein wirklich guter Titel, der Klappentext ist soweit ganz o.k. Also, ich mache mal ein kleines Brainstorming, vielleicht fällt jemandem noch ein Titel ein, der ihm gefallen würde?

Das Vermächtnis des Bischofs (Titel gehört dem Verlag)
Teufelswerk (damaliger Vorschlag der Agentur)
Der Alchimist des Teufels
Zu Asche verbrannt
Ein teuflischer Plan
Tödliche Beeren (Tollkirschen)
Hinter Klostermauern
(Die) Hexenküche
Vielleicht auch noch ein -in-Titel wie "Die Äbtissin"?
Der Hexer?
Der dunkle Turm (aber das gibt's schon von Stephen King, glaube ich, und
"Der Alchimist" ist durch Paulo Coelho weltbekannt.





  








6 Kommentare:

  1. Hi Christa, (Grüße von einer der aus der Textwerkstatt PF),

    auf den Dunklen Turm würde ich genauso verzichten wie den Hexer, die sind nämlich so oder sehr ähnlich bereits zu kaufen.

    Ansonsten bin ich nicht soo super im Titel finden, aber "Ein/Der Alchimist des Teufels" klingt nicht schlecht, und mit den Beeren ... "Tödliche Kirschen/Früchte" ginge leichter über die Lippen.

    Viel Glück mit dem weiteren Brainstorming!

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  2. Ja, "Der Hexer" war doch ein Krimi von Francis Durbrigde, wenn ich mich recht erinnere ...
    Dann enge ich meine Auswahl mal ein:
    Der Alchimist des Teufels
    Tödliche Kirschen
    Und von mir sonst favorisiert:
    Ein teuflischer Plan
    Zu Asche verbrannt

    Danke und liebe Grüße nach PF!
    Christa

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  3. Das erste trifft es bis jetzt eigentlich am Besten-eine kleine Abwandlung:
    "Des Teufels Alchimist"

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  4. Dass man sich nicht zu abhängig machen sollte von Quasi-Monopolisten, predige ich seit Jahren, liebe Christa, aber es ist ja nicht so, dass Amazon die Alleinplattform wäre. Diese Bedeutung hat es sicher für all diejenigen, die SP mehr oder weniger als Hobby betreiben oder aufgrund von Genres dort besser aufgehoben sind.

    Wer professionell SP betreibt, kommt ohne Distributor kaum noch aus, so viele Plattformen und Läden gibt es derzeit. Und man wäre blöde, die nicht zu bestücken bis in den normalen Buchhandel hinein (ich baue das auch demnächst auf, wenn ich endlich Zeit habe). Wer bereits einen Namen hat, hat außerdem die Möglichkeit, einen eigenen White-Label-Shop aufzumachen.

    Wie man ernsthaft ein Sachbuch für 99 Cent verschleudern kann, habe ich noch nie kapiert. Autoren, die Arbeit derart verschleudern, müssen sich nicht wundern, wenn auch Amazon sie einmal verschleudern wird ;-)

    Als SPler bin ich, so ich wirtschaftlich denken möchte, schlicht wie ein echter Verleger, nur ohne Fremdautoren. Sprich, ich muss zuerst eine KOSTENrechnung aufmachen, bei der nicht nur solche Dinge einfließen müssen wie Grafik oder Lektorat, sondern auch die eigenen Arbeitsstunden und Kosten (Software, Büro etc.). Hier betrügen sich die meisten gewaltig.

    Und von dieser Kostensumme aus muss ich eine sog. Deckungsauflage ausrechnen, sprich: Wie viele Exemplare muss ich absetzen, bis ich die ersten Tantiemen verdiene. (Da habe ich Steuern und Sozialabgaben noch nicht berücksichtigt!) Erst, wenn ich sagen kann, dass ich auch fähig bin, in diesen Plusbereich zu kommen, lohnt es sich. Und dazu gehört verlegerische Arbeit ...

    Aber zu deinem Beispiel zurück: Neuauflage der eigenen Backlist lohnt sich IMMER. Die Bücher sind sonst nur totes Kapital - und sie existieren ja schon, müssen nicht mehr geschrieben werden.

    Herzlichst, Petra

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  5. Mal eine naive Frage: Warum fragst du den Verlag denn nicht, ob du den Titel nutzen darfst ... wenn die eh keine E-Books machen? Nur so bekommst du doch für die Käufer den Zusammenhang zum Print.

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  6. Liebe Petra,

    vielen Dank für die übersichtliche Darstellung des SP-Verfahrens für einen professionellen Autor!
    "Aber zu deinem Beispiel zurück: Neuauflage der eigenen Backlist lohnt sich IMMER. Die Bücher sind sonst nur totes Kapital - und sie existieren ja schon, müssen nicht mehr geschrieben werden."

    Genau das war meine Überlegung, auch wenn es sich nicht so verkaufen sollte, wie es wünschenswert wäre, ist es immer hin weiter-dauerhaft-im Angebot. Allerdings ist die Printausgabe noch in der Backlist des Verlags zu finden und wird in diversen Shops angeboten. Die letzte Abrechnung war im einstelligen Bereich. Ich muss aber gar keine Rechte zurückfordern, wie gesagt, da die E-Bookrechte nicht vergeben wurden, könnte also loslegen.

    "Mal eine naive Frage: Warum fragst du den Verlag denn nicht, ob du den Titel nutzen darfst ... wenn die eh keine E-Books machen? Nur so bekommst du doch für die Käufer den Zusammenhang zum Print."

    Im Vertrag steht die Klausel: Der Titel gehört dem Verlag. Dazu habe ich jetzt noch mal die rechtliche Beratung im Autorenforum angeguckt (öffentlich). Da steht, die Klausel sei unwirksam und überflüssig, falle auch nicht unter die sogenannte "Überraschungsklausel". Ich hatte dem Verlag geschrieben und warte noch auf die Antwort. Den anderen Titel und das andere Cover wollte ich machen, weil mir die alten nicht mehr so gefallen. Wiedererkennungswert für Leser: Das Buch wurde vor allem regional vertrieben (Tübingen, Reutlingen, Nürtingen), so dass die Bandbreite als E-Book vielleicht etwas größer wäre ...Aber natürlich könnte ich auch den alten Titel nutzen.

    Herzlichst
    Christa

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