Mittwoch, 16. Mai 2012

Autor werden ist nicht schwer ...

...Autor sein dagegen sehr. Gerade habe ich einen Blogartikel des Autors Alexander Zeram gefunden, der diesen Prozess sehr gut zusammenfasst - von der Idee, ein Buch zu schreiben über die Verlagssuche bis hin zu den Ebooks. Wie hatte ich mir das eigentlich vor zwölf Jahren, als ich "belletristisch" zu schreiben begann, vorgestellt? Bis dato war ich insofern erfolgsgewöhnt, als meine Zeitungsartikel zur Umwelt, zur Aufrüstung und zu den AKWs immer gleich erschienen. Als Vorstandsmitglied des Frauenhauses und selbst als Betreuerin meiner Wohngruppe erschien mein Konterfei in der Zeitung, war ich sogar in den Abendnachrichten zu sehen. Naja, zumindest wollte ich gleich mal einen Preis gewinnen für mein erstes Buch. Das hat sich dann peu à peu zerfasert, und natürlich wurde es auch nichts mit dem Bestseller und dem Haus am Bodensee. Reiseschriftstellerin wollte ich werden, die mit einem Wohnmobil durch die Lande zieht und den Verlag druckfrisch beliefert. Was ist von diesen Träumen geblieben?

Zumindest die Erkenntnis, dass es für einen Autor therapeutisch äußerst wirksam ist, immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht zu werden. Er könnte ja sonst zu den Wolken fliegen und sich an den Strahlen der Sonne verbrennen! Und eine zweite Erkenntnis, nämlich die, warum ich die ganze Mühe, veröffentlicht zu werden und zu bleiben, auf mich genommen habe: Ich wollte schlicht und einfach nur wahrgenommen werden. Und mir und anderen etwas mitteilen, natürlich. Womit wir beim Schlagwörtchen Teilen wären. Seit ich schreibe (und das hat ganz früh angefangen, mit dem Tagebuch unter der Bettdecke), wollte ich das mit anderen teilen. Das heißt, dieses Tagebuch war nicht für mich allein, sondern andere sollten, durften es ebenfalls lesen. Deshalb habe ich diese Tagebücher aufbewahrt und nicht an das Archiv in Emmendingen geschickt, wo sie wissenschaftlich aufbereitet werden. Dann hätte ich nämlich nie wieder etwas von ihnen gehört! Später veröffentlichte ich Fotos und einen Artikel in einem Sachbuch, gewann ich einen Zeitungswettbewerb mit einer Wanderung, was mir ein Traumwochenende am Bodensee bescherte. Na, da klingelts doch: Hatte ich mir nicht häppchenweise meine Träume erfüllt? Ein paar Jahre lang bestückte ich einen Kalender und reiste dafür ganz schön in der Gegend rum.

Dann wurde es ernst. Bis jetzt war alles Spielerei gewesen. "Schreiben" war das zweite Wort, das ich in meinen neuen Computer eingab. In einer Schreibwerkstatt übte ich mich in Kurzgeschichten, Veröffentlichungen in satirischen und anderen Zeitschriften. Immer wurde alles geteilt und mitgeteilt. Erste und zweite Roman-Veröffentlichung 2004, dann Agentursuche, Verlagssuche, sehr schweiß-und kräftetreibend, nächste Veröffentlichungen 2009, letzte 2011. Und jetzt stehe ich wieder ganz am Anfang. Wieder warte ich auf einen Vertrag, wieder muss ich bangen, dass der Verlag das Buch nicht nimmt. Inzwischen sind die sozialen Netze stark angewachsen, Autorenforum, Blogs, Twitter, Facebook. Ich bin also sichtbar geworden, und einen ziemlich Teil meiner Zeit verbringe ich mit diesen Netzwerken. Das führt zu immer neuen Fragestellungen, zum Beispiel auch zu der, warum ich meine Bücher nicht freiwillig-kostenlos mit anderen teilen will, wie ich es doch früher immer wollte. Es gab einmal Zeiten, da hätte ich das mit Freuden getan. Es gab Zeiten, da habe ich mich gefreut, als ein Reitergeschäft in Baden-Baden eine Kurzgeschichte von mir herunterlud. Darauf, sie anzuzeigen und den Anwalt eine Geldstrafe von 1000 Euro eintreiben zu lassen, wäre ich niemals gekommen! Naja, fragen hätten sie mich schon können. Ich wäre auch bereit, ein Ebook herzustellen und es ein paar Tage zu verschenken, wie es Petra van Cronenburg in einer beispiellosen Aktion getan hat. Ich habe auch noch Printbücher zu verschenken, in der Hoffnung, dass dabei eine Rezension herausspringt. Ich möchte teilen, aber auf Gegenseitigkeit. Einen Roman herunterzuladen kostet nichts, auch keine Anstrengung. Meine jahrelangen schreiberischen Anstrengungen (die, zugegebenermaßen, natürlich auch viel Vergnügen bereitet haben) möchte ich nicht wie Hühnerfutter auswerfen. Macht mir mein Ebook, liebe Anhänger des kostenlosen Downloads, dann dürft ihr es ein paar Tage lang kostenlos verteilen und bewerben-und dann möchte ich die Früchte meiner Arbeit genießen.