Dienstag, 30. Oktober 2012

Hat mir die E-Book-Verschenkaktion etwas gebracht?


Jetzt, nach fast genau zwei Monaten, wird es Zeit, einmal eine Bilanz aus meiner E-Book-Veröffentlichung und der Verschenkaktion Ende September zu ziehen. Am besten operieren wir mit verdeckten Zahlen. Bis zu der Verschenkaktion war der Verkauf-und überhaupt die Wahrnehmung -im alleruntersten einstelligen Bereich, trotz mannigfacher Werbemaßnahmen. Bei der Verschenkaktion schnellte der Rang innerhalb zweier Tage ganz steil nach oben, war im vierstelligen Bereich (was nach Meinung eines Experten  mehr als dreimal so viel war, als man es bei so einem Nischenthema erwarten konnte) - und landete auf Platz 2 derTop 100. Im Oktober verkaufte sich dann jeden Tag ein Buch, was eine Zunahme um das Zehnfache war. Mitte November und vor Weihnachten könnte ich dann noch einmal Kostenlostage durchziehen und sehen, ob sie das Ergebnis weiter verbessern. An Masse ist es erstmal wenig. Vergleichen wir das jetzt mal mit meinen besten Printverkäufen. Da gingen zum Beispiel in elf Tagen ein paar Tausend über die Ladentheke, bezahlt und abgerechnet, eine ganze Auflage.
Bei welchem von beiden Modellen schneide ich als Autorin wohl besser ab? Oder hält es sich die Waage?
Printbücher: Nach Abverkauf in den Buchhandlungen passiert eigentlich gar nichts mehr. Ich habe meinen Vorschuss bekommen, verteilt auf zwei Termine und zwei Jahre, und danach verdiene ich nichts mehr. Rezensionen gibt es nur sehr wenige.

E-Book: 70% von 4.99 sind ca. 3,49. Wenn ich 100 Bücher verkaufe, hätte ich also 349 Euro verdient. Ich müsste also etwa 400 Bücher verkaufen, um auf dasselbe Niveau wie das der Printbücher zu kommen. Rezensionen gab es übgrigens auch hier kaum welche. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der Bärenanteil, nämlich das Lektorat, schon von einem Verlag durchgeführt wurde.

Was kann ich persönlich für ein Fazit aus diesen Überlegungen ziehen?
1. Ich würde die Printbücher, selbst wenn die Rechte an mich zurückfallen, nicht mehr als E-Books herausbringen.
2. Wenn ich neue Bücher als E-Books herausbringen würde, dann solche mit Themen, die mir ganz besonders am Herzen liegen und die kein Verlag haben möchte.

14 Kommentare:

  1. Darf ich fragen, was dich zu Schluss 1 bringt? Noch gibt es Luft nach oben, da können also noch ein paar hundert Euro dazukommen.

    Liegt es am Verhältnis (Arbeits)Aufwand/Ertrag?

    Liebe Grüsse

    Alice

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  2. Von allem ein bisschen, Alice. Meine Printbücher sind verkauft, ich glaube nicht, dass sie als E-Book noch mal eine Chance hätten. Das Verhältnis Arbeitsaufwand/Ertrag ist bei beiden eigentlich ähnlich.

    Liebe Grüße
    Christa

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  3. Darf ich auch fragen, liebe Christa?
    Du schreibst, du habest den Abverkauf des E-Books bisher mit deinen "besten" Printverkäufen verglichen: doch hoffentlich nicht mit denen der Romane, sondern mit dem des gleichen Buchs?

    Ich denke außerdem, dass du da eine falsche Rechnung aufgemacht hast. Es ist ein ganz anderes Vertriebssystem. In den Buchhandel hinein hast du bei Erscheinen einen massiven Vorabverkauf, sprich, die Verlage drücken so viel Exemplare wie möglich auf einmal in den Buchhandel. An dieser Zahl erkennt man aber weder, wie lange diese Bücher dann in den Regalen schmoren, noch die Remittenden. E-Books kommen langsamer, sind aber unverwüstlich am Markt. Man kann sie auch nach zwei Jahren noch mit einer Aktion hochreißen - das geht im Buchhandel mit Print nicht.

    Um wirklich aussagekräftige Zahlen zu haben, musst du ein Jahr rechnen. Das ist alles viel zu frisch! Vergiss auch nicht, dass die Mörike-Liebhaber womöglich schon dein Printbuch haben. Einen wirklich gerechten Vergleich hättest du also nur bei gleichzeitigem Start beider Formate.

    Was mich betrifft, so lohnt sich die Backlist als E-Book sehr, wobei man sich und dem Bekanntwerden aber ein paar Monate bis ein halbes Jahr geben sollte bei solchen Nischenthemen. Vom "Lavendelblues" habe ich in wenigen Monaten als E-Book mehr verkauft als der Verlag in einem Jahr - und umso mehr am Buch verdient, weil ich nicht mit TB-Tantiemen abgespeist werde.

    Schwierig sind Nischenthemen im Sachbuchbereich vor allem bei Amazon, weswegen ich z.B. an eine Ausweitung auf andere Shops denke. Amazon hat das typische "Vielleserpublikum", anderes muss man mit PR erst dorthin ziehen ...

    Herzlichst, Petra

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  4. Danke für diese Einschätzung, Petra, darauf hatte ich gehofft.:-)
    Also rechnen wir mal weiter. Dasselbe Mörikebuch als Print verkaufte sich in dreistelligen Dimensionen, 5 Monate lang, dann ging es nur noch schleppend. Dass das E-Book auch noch nach zwei Jahren mit Aktionen hochgerissen werden kann, war mir noch nicht klar gewesen. Ich denke immer, so viele Mörike-Fans kanns doch gar nicht geben, dass sie tausende herunterladen und dann auch noch welche kaufen!:-) Ja, ich kenne Leser und Leserinnnen, die mein Printbuch schon haben.
    "Vom "Lavendelblues" habe ich in wenigen Monaten als E-Book mehr verkauft als der Verlag in einem Jahr - und umso mehr am Buch verdient, weil ich nicht mit TB-Tantiemen abgespeist werde." Das ist ja das, was es uns Autoren so schmackhaft macht! Und dass es Sachbücher bei Amazon schwerer haben, glaube ich gern. So werde ich wohl noch ein halbes bis ein Jahr warten, bis ich ein wirkliches Bild habe. Ach ja, die Backlist. Soweit ich es beurteilen kann, werden die Bücher beim Verlag noch vorgehalten. Wieviele Jahre waren es noch, bis man seine Rechte zurückholen kann? Fünf?

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  5. Es liegt ja ein wenig daran, was man erreichen möchte. Der Reichtum und die Kooperation mit einem renommierten Verlag sind natürlich bei den meisten Leuten der große Traum, wenn sie schreiben. Aber das ist nur für einen ganz geringen Anteil an Leuten zu erreichen. Wer selber die Kontrolle über seine Werke haben und viele Leser erreichen möchte, für den bieten sich eBooks natürlich an.

    Ich fände es schade, wenn gute Bücher (wie die Mörike-Biographie, von der ich natürlich vorher noch nie gehört hatte) nur einen kleinen Leser erreichen und dann ganz von der Bildfläche verschwinden. Ist es wirklich so ein großer Aufwand, das fertige Manuskript in eBook umzumodeln, wenn Lektorat etc. schon fertig sind?

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  6. Es ist kein großer Aufwand, E-Books herzustellen-zwei meiner Verlage hatten das im Handumdrehen geschafft. Das Schwierigste scheint mir wirklich das Bekanntmachen zu sein.

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  7. Rechterückruf:
    *Sobald* ein Werk vergriffen ist, kann man die Rechte unter Setzung einer angemessenen Frist (ein paar Wochen) zurückrufen. Nach zwei Jahren fallen sie automatisch zurück, aber ich würde immer den ersten Weg gehen, weil du dann auch etwas Schriftliches in Händen hälst und das auch noch schneller.

    Vom Verlag nicht genutzte E-Book-Rechte kann man noch während der Laufzeit zurückrufen, wenn man sie denn überhaupt vergeben hat. Dein Agent hat die Formbriefe dafür und die Fähigkeit zur Rechtsberatung, die ich nicht leisten darf.

    E-Books halten "ewig", also kann man sie auch ewig immer wieder anders nutzen. Natürlich reicht es nicht, bei FB oder in Blogs zu erzählen, welches Buch man verkauft - wenn man nichts dafür tut, dass in diesen Medien immer wieder neues und anderes Publikum herbeiströmt, weil es einen Zusatznutzen hat. Das machst du ja geschickt mit deinen Mörike-Geschichten und Wanderungen, die irgendwann mal auch via Suchmaschine neue Interessenten bringen. Andere Möglichkeiten für PR sind Gedenktage oder Orte / Situationen, wo sich Menschen mit Mörike beschäftigen, sei es wissenschaftlich, in der Schule oder oder ... Es gibt so viele Möglichkeiten!

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  8. Einem der Verlage hatte ich die E-Bookrechte übertragen, zweimal sind sie nicht genutzt worden. Das merke ich mir mal.Bei zweien der Bücher müssten die Rechte dann schon zurückgefallen sein (Pilgerin und Nonne und Hure), bei den anderen nächstes Jahr. Einmal (Bischof)habe ich keinen Anspruch auf den Titel. Ich glaube, ich mache es so: Erstmal kümmere ich mich weiter um meinen Mörike, für den du ja noch ein paar Ideen beigesteuert hast, danke!, nebenbei schreibe ich den neuen Roman, mache dann das Lektorat für das Buch, das ab Frühjahr rauskommt und dann-mal sehen!:-)

    Herzlichst
    Christa

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  9. Warum denn "dann mal sehen" und immer abwarten? Rechte holt man sich so schnell wie nur möglich zurück! Und wenn ein Verlag die E-Book-Rechte nicht nutzt, kündigt man diese aus eben diesem Grund heraus. Das ist bares Geld bei der VG Wort, denn ab Rechterückruf gibt's mehr für den utor! Sag mal, was macht dein Agent eigentlich den lieben langen Tag? ;-)

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  10. Das "mal sehen" bezog sich darauf, mal sehen, ob ich eins dieser Bücher noch mal selbst als E-Book herausbringen will. Hab noch mal geguckt-der Betrag, den man bei zurückerhaltenen Rechten von der VG Wort bekommt, sei gering, summiere sich aber nach Jahren. Allerdings ist in meinen Verträgen ein Rechterückruf bei Nichtsausübung einzelner Rechte erst nach 5 Jahren seit Rechteeinräumung möglich.
    Dieses Juristendeutsch!:-)

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  11. Liebe Christa,

    ein wenig erschreckt mich Dein Fazit. Und ich hoffe, dass Du doch noch mal den E-Book-Sprung wagst, denn ich bin mir sicher, dass Deine historischen Romane da wesentlich mehr erreichen können. W e s e n t l i c h mehr! Und es ist bares Geld, was da rumliegt. Ich habe fast alle Deine Romane gelesen und kann sie nur weiterempfehlen. Die kannst Du keinesfalls mit einem so speziellen Nischenthema vergleichen.
    Lass Dich nicht davon abschrecken!
    Nebenbei bemerkt: Mir ist aufgefallen, dass Dein Mörikebuch äußerst günstig antiquarisch zu haben ist. Wenn man das preislich mit dem E-Book vergleicht, könnte ich mir vorstellen, dass das Käufer abhalten kann.
    Aufstehen ... Krone richten ... weitermachen!:))

    Liebe Grüße
    Nikola

    P.S. Dein neues Blogdesign ist sehr schön!

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  12. Liebe Nikola,

    Die wesentlich günstigeren Mörikebücher habe ich gar nicht gefunden, dafür einen neuen Eintrag der Stanford University:
    http://searchworks.stanford.edu/view/5686259
    Was dich erschreckt, ist vielleicht das, was zwischen den Zeilen mitschwingt: Dass ich es momentan irgendwie leid bin, mich immer wieder abzustrampeln für das, was im Endeffekt dabei herauskommt, und das meine ich nicht nur finanziell. Ein E-Book "Die Hure und der Mönch" hat ja schon der Verlag rausgebracht, läuft nicht besonders, was ja auch am Preis liegen mag. Das Blaubeurener dümpelt vor sich hin. Aber ich weiß, was du sagen willst, was ihr alle wahrscheinlich meint: Wenn die Bücher sich so schnell verkauft haben, besteht Interesse, und wenn sie nicht mehr aufgelegt werden, könnten die, die es nicht mehr in den Buchhandlungen finden, kaufen! "Die Nonne und die Hure" wäre das erste Buch, das (habe gerade noch mal im Vertrag nachgeguckt) am 12. Dezember 2012 frei für die Rechterückgabe wäre, dann folgt im September "Die Pilgerin von Montserrat". Dafür wurden die E-Bookrechte auf jeden Fall nicht in Anspruch genommen. Ich könnte das erste noch mal überarbeiten und nächstes Jahr rausbringen. Was mir nur Kopfzerbrechen macht: Wo soll ich bei all den Plänen, Lektoraten und vor allem der PR usw. noch die Zeit hernehmen, einen neuen Roman zu schreiben????:-)
    Dann die Preisfrage: Ob es mit 3,99 Euro besser laufen würde als mit 4,99?

    Liebe Grüße, und danke allen fürs Mutmachen
    Christa

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  13. "Dass ich es momentan irgendwie leid bin, mich immer wieder abzustrampeln für das, was im Endeffekt dabei herauskommt..."

    Schon mal daran gedacht, konsequent alles hinzuschmeißen und das Bücherschreiben völlig einzustellen? Das Leben von Grund auf diesbezüglich zu ändern? Klingt jetzt brutal, aber ich hab das mal in einer schlimmen Zweifelphase gemacht. Es hat nur ein paar Tage gedauert, bis ich wieder wusste, warum ich das alles auf mich nehme. ;-)

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  14. Klingt eigentlich nicht brutal, sondern sehr klar! Ich habe mir ja auch schon Schreibpausen verordnet, die ich nie lange durchhielt. Und da ich jetzt zwei Tage nach Frankfurt fahre, könnte ich schon mal damit anfangen ...bis dann, ganz herzliche Grüße an alle, die mir zugehört, mich auf neue Gedanken gebracht und mir den Kopf gewaschen haben!:-)

    Christa

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