Montag, 10. Oktober 2011

Besuch im Kloster Bebenhausen

 Dies ist nicht der Schauplatz eines neuen Romans von mir-wenngleich es doch schon mal einer war (Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht). Es ist ein UNESCO_Weltkulturerbe, das wir immer wieder gern besuchen. An Wochenenden und Feiertagen herrscht hier ein äußerst reger Verkehr.
Kloster Bebenhausen wurde vermutlich um 1183/84 von Prämonstratensermönchen gegründet. Im Jahr 1190 übernahmen es die Zisterzienser. Nach der Reformation enstand hier eine evangelischen Klosterschule. Dass dieses Kloster in einem so kalten, feuchten Tal erbaut wurde, ist wohl damit zu erklären, dass die Mönche immer nah am Wasser bauten. So hatten sie sogenannte Schöpfhamen (Netze), mit denen sie ihre Karpfen und Forellen fingen. Im Dormitorium mit seinem Schmuckziegelboden schliefen ursprünglich alle Mönche nebeneinander, später wurden Zellen eingebaut. Über jeder Zelle ist ein Antonius - oder Taufkreuz über der Tür eingraviert. Die Räume enthalten ein oder zwei Betten, sind sonst schmucklos. Geheizt wurde nur das Winterrefektorium. Im Scriptorium gibt es Leinwand, Tafel, Feder, Tintenhorn, Pergament und Bimsstein zum Glätten und Radieren zu sehen.
Klostergelände mit Bach

Kreuzgang

Figuren in der Brunnenstube

Heizraum unter dem Parlatorium

Gegenstände aus dem Kloster

Mönchszelle im Dormitorium

Mönchszelle mit Strohpritsche

Einzug in Jerusalem-Fensterbild in der Kirche

Sehr intime Einblicke in das Leben der königlichen Familie erhält man bei der Besichtung des Jagdschlosses, ehemals Abthaus. In den Räumen von Königin Charlotte steht ein echter Breughel – „Die Kirchweih“. Dann gibt es Ulmer Barockschränke aus dem 18. Jahrhundert sowie einen Schreibtisch aus dem 16. Jahrhundert. Die Räume waren schon Drehort für einen "Kommissar". Ein Schachspiel fällt ins Auge: mit Figuren aus Walrossstoßzähnen, mit dem man gegen Napoleon kämpfen konnte. Die Küche (Anfang des 19. Jahrhundert) mit ihrem Speiseaufzug und das moderne Bad daneben sind sehenswert. Im Eingangsbereich hockten die Kutscher und warteten auf die Herrschaften. Ihre Pferde stellten sie in dem überdachten Vorbau ab.Monasterium sine amario quasi castrum sine armamentarium. Ein Kloster ohne Bibliothek ist wie eine Burg ohne Waffen. Leider ging die Bibliothek während der Reformation verloren. Sehr schön der Kreuzgang, das Parlatorium, der Kapitelsaal und der Klostergarten. Schlüpft man durch ein romantisches Törchen am Nordende, gelangt man zu dem Haus, in dem Eduard Mörike wenige Jahre vor seinem Tod zwei Mal weilte. Hier entstand 1863 sein Gedicht Bilder aus Bebenhausen“.
" Ebendaselbst
Eulenspiegel am Kreuzgang, was? der verrufne Geselle
Als Gurttraeger? Und wem haelt er sein Spiegelchen vor?
Einem entruesteten Moench, der ganz umsonst sich ereifert;
Immer nur lachet der Schalk, weis’t ihm die Eule und lacht."

Kloster Bebenhausen von Osten gesehen

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