Sonntag, 3. April 2011

Wo Mörikes Frühlingsgedicht entstand

Dies ist das Haus in Pflummern bei Riedlingen/Donau, in dem der Dichter Eduard Mörike 1829 einige Monate als Pfarrverweser weilte, und hier entstand auch das Gedicht:
"Er ist's-Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte .."


Heute standen wir, nach einigen Irrungen und Wirrungen, wieder einmal vor diesem Haus, an einem Platz, an dem vor etwa neun Jahren alles begann, als ich mit dem Schreiben von Romanen begann. Wir sprachen damals mit dem Pfarrer in seinem Garten über Mörike, er wusste einiges zu berichten, unter anderem, dass Mörike wohl manchmal abends mit dem Ochsenkarren heimgebracht werden musste. Ob er im Nachbardorf Grüningen in der Wirtschaft gewesen ist und seinen Frust mit Bier und Most runterspülte? Den Frust darüber nämlich, dass er Pfarrer werden sollte und nicht Dichter sein durfte.
Ich hatte nach Veröffentlichung meines Mörike-Romans den Eindruck, dass es nicht viele Menschen gebe, die sich für ihn interessieren. Aber das lag u.U. auch an der Fülle der Bücher, die 2004, in seinem 200. Geburtsjahr, herausgegeben wurden, und an der Kleinheit des Verlags. Auf jeden Fall habe ich jetzt mit Staunen gesehen, dass es 101 Seitenaufrufe allein für das Gedicht "Frühling lässt sein blaues Band ..." gab. Viele Leute haben es wohl im Deutschunterricht auswendig lernen müssen und haben jetzt das ganze Gedicht gesucht (mein Eintrag steht bei Google auch auf der ersten Seite). Diese Tatsachen lassen mich hoffen, dass es doch noch nicht ganz so aus ist mit der Romantik, dass ich darauf hoffen kann, außerhalb der Mehrheit von Leuten, die immer nur auf "Events" gehen, andere erreichen kann, die mit wachen Sinnen, Neugier und ein wenig Poesie durch die Welt gehen.

Eduard Mörike in Ochsenwang

4 Kommentare:

  1. Liebe Christa,
    du siehst das ganz richtig: Anhand von Buchverkäufen kann man nicht wahrsagen, ob irgendein Publikum Interesse hat, sondern nur abschätzen, ob ein Verlag überhaupt an sein Zielpublikum herankommt. Kommt dazu: Der Jubiläumshype, der inzwischen das Feuilleton verseucht, bringt die Verlage unter Leistungsdruck und übersättigt die Leser - die dann oft erst danach langsam Bücher entdecken. Aber dann ist der Verlag nicht mehr aktiv.

    Ich selbst habe mit dem Nijinsky-Projekt durch widrige Umstände solch ein Jubiläum verpasst und mich darüber mit einer Verlegerin unterhalten. Die Botschaft war klar: "Autoren sind flexibler und kommen leichter an ihr Publikum. Wir sind auf den herkömmlichen Weg über das Feuilleton angewiesen und da hat man schon verloren, wenn man im ersten Halbjahr nicht platziert. Natürlich kann man Bücher nach einem Jubiläum bekannt machen, aber das Risiko leistet sich kein Verlag mehr, wenn alles nach Jubiläen giert."

    Sie hat mir dann auch verraten, wie solche Bücher gemacht werden: Möglichst hoher Prominenzgrad beim Autor, möglichst sensationelle Aufmachung, möglichst bei den Ersten dabei.

    Für mich war das eine Bankrotterklärung auch des Feuilletonsystems. Kleinere Verlage haben dann leider nicht immer die finanzielle Decke oder den Mut, neue / andere Wege zu gehen - aber einige stellen zusammen mit ihren Autoren doch beachtliches auf die Beine. Und sind dann innovativer als die großen.

    Hast du denn mal an eine Neuauflage gedacht - als persönliche Backlist?
    Herzlichst,
    Petra

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  2. Liebe Petra,

    "Möglichst hoher Prominenzgrad beim Autor, möglichst sensationelle Aufmachung, möglichst bei den Ersten dabei."
    Das war schon mal ein Schlag ins Wasser: völlig unbekannte Autorin, kleine, schöne Aufmachung, und als die ersten Mörike-Bücher in die Buchhandlungen kamen, war meiner nicht dabei! Mein Begleiter fragte den Buchhändler, der wollte es bestellen. Die PR-Dame des Verlags auf meine Frage, wieso das Buch nicht da sei: Ob ich es dem Buchhändler gesagt hätte? Es kam zwar in die Feuilletons, war aberweiterhin in keiner Buchhandlung vertreten. Ich habe sehr viel Reklame neben meiner Berufstätigkeit gemacht, um das Buch bekannt zu machen. Alle Kollegen und Bekannten haben es gern gelesen, aber dabei blieb es auch.
    Ja, irgendwann werde ich es vielleicht selbst neu auflegen-im Moment habe ich andere Schwerpunkte. Und wenn ich sehe, was du alles für deinen Nijinsky tun musst, schrecke ich natürlich auch davor zurück. Ich habe das mit den "widrigen Umständen" ja mitgekriegt-und mit welcher Freude du davor immer von dem Projekt gesprochen hast!

    Herzlichst
    Christa

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  3. Liebe Christa,

    lass dich mal durch meine Berichte nicht entmutigen, ich "bastle" ein sehr aufwändiges Sachbuch mit Fotos, mit leider noch unzureichender Software und zum ersten Mal in dieser Technik. Wenn ich meine beiden Romane (nur Text) neu auflegen werde, wird das dagegen ein Spaziergang.
    Und alles muss man ja wirklich nicht selbst machen...

    Herzlichst,
    Petra

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  4. "Wenn ich meine beiden Romane (nur Text) neu auflegen werde, wird das dagegen ein Spaziergang.
    Und alles muss man ja wirklich nicht selbst machen..."

    Das ist sehr tröstlich, Petra. Ja, ich glaube, mein erster Roman wird mir immer nahe sein, da ich seinem Protagonisten ständig wieder begegne. Und eines Tages werde ich ihn wieder herausgeben, überarbeitet und mit frischen Gedanken versehen ...

    Herzlichst
    Christa

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