Sonntag, 6. März 2011

Ortstermin Romane

Wenn man Romane schreibt, die in der Gegend angesiedelt sind, in der man wohnt, begegnet man seinen Schauplätzen auf Schritt und Tritt. Jetzt bin ich innerlich wieder auf das "Teufelswerk" eingestellt, das noch auf sein Lektorat wartet. Und prompt -ganz zufällig- landeten wir gestern in der Region, die für mich zum "Tatort" wurde, das heißt, am Aalkistensee (siehe Bilder in "Ausflüge in Baden-Württemberg"), in Maulbronn und in Knittlingen, wo das Faustmuseum und das Geburtshaus von Dr. Johannes Faust stehen. Eigentlich ist es das Kloster Maulbronn selbst, das Pate dafür stand ebenso wie für den Torso-Roman "Das Sintflut-Komplott", der noch in den Dateien ruht. Er dreht sich um Herzog Ulrich von Württemberg, den Maler Jerg Ratgeb und den Bauernkrieg. Müsste gründlich überarbeitet werden, aber alles zu seiner Zeit. Meinen Jetztzeitkrimitatort bekam ich heute zu sehen, auf einer Fahrt durch den Schwarzwald und das Kinzigtal. Das ist eine gute Übung, um das fehlende Schreiben zu ersetzen. Der nächste Eintrag im anderen Blog wird einer über dieses Kinzigtal sein. Im Badischen, so kommt es mir vor, scheint die Sonne öfter und ist der Himmel blauer als anderswo, auch wenn der Wind eiskalt um die Ohren pfeift und die Narren allerorts gecken. Zu guter Letzt fanden wir uns noch in dem Lokal unter den Arkaden in Freudenstadt wieder, das ich im Krimi erwähnt habe. Wir waren schon einmal dort und recht zufrieden gewesen. Das Essen war zwar immer noch ganz gut, aber überteuert. Ich werde die Lokale grundsätzlich nicht namentlich nennen, aber jetzt weiß ich wenigstens, was dort angeboten wird. Das Gute am Schreiben ist, dass man selbst dann schreibt, wenn man gar nicht schreibt.

4 Kommentare:

  1. Liebe Christa,
    da habe ich eine ganz neugierige Frage: Wie ist das eigentlich, wenn man "echte" Gegenden erwandert / besucht, um sie dann in historischen Romanen zu verwenden, wo der Schnellimbiss um die Ecke und der Campingplatz am See noch nicht existierten - ja vielleicht sogar der See noch nicht da war?

    Ist das eher hinderlich, wenn man die Jetztzeit eines Ortes erlebt oder hast du da beim Besuch eine Art Fantasiebrille auf? Was gibt dir so ein echter Ort? Könntest du stattdessen *genauso* schreiben, wenn du dir nur historische Ansichten in Archiven, Gemälde etc. ansehen würdest?

    Und ja, klar haben die symbadischen Badner mehr Sonne. Unser Wein ist ja auch "von der Sonne verwöhnt".

    Herzlichst, aus dem knallsonnigen Elsass (mit Eiswind) -
    Petra

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  2. Liebe Petra,

    das ist wirklich eine sehr interessante Frage! Der Aalkistesee kommt in dem Roman nicht vor, hätte es auch gar nich können, weil er erstmals 1553 als Unterefflinger See erwähnt wurde, die Geschichte aber 1529 spielt. Da ich keine Zeitzeugin bin und nur aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts schreiben kann, nehme ich das von dem Ort auf, was sozusagen "unvergänglich" ist, nämlich Farben, Formen, Gerüche, die aber auch variiert werden müssen, je nachdem, zu welchem Zweck sie eingerichtet waren. Es war mir zum Beispiel immer wichtig, Dinge aus dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit nicht nur zu sehen, sondern auch anzufassen und dara zu riechen. Alles Übrige wird recherchiert und unterliegt meiner Vorstellungskraft und der meiner Leser. Dabei ist es auch wichtig, ob eine Kirche in der damaligen Zeit nun eine Zwiebelhaube oder eine romanischen Turm hatte. Das gilt für die Bücher, die hier angesiedelt sind. Ob Pflanzen, Nahrungsmittel, Tiere damals schon da waren, was die Leute trugen, wie sie lebten, wie sie dachten, das sind faszinierende Fragen, die mir nach wie vor viel Spaß machen.
    Anders war es zum Beispiel bei dem Venedig-Buch, teilweise bei der Pilgerin und dem Neuen. Da kann ich nicht jeden Tag nachschauen, wie es sich wirklich verhält. Da hat die Recherche und die Beschäftigung mit Büchern über Ort und Zeit sehr viel gebracht. Ich würde sagen, die Recherche vor Ort ist eine Ergänzung alles anderen. Und dort bewege ich mich ständig, auch aus Erholungsgründen.


    Beim Jetztzeitkrimi ist es tatsächlich einfacher, denn ich erlebe es ja in Echtzeit. Übrigens gibt es Gott sei Dank am Aalkistensee weder einen Campingplatz noch einen Kiosk, es hat sich seit Jahren nichts verändert.
    (Deinen Leszek-Krimi habe ich übrigens gelesen, erstaunlich, was du damit alles subsumierst, selbst en Eiswind!:-)

    Herzlichst
    Christa

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  3. Liebe Christa,
    hab ganz herzlichen Dank, dass ich hier so Mäuschen spielen darf bei deiner Arbeit - das ist hochspannend, was du schreibst. Erinnert mich an den Satz "Dieser Ort atmet Jahrhunderte" - du hast diese Magie wundervoll beschrieben.

    Beim Sachbuch ist es ja genau anders herum - da blende ich die Kenntnis der Jetztzeit völlig aus und es stört mich dann eher, wenn ich einen Ort heute kenne.

    Ich werde Leszek das Kompliment weitergeben!
    Herzlichst,
    Petra

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  4. Das merkt man deinem "Buch der Rose" auch an-es duftet, nicht nur nach Rosen, sondern auch nach den Zeiten!

    Christa

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