Dienstag, 27. Januar 2009

Der eigene Zensor

Schön und praktisch ist es, wenn man die Fortsetzung der Szenen weiterträumt ...
Es geht jetzt an die Arbeit. Und es hat sich etwas geändert. Die erste Fassung der ersten zehn Seiten war die Arbeit eines Anfängers. Mir haben so viele Testleser, Lektoren und Teufelchen über die Schulter geschaut, dass ich mich nur noch im Kreise drehte. Jetzt habe ich alle Stellen, bei denen ich ein komisches Gefühl hatte, verändert. Dieses komische Gefühl tritt übrigens und trat schon immer da auf, wo es später ein Lektor anstrich. Warum also nicht mein eigener, innerer Lektor sein? Diese Arbeitsweise ist mir neu und unvertraut, aber es könnte der Beginn eines selbstverantwortlicheren Schreibens sein.

3 Kommentare:

  1. Hallo Christa,
    ich glaube, das komische Gefühl nennt man "innere Stimme". Und mit der ist man beim Schreiben in der Regel mutterseelenallein.

    Wenn ich im Internet immer von all diesen Testlesern und Vorabkritikern höre, kommt mir jedes Mal spontan ein Gedanke vom Kochtopf: Viele Köche verderben den Brei. Zum Teufelchen ;-), wie haben früher Schriftsteller Bücher geschaffen, als eine Depesche noch mit Pferd übers Land gebracht werden musste und der Kollege womöglich durch Kriege und Grenzen in einem anderen Herzogtum abgeschnitten lebte? Hat Goethe den Eckermann jedes Gedicht "testlesen" lassen?

    Ich will es niemandem abspenstig machen, jedem seine Methode! Aber ich habe oft den Eindruck, dass dieses Bestreben, gleich auf Anhieb den bestmöglichen und rundherum "optimierten" Stoff abgeben zu wollen, verdammt abhängig macht von Leuten, die schlicht nicht entscheiden *dürfen*. Der Text kommt aus dem Autor. Und der ist der einzige, der aufgrund seiner inneren Stimme entscheiden kann, was seinem Text gut tut und was nicht.

    Gute Kollegen und Kritiker fummeln nicht in fremden Texten herum, sondern stärken einem allenfalls die innere Stimme und Talente.

    Herzlichst,
    Petra (testleserfrei)

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  2. Hallo, Petra,

    die Testleserphase liegt schon hinter mir, aber sie reden natürlich im Hintergrund noch ein wenig mit.Es ist jetzt mehr die Lektorenstimme.
    Als Mörike noch mit der Kutsche über Land reisen musste, hat er sich mit seinen Freunden brieflich ausgetauscht. Und die haben ihm auch gehörig den Kopf gewaschen: Da muss jetzt mal ein großes Drama her! Ein großer Roman! Das Hutzelmännlein ist ein verwursteltes Mausnest der Phantasie!
    Innere Stimme und Talente stärken, ja, das habe ich sowohl bei Testlesern (die habe ich damals noch Begleiter genannt und auch nicht Beta-Leser)- die "Beta-Leser werden von einigen Verlagen inzwischen sogar verlangt, habe ich gehört)als auch bei Lektoren sehr schön erlebt.


    Herzlichst
    Christa

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  3. "Beta-Leser werden von einigen Verlagen inzwischen sogar verlangt"

    Das ist aber jetzt keine Satire aufs Outsourcing von bereits outgesourcten Lektorinnen? ;-)
    Was sind denn das für Verlage!

    Das inspiriert mich jetzt zur Satire in meinem Blog, merci!

    Herzlichst,
    Petra

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