Samstag, 27. Dezember 2008

Fragen zur Zukunft des Buches

Dazu habe ich noch den Vortrag des Literaturagenten Ernst Piper gefunden, der unter anderem auch die jetzt zunehmend vertraglich festgelegten Nutzungsrechte des Verwerters in bisher noch unbekannten Nutzungsarten beleuchtet.

http://www.goethe.de/wis/med/dos/dig/zdb/de1523169.htm

Ich persönlich habe keine Bedenken, in Zukunft kein Buch mehr in die Hand nehmen zu können.
Die Millionen von Büchern, die jetzt im Umlauf sind oder gedruckt werden, werden ja nicht eingestampft, sondern weiter vertrieben, zum Beispiel über die Antiquariate oder Bücherflohmärkte, die sich meiner Beobachtung nach großer Beliebtheit erfreuen.
Was könnte denn eine noch unbekannte Nutzungsart sein? Vielleicht solche kleinen, taschenkalenderähnlichen Dinger, die man überallhin mitnehmen und per Knopfdruck die Seiten aufschlagen und beliebig lesegerecht vergrößern kann. (Aber die gibts sicher schon längst).

Ich weiß noch, dass den Kinos der Tod angesagt wurde, als das Fernsehen aufkam. Die Schallplatte ist tatsächlich weitgehend der CD gewichen. Früher war ich eine leidenschaftliche Zeitungsleserin-jetzt beziehe ich meine Informationen aus Fernsehen, Radio und Internet. Nur noch am Wochenende lese ich Zeitung, wegen des Reiseteils.
Gestern Abend habe ich PC und TV ausgeschaltet gelassen und den ganzen Abend einen Bildband von Eva Walter und Thomas Pfründel gelesen (Vom Taubergrund zum Bodensee). Das war sehr gemütlich und hat mich irgendwie frei und glücklich gemacht. Ein Reiseziel haben wir heute schon angefahren und dabei ganz andere Sachen entdeckt als die im Buch angegebenen-die Städtchen Oberderdingen und Diefenbach, rund um Maulbronn, wo wir dann abends durch das dunkle Kloster gingen, derweil uns der Wind um die Nase pfiff. Ich bekam plötzlich Lust, meinen Maulbronn-Roman weiterzuschreiben.
Mir persönlich wäre es am Liebsten, wenn alle Formen nebenher bestehen und sich ergänzen können, wovon ich ja auch schon längst profitiere: Ich schaue, wenn ich irgendwohin will, in mein Reisebuch, vergewissere mich im Internet über Öffnungszeiten usw. und schreibe ggfs. über das Gesehene im Computer.

Zwischen den Jahren

Nun ist es also auch wieder vorbei, dieses Fest der Feste, mit all seinen Ritualen und Bräuchen. In der Tübinger Stiftskirche gibt es künftig einen Ordnungsdienst, so las ich gerade, damit der Ansturm auf Weihnachtsgottesdienst und Oratorium nicht im absoluten Chaos endet. Da werden Stunden vorher schon ganze Bankreihen mit Mützen, Schals und Gesangbüchern belegt, damit alle aus dem Clan den besten visuellen und akustischen Platz bekommen. Gottesdienst als Event wie Weihnachtsmarkt und Glühwein. Hiobsbotschaften für das Jahr 2009 machen die Runde:
Massenentlassungen über 500 000, Neuverschuldung, Mehrausgaben wegen der Pendlerpauschale und höhere Leistungen für Hartz IV-Empfänger. Weltweite Rezession! Ob deswegen weniger Bücher gekauft werden? Es ist wohl eher ein Rasseln mit den Ketten, denn die Betreiber der Leipziger Buchmesse sehen keinerlei Gefahr eines Einbruchs.

http://www.buch-pr.de/news_1316.shtml

Persönlich war 2008 für mich ein zweischneidiges Schwert. Verlagskonkurs und - Rettung, eine übermäßig angespannte Situation am Arbeitsplatz und schließlich, gegen Ende, die Erkenntnis, dass das Schreiben so weit über das ursprüngliche Hobby hinausgewachsen ist, dass es zum totalen Zeitfresser wurde und ich die Feiertage nutzen musste, um alle Versäumnisse, deren ich mich schuldig gemacht hatte, wieder auszubügeln. Das ist mir allerdings so gut gelungen wie die Gänsekeulen, und überhaupt. Mein Sohn, als Berufsanfänger sehr von der Rezession betroffen, hofft auf einen touristischen Consultingauftrag in Ghana, nach dem schlechtbezahlten Praktikum, das er gerade in Franfurt macht. Er ist einer der wenigen, der sich für mein neues Buch interessiert, und über den Roman "Ausgebrannt" hat er sich echt gefreut.
Für mich persönlich wird sich im neuen Jahr wenig ändern. Für die Konflikte, die gelöst werden, kommen neue hinzu. Dass die Schreiblust, die mich einmal so mächtig umgetrieben hat, zurückkehren wird, spüre ich schon an der Art, mit der ich Recherchen betreibe.