Sonntag, 7. Dezember 2008

Dezemberblues

Das Leben ist nicht immer bunt und aufregend, und auch wenn ich einen Schwarzwaldkrimi schreiben würde, von denen es natürlich schon in Hülle und Fülle gibt, angefangen vom Toten hinter der Würstchenbude in Freiburg über den "Mord im Hirschen" bis zu den Morden im Badischen, würde es nicht bunter, aufregender oder tiefer werden.
Der Blick aus dem Fenster zeigt Nebel über den Schwarzwaldtannen, darüber offene blaue Stellen des Himmels. Es platscht und tropft im Garten. Ein Dompfaff flieht aus dem Busch mit dem Meisenködel. Die Wolkenmassen haben die zaghafte Sonne wieder verschluckt. Das schwarze Eichhörnchen mampft die zermatschten Walnüsse. Das ist meine Welt im Dezember.
Was geblieben ist, sind die inneren Welten, die sich durch Lesen, Schreiben und Denken erhellen.
Gestern habe ich einen weiteren Krimi einer weiteren großen alten Lady zu Ende gelesen: "Der Saal der Mörder" von P.D. James. Eine ganz andere Sprache, aber nichtsdestoweniger ein Hochgenuss. Was mir auffällt bei allen Krimis der letzten Zeit sind die Tiere, die jedesmal als Vorzeichen hingerichtet werden. Auch hier haben wir eine Katze, die am Baum aufgehängt wird, um die Protagonistin aus dem Haus zu locken. Und im "Schweigen der Lämmer", das ich mir dann auch noch gab, ist es ein weißer Pudel, der die Gemarterte rettet. (Abgesehen davon, dass es spannend war, fand ich es schon etwas trashig. Wo, bitte, gibt es eine Angstpsychose?)

Mein Schwarzwaldkrimi würde von einer Kommissarin handeln, die alte Dichter liest. In einem Dorf wird der Besitzer einer XXL-Kneipe ermordet aufgefunden, plattgeklopft, so wie er seine Schnitzel tagtäglich plattgeklopft hat. Und schon wird der Dezembertag bunter und aufgregender.
Aber ich schreibe diesen Krimi nicht. Noch nicht. Nachdem ich dies hier geschrieben habe, bricht die Sonne durch die Wolke.