In meiner Kindheit und Jugend war ich nie auf einem Weihnachtsmarkt, so weit ich mich erinnere. Obwohl es die ja schon seit dem Mittelalter gibt, zum Beispiel in Bautzen, Dresden oder Nürnberg. Geschichte der Weihnachtsmärkte. In den letzten 30 Jahren haben wir viele Weihnachtsmärkte in der Umgebung besucht, in Horb, Herrenberg, Rottenburg, Calw, Freudenstadt, Stuttgart, Pforzheim, Ergenzingen, Neubulach und Ulm. In Nagold stand ich einmal stundenlang mit Kollegen und Kolleginnen des Vereins für soziale Integration am Stand, um Spielzeug und Vogelhäuschen aus der Holzwerkstatt zu verkaufen. Meine Hände und Füße waren eiskalt gefroren, und vor uns strömten die Besucher vorbei, mit Glühweingläsern in der Hand, und natürlich blieb kaum einer mal bei uns stehen. So verkaufte ich mein erstes veröffentlichtes Buch auch nur ein einziges Mal an eine Klientin. Trotzdem war es ein Erlebnis, das mal aus der Standes-Perspektive zu sehen! Es hat sich inzwischen aber etwas verändert. Ich erinnere mich an die intensive Stimmung in Wildberg mit den Schafen im Turm unten und den Garagen in der Fachwerk-Oberstadt, die liebevoll hergerichtet waren. Später wurde es dann überall immer voller, so dass man kaum noch vorankam, auch kommerzieller. Dann kam Corona und alles war dicht, danach war der Hunger der Menschen auf das Event so groß, dass die Massen kaum noch zu bewältigen waren. Vor allem die Schlangen vor den Buden mit Roter Wurst vom Grill und Pommes stauten sich immer länger.
Vor ein paar Tagen habe ich einen Bericht über den Anschlag auf den Breitscheidplatz-Weihnachtsmarkt im Jahr 2016 gesehen. Parallel dazu wurden Besucher im Fernsehen gefragt, wie groß ihre Angst vor Anschlägen wäre. Die Mehrheit vertraut auf die Sicherheitsvorkehrungen, und das tue ich eigentlich auch. Und nicht deswegen bin ich zwischendurch hinter den Buden durchgelaufen, sondern weil kein Durchkommen mehr war. Leider war ja in Bayern offensichtlich ein Anschlag geplant, an dem kleineren Ort Dingolfing Geplanter Anschlag Dingolfing(neben dem terroristischen Anschlag in Sidney).
Wir haben dieses Jahr die Besuche ziemlich eingeschränkt. Ich mag keinen Glühwein, dafür bin ich eine Liebhaberin der Würste vom Holzkohlengrill. Nachdem ich die leckere Thüringer Bratwurst nie mehr gefunden hatte, war ich jetzt allein auf die Rote aus. Nur zu diesem Zweck bin ich letzte Woche auf den Nagolder Weihnachtsmarkt gegangen, wo kaum ein Durchkommen war. Neben der traditionellen Eislaufbahn war diesmal auch ein Riesenrad aufgebaut, mit dem 6000 Kinder fuhren, die Besucherzahlen sind auf 20 000 gestiegen, was früher einmal die Gesamteinwohnerschaft von Nagold war! Die Wurst hat auch gut geschmeckt, und ich musste nicht einmal anstehen. Gestern dann noch der kleine, wirklich gemütliche Markt in Schietingen, zwischen Brotbackhaus, alter Schmiede und dem kleinen Bach Steinach, wo unter anderem die Nachbarn einen Stand mit Kürbissuppe bewirteten. Diese kleinen Abstecher sind mir inzwischen genug. Weihnachten kann kommen, auch wenn es nicht mehr vom Lichterglanz der Kindheit, der Familie, dem Räucheraal und den dänischen Köstlichkeiten in Flensburg überstrahlt ist.
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