Samstag, 10. April 2021

Kleine Fluchten in der Krise



 

Nach einem Jahr Corona-Pandemie ist es jetzt soweit: Das deutsche Infektionsschutzgesetz soll dahingehend geändert werden, als es der Exekutive, nämlich der Bundesregierung, mehr Rechte gibt. Muss nach dem Marsch durch den Bundestag aber noch durch den Bundesrat. Was bedeutet das? Es ist durchgesickert, dass es dann ab Inzidenz 100 Schließungen, weitere Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren ab 21 Uhr geben soll. Mich schreckt das nicht, denn ich gehe in der Regel zu dieser Zeit eh nachts nicht nach draußen. Und in anderen Ländern wurde das ja noch viel strenger gehandhabt. Den 15-Kilometer-Radius hatte ein Gericht gestoppt.

Es fällt nicht leicht, in so ereignisreichen, aber gleichzeitig persönlich so ereignislosen Zeiten etwas zu berichten. Wir haben unsern Rhythmus und unsere Nischen gefunden. Größere Touren sind unattraktiv geworden. Außerdem sind die Plätze auf der schwäbischen Alb, im Schwarzwald und am Bodensee inzwischen so überrannt, dass wir uns nicht mehr wohlfühlen würden. Also nehmen wir, sobald das Thermometer nach oben klettert, unsere alten Drahtesel von der Terrasse meines Partners, fahren das Steinachtal hinauf und hinunter, mal durch den Wald ins nächste Dorf, mal in die Stadt. Kürzlich haben wir sogar eine endlose Steige hinaufgeschoben und sind auf der Hochebene herumgefahren. Das wirkte alles wie neu und frisch gewaschen, denn wir kannten es bisher nur vom Wandern und Spazierengehen. Ein uralter Bauernhof steht dort, der Dürrenhardter Hof, dazu eine Allee mit Frischwindkanal und ein Flugplatz, der sich zum geplanten Landeplatz für Manöver des KSK entwickelt hatte. Eine Bürgerinitiative wehrt sich seit Jahren dagegen. Scheint aber jetzt auf Eis zu liegen. Unterwegs einige nette Begegnungen mit alten Gündringer Bekannten. Der Bauernhof sieht aus wie ein altes Rittergut. Und er ist es auch! Meine Recherche hat ergeben, dass er aus dem 13. Jahrhundert stammt und eine wechselvolle Geschichte hatte. Im 30jährigen Krieg wurde der 70jährige Kechler von dort nach Rottenburg verschleppt und dazu gezwungen, den katholischen Glauben anzunehmen. Und das mussten die Gündringer ihm nachtun und sind noch heute katholisch, während der Nachbarort Schietingen evangelisch ist. Das führte bis in die 90er Jahre dazu, dass auf den Bierfesten Tische umgekippt wurden und die Jugendlichen aufeinander losdroschen. In den beiden Dörfern, die wir jetzt immer besser kennenlernen, ist noch einige Landwirtschaft, es gibt "Misten", und so mancher Trecker knattert herum. Der bis vor einigen Jahren stattfindende Martinsritt, die streitbaren Jugendlichen und ein Mord waren für mich Anregung, 2018 einen Krimi darüber zu veröffentlichen.(Martinsmorde")


Dürrenhardter Hof


Blich von der Höhe auf Hochdorf-auf der anderen Seite des Tals

Die Steinach im April


                                                                    Anemonenwald

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