Donnerstag, 2. Mai 2019

Nichts bleibt, wie es war

Bericht über eine Ausflugsfahrt

Gestern, am 1. Mai, überkam uns die Lust, mal wieder einen kurzen Abstecher in die Schweiz zu machen. Zum Wandern war es überall noch zu nass, und die lustigen Trecker mit den fröhlichen Menschen sind auch nicht so ganz unsere Sache. Leider ist in Bayern ein solcher Traktor mit mehreren Anhängern verunglückt, es wurden zahlreiche Menschen verletzt. Die Schweiz, insbesondere St. Gallen mit seinem Klosterviertel und die Bodenseestadt Arbon, sind uns vom letzten Jahr her noch in bester Erinnerung. So kamen wir auch in flotter Fahrt über Schaffhausen in die Schweiz hinein. Es herrschte Kaiserwetter, die Landschaft des Thurgau glänzte feiertäglich, alles schien einen guten Anfang zu nehmen. Wir wollten die Städte Baden bei Zürich, Brugg und eventuell noch das schöne Aarau besuchen. Für eine oder zwei Übernachtungen hatten wir die übliche Reisetasche dabei. Je mehr wir uns Zürich näherten, desto dichter wurde der Verkehr. Und hier erlitten wir dann den ersten Kulturschock. In einer - wunderschönen - Raststätte mit Naturlehrpfad mussten wir für zwei Latte Macchiato, eine Schnecke, ein trockenes Hefebrötchen und einen Saft sage und schreibe fünfundzwanzig Fränkli löhnen, bei einem Wechselkurs von 1 zu 1! Natürlich weiß jeder Schweiz-Tourist, dass dieses Land ein teures Pflaster ist, aber das hatten wir wohl verdrängt. In abgelegenen Gegenden wie dem Emmental hatten wir schon recht günstig zu Mittag gegessen.

Dann wollten wir in Baden, das einmal zu den berühmtesten Bädern Europas zählte, nach dem Kurpark und dem Hotel Verenahof schauen, in dem Hermann Hesse entscheidende Jahre seines Lebens weilte und die glossenhafte Erzählung "Der Kurgast" schrieb.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurgast . Es war nichts mehr von dem zu finden oder zu spüren, was hier einmal gewesen war. Eine hässliche, hektische Industriestadt mit Staus und verwirrender Straßenführung! Den Kurpark haben wir nur im Vorbeifahren vorüber gleiten sehen, eine Kurterrasse mit gelben Schirmen wehte eine Erinnerung herüber, bevor wir durch eine endlose industrialisierte und zersiedelte Wildwestlandschaft wieder zurück nach Deutschland flohen.

Ankommen in Tiengen bei Waldshut: Am Bahnhof kann man seinen Wagen abstellen, sich in der warmen Sonne niederlassen und sich wie im Urlaub fühlen. Wir waren länger nicht dort gewesen und entdeckten die Stadt wieder ganz neu.
Schloss in Waldshut-Tiengen


Bernhard von Clairveaux weilte 1146 in dieser Herberge und heilte Kranke

Fundstücke


Das letzte Foto zeigt den unteren Innenraum eines Antiquitäten- und Trödelhändlers. Es war ein echtes Abenteuer, sich vom Händler durch die kleinen Räume führen zu lassen, die sich übereinander befanden, nur über steile Eisentreppen zu erreichen. Es war, als steige man in ein Labyrint hinein und steige immer höher, umgeben von Tausenden Sammelstücken eines Lebens!

Weiter ging es nach Bad Säckingen, dem Trompeterstädtchen. Auch hier ein ruhiges, verheißungsvolles Ankommen, auch hier entdeckten wir ein schon bekanntes Städtchen ganz neu.
Das "Trompeterschlösschen" diente dem Schriftsteller Viktor von Scheffel als Kulisse für seinen Roman "Der Trompeter von Säckingen" mit dem Kater Hidigeigei"https://www.trompeter-von saeckingen.de/scheffel/trompeter.htm
Durch den wunderschönen Park gelangt man schnell an den Rhein mit seiner bekannten Holzbrücke. Zur Krönung des Tages speisten wir im "Kater Hidigeigei"; dort erhielt ich für 14,90 Euro einen voluminösen Salat mit vier leckeren Rumpsteakschnitten. Das Lokal hat einen sonnig-schattigen Biergarten und großzügige Innenräume, man kann dort auch übernachten. Die Qualität ist laut Gästekritiken seit Jahren gleichbleibend gut. Ein paar Tische weiter saß ein englisches oder amerikanisches Pärchen, plauderte über "The Trumpeter" und ließ sich riesige panierte Schitzel auf Pommes schmecken.

Die Rückfahrt machten wir durch das wildromantische Albtal, durch den Hotzenwald und St. Blasien zurück ins Neckartal und zur Autobahn. Fazit dieser kurzen Reise: Das Gute liegt so nah, manches bleibt so, wie es war, vieles ist nicht so geblieben, und manches bleibt in Büchern oder anderen Zeugnissen für die Nachwelt bestehen.



Albtal




2 Kommentare:

  1. Ja, das ist leider so. Bei uns ist alles extrem teuer (und nicht einmal immer gut). Und wenn man den Kanton Aargau hauptsächlich von der Autobahn (oder der Bahn-Hauptachse) her sieht, ist er tatsächlich einfach nur ein gnadenlos hässlich zersiedeltes Gebiet ohne jeglichen Charakter, ein Verbrechen an Baukunst und Baustil. Zur Ehrenrettung: Sobald man im Kanton Aargau ein wenig abseits unterwegs ist, wird er wunderschön. Aber ich verstehe euch nur allzu gut. Ich glaube, ich wäre auch umgekehrt.

    Herzlich
    Alice

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  2. Dane für deine Rückmeldung, Alice! Da, wo wir wohnen, ist es ähnlich: Wenn man in diesem zersiedelten Land die wunderschönen Plätze kennt, kann man sie auch erreichen. Es sollte jetzt zur Abwechslung einmal die wirklich wunderschöne Schweiz sein, die wir in St. Gallen, Bischofzell, Arbon und überhaupt im Thurgau kennen- und schätzen gelernt hatten. Früher schon in Basel, Bern, am Vierwaldstätter See und im Tessin. Es wird sicher auch nicht der letzte Besuch sein.:-)

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