Samstag, 30. Juni 2018

Abenteuer am Bodensee und in der Schweiz



Der "Traum vom Süden" ist noch nicht ausgeträumt! Und es muss Fleckchen auf dieser Erde geben, die gut erreichbar sind und an denen man Abstand vom Stress und der Hektik dieser Welt finden kann. Wir wählten diesmal die Route in den Süden, an den Bodensee, das viel frequentierte schwäbische Meer. Und dort auf die Höri, die Halbinsel, an deren Ende der Rhein wieder in sein altes Flussbett zurücktritt. Schon beim Singener Kreuz lag ein Licht über der Landschaft, das sich nur in der Nähe von großen Seen und auf der Fahrt durch das Rhonetal zeigt. Erstmal sah es gar nicht gut aus. Die Ferienwohnung in Gundholzen, in der wir schon interessante und geruhsame Tage verbracht hatten, gab es nicht mehr, alles andere war besetzt. In Gaienhofen wurden wir dann fündig. Direkt hinter dem Haus von Hermann Hesse mieteten wir für zwei Tage eine Ferienwohnung mit südländisch anmutender Terrasse. Runter an den Steg, so hat es schon immer ausgesehen, wenn man irgendwo angekommen ist. Und Schwimmen an meinem Lieblingsbadeplatz. Am Abend noch ein Besuch des mittelalterlichen Städtchens Stein am Rhein, das wir schon lange nicht mehr gesehen hatten. An der Grenze zur Schweiz waren die Zollhäuschen unbesetzt. Also scheinen die Schweizer auf ihr Nachbarland zu vertrauen. Bis zur Dunkelheit wanderten wir staunend durch die Gassen und am Rhein entlang, saßen auf einer Terrasse und schauten dem Sonnenuntergang zu. Auf dem Rückweg bogen wir um eine Gasse und liefen einem Mann in die Arme, der wie ein Handwerker aus dem Mittelalter wirkte, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Er stellte uns eine Frage, die wir lösen sollten. Was die eingravierte Zahl auf der romanischen Säule wohl bedeute? Sie begann mit einem V, und ich konnte sehr schnell sagen, dass es 1544 heiße. Daraufhin mussten wir ein Glas hiesigen Rotwein probieren, das zog sich eine lustige Schweizer Stunde auch mit anderen lustigen Gästen des Imbisses hin. Obwohl ich mich auf ein Glas beschränkte (bin keine Weintrinkerin), spürte ich es beim Weitergehen doch in den Beinen.
Am nächsten, einem sonnigen, heißen Tag, wollten wir die Schweizer Berge sehen. In der Schweiz ist es so, dass man sehr viel langsamer fährt als bei uns. Und das Verkehrsaufkommen ist auf dem Land nicht so hoch wie in Deutschland, wo man ständig im Stau steht, gedrängelt und gemobbt wird. Allerdings kommt man kaum durch, wenn man keine Vignette hat, man landet unweigerlich immer bald auf einer Autobahn. Also haben wir die in einer Tankstelle gekauft, wir werden sie dieses Jahr sicher noch für weitere Fahrten nutzen. Denn die Schweiz zeigte sich uns von ihrer besten Seite: schöne Landschaften, zum großen Teil noch unverbaut, mit freundlichen, gelassenen Menschen und gutem kulinarischen Angebot. Das aber wie eh und je sehr teuer, ein Eiskaffee kostet zum Beispiel 12,90 Euro. Sie geben es auch zu, vor allem die Mieten seien für viele Schweizer nicht erschwinglich. Da wir nun schon auf der Autobahn waren, fuhren wir die 60Km nach St. Gallen, wo ich schon immer einmal hinwollte. Eine ziemlich große Stadt, doch wir fanden fast auf Anhieb einen Parkplatz. Dieses St. Gallen hat uns umgehauen, eine quirlige, offene Stadt mit einer einmaligen Atmosphäre! Im Klosterviertel stehen mittelalterliche Gebäude mit Fresken, im gewaltigen Dom stand eine Gruppe japanischer Touristen andächtig und blickte zu den Kuppeln und den stuckverzierten Säulen und Kapitellen empor. Erfrischt und gestärkt von so viel Schönheit traten wir den Rückweg an. Von Rorschach bis Kreuzlingen-Konstanz wurde der Verkehr immer dichter, immer mehr Autos mit deutschen Kennzeichen tauchten auf. Die Landschaft war zunehmend durch Beton verwüstet. So waren wir erleichtert, als wir wieder im beschaulichen Gaienhofen ankamen. Das ist fast wie eine Faustformel: je mehr Industrie, desto mehr Autos, desto mehr Neubauten, desto mehr unfreundliche, gehetzte, drängelnde Menschen.

Und die Massentouristen gibt es natürlich auch hier, sie sitzen gern bei Sonnenuntergang auf den Terrassen und glauben, sie seien auf Mallorca. Auf unserer südländisch anmutenden Terrasse hinter dem Hesse-Haus saßen wir noch lange und quatschten darüber, was Hermann Hesse in unserem Leben für uns bedeutet hat. Heute ist er fast vergessen, wenn auch die Abiturienten sich wieder mit dem Steppenwolf beschäftigen müssen. Eines habe ich begriffen: dass die Quintessenz des "Gasperlenspiels" die ist, dass man nicht die ganze Welt retten kann, sondern immer nur einzelne. Und sich auch an Einzelne wendet, wenn man schreibt oder sonst wie in den Musen aktiv ist. Zwischendurch schien es, als sei eines der Fenster des Hessehauses erleuchtet. Da die kleine Kapelle dahinter neben der riesigen Linde und dem Brunnen angezündet und ausgeraubt wurde, kam es uns ein wenig geisterhaft-kriminell vor. Schließlich fanden wir heraus, dass es eine Spiegelung unseres eigenen Lichtes war. In mir war eine ganz große Ruhe, kein Lärm, keine Störung, kein Telefon, kein Computer, der Fernseher wurde nur für die Nachrichten angemacht. Dort hörten wir, dass die deutsche Nationalmannschaft kläglich verloren hatte und noch vor dem Achtelfinale ausscheiden musste. Im ganzen Ort war eine tödliche Ruhe eingekehrt, niemand zeigte sich auf den Straßen. Der Mond löste sich aus der Linde, hinter der er halb verborgen war, und zog seine stille Bahn über den Horizont.

Bildergalerie:
Die Terrasse

Am Untersee in Gaienhofen

Badeplatz


St. Gallen Klosterviertel

Der Dom von St. Gallen


In der City von St. Gallen


Dienstag, 19. Juni 2018

Mein Schwarzwaldkrimi "Martinsmorde" ist da!



Ein Traum ist wahr geworden: Der Schwarzwaldkrimi "Martinsmorde" erscheint am 2. Juli 2018 und ist jetzt schon bei Amazon, bei Hugendubel, bei Weltbild und anderen Shops online vorbestellbar. Im September erscheint dann die Printausgabe. Klappentext:

Der erste Fall für Lisa Faber

Die Journalistin Lisa Faber besucht das kleine Dorf Niederweiler, um für den Schwarzwaldkurier einen Artikel über die Traditionen zum Martinstag zu schreiben. Doch die Dorfbewohner begegnen ihr mit Argwohn. Als nach dem Martinsritt der örtliche Pfarrer ermordet aufgefunden wird, ist die Feindseligkeit kaum noch zu übersehen. Hauptkommissar Steidle übernimmt den Fall, doch Lisa wittert eine Story. Sie findet heraus, dass vor vielen Jahren im Dorf schon einmal ein Pfarrer verschwand. Während sie auf eigene Faust ermittelt, stößt sie auf ein düsteres Geheimnis und gerät schließlich selbst ins Visier des Täters ...
Martinsmorde bei Ullstein
https://www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/martinsmorde-9783958191570.html
Martinsmorde bei Amazon
Martinsmorde bei Weltbild
Martinsmorde bei Thalia

Sonntag, 17. Juni 2018

Eine Oase in der Wüste der Zivilisation

Seit Freitag  bin ich damit beschäftigt, den besten von drei Covervorschlägen für meinen Schwarzwaldkrimi herauszusuchen. Dabei wurde ich tatkräftig von erfahrenen Autorenkollegen unterstützt. Sobald ich die endgültige Vorlage habe, werde ich sie hier einstellen. Und allgemein: Nach zwei, drei weiteren Versuchen, in der Nähe von SUVs und Touristenzentren eine Oase der Ruhe und der Authentizität zu finden, waren wir gestern endlich erfolgreich. Den Namen des Gebietes möchte ich nicht verraten, weil es sonst dort möglicherweise bald vorbei ist mit der Idylle. Es hat sich in den Jahren, in denen wir uns an dieser Stelle herumgetrieben haben, nichts verändert. Ort: die schwäbische Alb.

Von einem Grillplatz inmitten blühender Wiesen schreitet man leicht ansteigend einen weißen Weg bergan. Rechts und links kein Laut außer dem Zirpen der Grillen. An einem Waldrand entlang kommt man an den Trauf, das ist der Steilabhang der Alb, durch Jahrmillionen lange Erosion entstanden. Von dem Felskopf, der mit Thymian, wilden Rosen und Hungerblümchen bestanden ist, hat man einen weiten Ausblick über die bewaldeten, unbebauten Kuppen. Zwei Falken jagen sich in der Tiefe. Außer einer liebenswerten, lustigen Gruppe von Wanderern treffen wir kaum Leute. Der Pfad führt auf den Hauptweg zurück und zu einer Keltenschanze. Im Wald stehen Hunderte Exemplare des Türkenbundes. Und auch sonst haben wir selten so viele Arten von Pflanzen und Schmetterlingen auf einem Fleck gesehen wie hier. Später gelangt man zu einem Aussichtspunkt mit Ruhebank, und zurück geht es auf dem Hauptweg zum Ausgangspunkt. Oft sind wir von der Ruhebank aus auch weitergegangen, immer am Trauf entlang bis zu einer Felsenschlucht, die steil abwärts ins Eyachtal führt.
Am Trauf der schwäbischen Alb

Türkenbund-Lilie

Kuckucksblume oder Waldhyazinthe

Gelber Enzian

Gelber Fingerhut

Kleiner Fuchs

Admiral



Freitag, 1. Juni 2018

Zwischen allen Wettern


Marktplatz in Hayingen
Nach Abgabe meines überarbeiteten Schwarzwaldkimis "Martinsmorde" erhielt ich jetzt positives Feedback vom Lektorat. Der Text konnte fristgerecht ans Korrektorat übergeben werden, nächste Woche werde ich dann die Fahnen erhalten. Das Cover ist in Vorbereitung. Zur Belohnung wollten wir am gestrigen Fronleichnamstag auf der schwäbischen Alb wandern, doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Die Gewitter dauern nun schon weit über eine Woche an, sie haben andernorts die größten Schäden angerichtet. Durch tiefhängende schwarze Wolken kämpften wir uns bis zu unserem Ausgangsort durch, nämlich Hayingen nahe Zwiefalten, wo wir früher oft ungestörte, unvergessliche Kurzurlaube verbracht hatten. Die Vermieterin der Wohnung hatte uns damals gesagt, in Hayingen scheine oft die Sonne, wenn anderswo das Wetter schlecht sei. Und so war es auch. Als wir ankamen, war alles so wie immer, die Sonne schien auf den kleinen Marktplatz. Im Gasthof "Kreuz" nahmen wir  Cappuccino und Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne zu uns. Ein Moment des perfekten Urlaubsgefühls. Die Männer vom Nebentisch erzählten von den Freuden des Musizierens im Musikverein,da würden sie heute auch Stücke wie "Smoke on the Water" spielen. Ich dachte an den Roman, der in der Ferienwohnung an der Stadtmauer entstanden war. Der wurde in einem Kleinverlag in Blaubeuren veröffentlicht und liegt -total neu gefasst - bei einem Digitalverlag zur Prüfung (was mir lieber war, als ihn selbst zu publizieren). Die Musiker berichteten auch, dass die Ferienwohnung inzwischen verkauft sei. Dann schoben sich dicke dunkle Wolken vor die Sonne, und wir wussten, was das zu bedeuten hatte. Aus de Wandern würde nichts mehr werden.

Es gelang uns noch, zwei Klöster in der Nähe zu besuchen: Obermarchtal mit seinem Münster an der Donau und Heiligkreuztal, wo ich schon zwei mal Psycho-Seminare besucht hatte.  Schrecklich war der Anblick von drei Pestkreuzen vor dem tintenschwarzen Himmel. Es grummelte, es wetterleuchtete, die Schläge kamen immer näher. Und wir irrten über die Alb und wussten nicht mehr genau, wo wir uns befanden. Der Magen schmerzte vor Hunger. Schließlich erreichten wir das Tal der Lauchert, retteten uns in eine Pizzeria. Und dann ging es los und wollte gar nicht mehr aufhören.

Kloster Obermarchtal, Münster
Kloster Heiligkreuztal