Donnerstag, 5. Oktober 2017

Irrenhaus

Der Blogbeitrag Vollidioten von Petra van Cronenburg drückt genau das aus, was ich seit Längerem empfinde: Noch nie wurden die Geschicke der Welt von so vielen selbstverliebten Sandkastenspielern und Vollidioten bestimmt wie heutzutage. Dazu kommt noch der größte Massenmord in der Geschichte der USA, begangen von einem Rentner-Millionär und Waffenfetischisten. (Dass der Vater Bankräuber gewesen sein soll, erhärtet nicht unbedingt die Erbtheorie, sondern eher das schlechte Vorbild der Gewalt). Ich gehe sogar einen Schritt weiter: mit der Annahme, dass die Welt nicht nur eine der Vollidioten, sondern ein komplettes Irrenhaus ist, in dem sich die Insassen selbst und gegenseitig die Äste absägen. Ich brauche nur einmal die Zeitung von heute aufzuschlagen und an die Nachrichten der letzten Zeit zu denken: Im vergangenen Jahr wurden im Südwesten täglich fünf Fußballfelder Landschaft für Baumaßnahmen vereinnahmt, weniger zwar als noch vor fünfzehn Jahren, aber genug, um die Gegend immer unbewohnbarer zu machen. 150 Millionen Plastikmüll treibe in denMeeren, sagt die Sprecherin der Tagesschau gerade. Mehr Plastik als Fisch. Die Nachrichten sind mehr und mehr Gewaltnachrichten. Und solche vom Zurückschlagen der Natur. Abspaltung statt Gemeinsamkeit beim Bewältigen globaler Probleme. Die wahren Irrenhäuser sind übrigens diejenigen, in denen Menschen Schutz vor den Irren der Welt geboten wird.

Doch ich sehe auch Gegentrends.Tausende von neuen Parteimitgliedern, ein junger Mann, der mit seinem Fahrrad und hölzernem Wohnanhänger durchs Ländle radelt, neue Initiativen gegen Gewalt und Armut. Naturschutz und Nachhaltigkeit, Aufklärung und Besonnenheit, Biotope. Künstler, die schon immer auf diese Problme hingewiesen haben und nur von wenigen gehört wurden. Ein Förster hat ein Buch über Bäume geschrieben, das weltweit zum Bestseller wurde und immer noch ist. Spontan fällt mir das Lied "Keep out, we are toxic" von Snowie White ein-Außerirdische, die unseren Planeten besuchen wollen und mit diesem Ruf empfangen werden. Die Frage ist berechtigt: Was für Bücher soll man für eine solche Welt noch schreiben? Man kann sie schreiben, um diejenigen zu unterstützen, die unter den gegenwärtigen Zuständen leiden. Man kann sie schreiben, um gegenwärtige Zustände zu dokumentieren und in Zusammenhang mit vergangenen zu bringen.

Man kann Initiativen persönlich oder finaziell unterstützen. Man kann mit wachen Augen und Ohren und Nase durch die Natur gehen, dem nachspüren, was sie ist und was sie braucht. UNS AUF JEDEN FALL NICHT! Sie bricht sich Bahn durch Stein und Beton und wird uns überleben.