Sonntag, 25. Juni 2017

Rausgeschmissen aus dem Universum

Am letzten Montag begann für mich eine Odyssee, die ich niemals so erwartet hätte und die mich an die Grenzen meiner Technikgläubigkeit brachte. Oder eigentlich mehr zu der Erkenntnis, dass vieles, von dem man sich Besseres erhofft, zunächst mal nur Stress und Diffusion erzeugt. Es ging schlicht und einfach um den Wechsel des Telefonanbieters. Lange Zeit war ich recht zufriedene Kundin bei 1&1 gewesen. Doch die Telefonanlage kam in die Jahre. Mindestens einmal täglich flog ich aus der Leitung, weil da irgendein Wackelkontakt war. Wenn es eine Störung gab, musste ich per Handy die Anweisungen eines schnell sprechenden Helfers befolgen, im Notfall auch mal unter dem Schreibtisch herumkriechen. Das sollte sich ändern. Telekom hat einen Shop in unserer Stadt, da konnte ich dann persönlich vorbeigehen, und sie würden mir sicher auch einen Techniker ins Haus schicken, wenn etwas nicht stimmte. Am Montag Morgen also war es dann soweit. Pünktlich um Mitternacht wurde die Internetverbindung durch 1&1 getrennt. So, es geht los, dachte ich mir, rieb mir die Hände und beseitigte nach schriftlicher Anweisung den alten Router, die Splitterbox, das Glasfasermodem und viele Kabel. Am Freitag hatte ich mir im Shop schon den Speedport Smart besorgt, einen schicken, leistungsstarken Router von Telekom. Und schloss die Kabel nach Vorschrift an.

Da sollte ein grüner Link aufleuchten, was er aber hartnäckigerweise nicht tat, Stunden um Stunden nicht. Ein Anruf bei der Hotline, ein etwas verärgerter Helfer, der mich schließlich mit "Frau Link" anredete und bedauernd meinte, ich müsse bis abends 19.00 warten. So recht konnte ich nicht daran glauben. Und so versuchten wir anderswo Hilfe zu bekommen. Im Elektrogeschäft des Ortes erfuhren wir, dass der Meister schon eine Woche ohne Telefonverbindung sei. Sein Gehilfe, der mir den letzten Router angeschlossen hatte, sei die Woche im Urlaub. Zwischendurch musste ich mir immer wieder anhören, dass ich technisch eben eine absolute Niete wäre. Bei 34° im Schatten stand ich dann im Telekom Shop an. Ja, ich solle bis 21.00 warten, das dauere manchmal etwas länger. Außerdem hätte ich ohne Techniker gebucht. Die Mail, in der das stand, war inzwischen verloren gegangen. Wenn sich bis morgen Früh nichts tue, solle ich anrufen, für einen Dreißiger könne an mir auch einen Techniker stellen. Daheim leuchtete dann um 17.00 endlich das ersehnte grüne Licht, ich war drin, konnte telefonieren und eine Mail absetzen. Dann war das wieder verschwunden. Am nächsten Tag rief ich an, hing in der Warteschleife, schilderte das Problem, die Stimme versprach einen Rückruf. Der nie kam, geschlagene vier Tage lang nicht. Ich fühlte mich, als hätte man mir eine Mauer vor die Nase geknallt. Begann dann aber auch, die internet- und telefonlose Zeit zu genießen.

Irgendwann war es dann aber genug. Wiederum bei 33° im Schatten fuhr ich noch einmal zum Shop, um über meine Leidenszeit zu berichten. Dort standen einige verzweifelte Kunden und flehten die Mitarbeiter um Hife an. Eine Geschäftsfrau war schon ein paar Tage lang ohne jede PC-Verbindung, sie wurde darüber aufgeklärt, dass sie Schadensersatz verlangen könne, unter Einreichung von Belegen. Diesmal bekam ich tatkräftige Unterstützung. Ich solle den Router vorbeibringen. Also nochmal heim, nochmal schwitzend in die Stadt gefahren. Der Router wurde geprüft, ich erhielt ein anderes Telefonkabel. Dazu kaufte ich gleich auch noch ein neues Telefon. Zum Trost bekam ich das Kabel geschenkt. Daheim angeschlossen, und seitdem funktioniert alles anstandlos! Und die Moral von der Geschicht? Keine Technik mehr ohne Ansprechparner vor Ort, und wenn etwas ist, gleich das Gerät (ohne Kabel) nehmen und demjenigen vorbeibringen. Meine Technikgläubigkeit ist seitdem aber auf dem Nullpunkt gelandet. Nicht ich bin die Technikniete, sondern ein defektes (neues) Telefonkabel hatte mich tagelang aus dem Universum geschmissen.