Freitag, 12. Februar 2016

Türen

Diese Abbildung zeigt das Portal der Maulbronner Klosterkirche, eine der ältesten Türen Deutschlands. Die Zisterzienser wussten immer, was sie hinter dieser Tür erwarten würde, wenn sie vom Paradies aus die Kirche betraten: nämlich die Laien- und die Mönchskirche, ein romanischer Lettner, der beide voneinander trennt sowie ein Kruzifix, das aus einem einzigen Steinblock herausgemeißelt wurde. Für die Mönche und die Laienbrüder sind Kirche und Kloster über Jahrhunderte hinweg zur Heimat geworden. Etlichen der späteren Seminaristen wurde das alles aber auch zum Zwang. Das Bild hat mich dazu bewogen, einmal über die Bedeutung von Türen nachzudenken. Man kann durch eine Tür hineingehen und auch wieder hinausgehen. In unseren Autorenblogs war früher oft die Rede davon, dass sich immer wieder irgendeine Tür öffnen würde, egal, wie düster die Situation auch gerade aussehe. Das denke ich immer noch, und es stehen zur Zeit viele Türen offen. Es stellt sich nur die Frage, was man hinter diesen Türen finden und ob man mit dem, was man dahinter findet, zufrieden sein wird. Und ob irgendein Raum, den man betritt, zur "Heimat" werden kann. Im Übertragenen ausgedrückt: Die Türen, die zur Zeit bei den Onlineplattformen für Self Publisher, den Verlagen und Agenturen offenstehen, laden vor allem die Erfolgreichen ein. Und selbst bei denen kann es dazu kommen, dass sie zur einen Tür hinein- und zu einer anderen bald wieder hinausgehen. Ein Interview des Hessischen Rundfunks vom Oktober 2015 mit Matthias Matting macht das deutlich.

In unserer Zeitung kam gestern ein Bericht über einen bekannten schwäbischen Dichter, der bei einem kleinen Tübinger Verlag veröffentlicht, der unter Umständen sieben Jahre braucht, bis er einen neuen Gedichtband fertig hat, und von dessen Büchern keine Ebooks existieren. Für ihn gibt es keine Alternative als mit der Hand zu schreiben. Da spüre ich wirkliche Zufriedenheit heraus, und am Rande muss ich auch gestehen, dass ich die Bücher dieses Verlages liebe. Bücher können Räume sein, in denen man sich wohlfühlt. Gerade lese ich einen Wanderbericht, der durch halb Deutschland führt, und bin dabei richtig mit dem Autor und seinem Hund unterwegs. Er hat diese Wanderungen in seinem Blog beschrieben und das Ganze dann bei Malik-National Geographics, einer Untergruppe des Piper Verlags, veröffentlicht. Flugs habe ich mir heute noch drei solcher Bücher gekauft, darunter Kay Borowskys Wanderungen in Tübingen und Europa.