Aber nun zum Leben an sich. Wir sind seit jeher Landpomeranzen gewesen, haben immer gestaunt über die glitzernden Welten der großen Städte, ihre Aufgeschlossenheit, ihre trotz allem dichtere Präsenz in vielen Dingen. Warum nicht mal wieder nach Pforzheim fahren, in die Stadt, die im letzten Krieg bis auf die Grundmauern niedergebombt und so hässlich wieder aufgebaut wurde? Vom Geheimparkplatz, auf dem sich immer ein freies Plätzchen findet, sind es ein paar hundert Meter in die Innenstadt. Mein Partner, der sich oft als Grantler und Misanthrop entpuppt, kann genauso schnell zum humorvollen Straßenhüpfer werden. Und ich weiß, wie ich sein Musikerherz begeistern kann: Per Google hatte ich den Standort eines Musikladens herausgefunden, der versteckt in der Barfüßergasse gegenüber der Galeria Kaufhof liegt. Nachdem ich ihn dort geparkt hatte, konnte ich meine Streifzüge durch die Klamottenläden und die Buchhandlung Thalia machen. Gekauft habe ich allerdings nur ein Buch. Wieder vereint, ließen wir uns einfach nur treiben, mal hier in einen Glaspalast zum Kaffeetrinken, Scherzchenmachen mit dem Barkeeper, Lauschen auf die Sprache der alten Spanier, gegenüber Banken, Apotheken, eine Gemüsehandlung, ein Brezelladen und eine Handyanlaufstelle. Dann Hotdogs in einem weiteren Palast, ein Hin und her und Ein und Aus. Spaziergang an den dunklen Wassern der Enz, noch tiefgrüne Weiden lassen ihre Zweige in den Fluss hängen. Wanderungen in der Großstadt. So einfach ist das. Oder haben wir irgendwo den Ruf der Zugvögel gehört?
Turgenjew, [Turgenjev] Iwan S. (1818-1883)
Ich lieb den Herbst
Ich lieb den Herbst, im Blicke Trauer.
In stillen Nebeltagen geh
Ich oft durch Fichtenwald und seh
Vor einem Himmel, bleich wie Schnee,
Durch Wipfel wehen dunkle Schauer.
Ich lieb, ein herbes Blatt zu Brei
Zu kauen, lächelnd zu zerstören
Den Traum, dem wir so gern gehören.
Fern des Spechtes scharfer Schrei!
Das Gras schon welk...schon starr vor Kühle,
Von hellen Schleiern überhaucht.
In mir das Weben der Gefühle,
Das Herz in Bitternis getaucht...
Soll ich Vergangenes nicht beschwören?
Soll, was da war, nie wieder sein?
Die Fichten nicken dunkel, hören
Gelassen zu und flüstern Nein.
Und da: ein ungeheures Lärmen,
Ein Ineinanderwehn von Zweigen,
Ein Rauschen wie von Vogelschwärmen,
Die, einem Ruf gehorchend, steigen.