Samstag, 18. Oktober 2014

Sprung ins SP-Vergnügen?

Gestern waren wir mal wieder in Tübingen, der alten Universitätsstadt, in der ich sieben Jahre lebte und studierte und die so manchem historischen Roman von mir als Kulisse diente. Die Farben der Gebäude und des Himmels sahen aus wie frisch gewaschen, im Gerberviertel prangten späte Rosen und Kalkastern in den Gärten, der Ammerkanal führte viel dunkel gefärbtes Wasser. Ich hatte in einem Second-Hand-Buch-und Musikladen bei der Jakobuskirche drei Bände von Dostojewski sowie einige andere gute Bücher erstanden. Da war doch mal was, dachte ich, als wir vor dem Rathaus saßen, Kaffee tranken und den Mädels zusahen, die sich auf Stöckelschuhen über das Kopfsteinpflaster quälten. Im "Lamm" da gegenüber, heute eine Begegnungsstätte, tummelten sich die Studenten und die schwäbischen Dichter, an der Ecke gegenüber der alten Mayerschen Apotheke hat der Dichter Hermann Kurz gewohnt. Ja, ich hatte vor meinem Urlaub achtzig Seiten eines historischen Krimis geschrieben, und ich wollte abwarten, ob sich der Verlag wegen meines Jetztzeit-Krimis (auch mit dem Schauplatz Tübingen) meldet. Der Verlag hat mich wohl vor lauter Buchmesse vergessen. Also packte ich gestern Abend meinen historischen Krimi aus, druckte die letzten zwanzig Seiten und korrigierte. Einige Tage hatte ich es noch vor mir hergeschoben, aber jetzt hat es mich wieder gepackt! Ich beweihräuchere mich nicht gern, aber ich finde den Text frisch, abenteuerlich, spannend und teilweise auch witzig. Also mache ich da weiter. Den Jetztzeitkrimi kann ich eigentlich zur Seite legen, denn so vielen Verlage und Agenten ich ihn auch anbiete, so wird doch keiner wagen, den Genrewechsel zu vollziehen. Es wird also der ideale Kandidat fürs SP-Vergnügen sein! Einen Roman fertigschreiben und gleichzeitig einen anderen zu veröffentlichen wäre mir zu mühsam. Vielleicht kann ich nächstes Jahr beide kurz hintereinander auf den SP-Markt werfen. Dann habe ich auch bloß noch einige Monate zu arbeiten und mein Berufsleben zu einem guten Ende zu bringen.

Auf der Suche nach dem neuesten Stand beim SP fand ich den Blog der Frankfurter Buchmesse vom September, in dem Trends des Self Publishing diskutiert werden. Allein 2014 sei der Marktanteil um 35% gestiegen, die Self Publisher würden immer professioneller, mit immer besser lektorierten Büchern und aussagekräftigen Covern. Und wichtig sei es, in möglichst vielen Kanälen die Bücher sichtbar zu machen. Gleichzeitg verliert Social Media nicht seine Bedeutung. Die Buchhändler müssten den Trend erkennen und für sich und die Autoren nutzen. Irgendwo habe ich ein Vögelchen zwitschern gehört, dass die ganzen Hebammen, Hexen und Henkerstöchter bei den Verlagen nicht mehr so gefragt seien, dafür andere historische Stoffe.