Freitag, 22. März 2013

Der Petersburg-Krimi und ein Urwald-Thriller

 Kleine Vorrede: Ja, er war's - wenn auch nur als Intermezzo für einen sonnigen Tag! Immerhin zeigt sich das Veilchen, das im Neckartal vor einer Woche blühte, nun auch in meinem Garten. Dazu gibt es weiße, gelbe, rote Primeln wie in einem Osternest, den Märzenbecher (der sich wieder aufgerichtet hat), und die Scilla streckt ganz vorsichtig ihre Blütenblätter heraus. Und immerhin konnte man endlich mal wieder eine Latte Macchiato unter freiem Himmel trinken, in der Stadt im Straßencafé, bei 12°. Ab morgen geht es wieder bergab und nächste Woche in den Winter zurück. Ich werde froh sein, wenn während der Ostertage wenigstens etwas Wärme herrscht.

Es kribbelt mich gewaltig in den Fingern, ich scharre mit den Hufen, nicht nur wegen des Frühlings, um den wir regelrecht betrogen werden. Ich warte darauf, dass mein nächster Roman veröffentlicht wird, und ich warte auf die Kommentare meines Testlesers, um weiter überarbeiten zu können. Es ist irgendwie ein totaler Leerlauf. Was kann ein Autor tun, um diese Leere zu füllen? Statt bei FB und in anderen Foren rumzulungern, statt auf Amazon und Co. zu klicken? Natürlich: schreiben. Einen neuen Roman schreiben! WELCHEN Roman wollte ich denn eigentlich als nächstes schreiben? Ach ja, ich habe als letztes einen Krimi geschrieben. Einen Krimi mit regionalem Bezug (wie jeder Krimi), der aber nicht dem Regionalkrimikonzept folgt, das seit den achtziger Jahren mit wachsender Beliebtheit boomt, sondern einfach ein Krimi ist, der im Schwarzwald spielt. Zu der Frage "Regionalkrimis" fand ich noch einen Link von Bücher-Wikio, in dem die Frage gestellt wird, ob man nicht Dostojewskis "Schuld und Sühne" sowie Kafkas "Prozess" jeweils Petersburg - und Prag-Krimis nennen könnte.

Da der Krimi fertig ist, überlege ich mir weiterhin, ob und wo ich ihn anbieten sollte. Einerseits war es so ein exzellentes Schreiberlebnis, dass ich ihn auch ruhen lassen könnte. Jeder Gedanke an Veröffentlichung zieht nämlich ein Aber nach sich:
Um ihn beim Hausverlag anbieten zu können, müssen erst einmal die Verkaufszahlen des neuen Romans abgewartet werden. Und die kriege ich erst in einem Jahr. Wenn mein Agent ihn anderen Verlagen anbieten sollte, gehen wahrscheinlich ebenfalls Monate ins Land, weil es ein Genrewechsel ist. Wahrscheinlich ist es auf dem Werg gar nicht zu schaffen. Ihn selbst zu veröffentlichen überfordert mich. Das alles, auch die wahrscheinlichen Wartezeiten, zerren so sehr an meinen Nerven, dass ich es gar nicht erst anfangen möchte. Also lasse ich ihn weiter liegen. Wenn mich jemand fragen würde, welches von meinen Projekten ich am liebsten als Nächstes verwirklichen würde, dann wäre es der (Psycho)-Thriller, der in Hamburg, Venedig, Buenos Aires und am Dreiländereck des Iguacu spielt. Ja, ich habe den Ausgangsort jetzt vom Bodensee nach Hamburg verlegt, Frankfurt spielt ebenfalls eine Rolle, alles Gegenden, die ich gut bis sehr gut kenne. Da fällt mir ein: Ich habe mal eine längere Kurzgeschichte von einem Flugzeugabsturz über dem Urwald von Venezuela geschrieben, die bei einem Wettbewerb gewann.
Da ging es ums Überleben, um Verfolgung, um Diamanten, Mord und Flucht und eine gefährdete Freundschaft. Die Idee zu dieser Geschichte hatte ich während eines Flugs über die Urwälder von Venezuela. Ich sah die rotbraunen und weißen Flüsse und stellte mir vor, wie es wäre, abzustürzen (die Cessna torkelte nämlich erheblich) und den Weg aus diesem Dschungel finden zu müssen. Anschließend bestiegen wir einen Tepui, das ist einer der Tafelberge, die für diese Gegend typisch sind. Dort mussten die beiden Männer in meiner Geschichte notlanden und gerieten in ein wahnsinniges Abenteuer inmitten von Wasserfällen, giftigen roten Salamandern und Urwaldflüssen, in denen Blutegel und Ähnliches lauern - verfolgt von einer gewissenlosen Meute von Ausbeutern und Geldjägern. Ein Ort namens Eldorado ist ganz in der Nähe, voll mit Gold-und Diamanten-"Agenturen". Warum ich hier so endlos herumrede, zusammenhanglos und zerfasert? Weil ich schreiben will, und vielleicht wird auch irgendwann mal ein richtiger Plot daraus! Und dann ist es eben ein Regional-Urwald-Thriller - oder?