Donnerstag, 5. Januar 2012

Mein letzter historischer Roman?

Nein, ich will es nicht machen wie der Bundespräsident: mich um Kopf und Kragen reden! Alle hier gemachten Äußerungen gelten nicht für alle Zeiten und für alle Situationen. Fakt ist: Ich schreibe gerade mit wachsender Begeisterung an einem historischen Roman. Obwohl ich gar keine historischen Romane mehr schreiben wollte, sondern nur noch Psychothriller-,dramen oder wie immer man es auch  nennen will. Was ich jetzt schreibe, ist die Quintessenz aus allem, was ich bisher geschrieben habe. Nun gut, es kommt kein Dichter in dem Sinne vor, aber vielleicht stelle ich ein Gedicht von Andreas Gryphius oder Martin Opitz voraus, zum Beispiel so eins:

Betrachtung der Zeit
Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen,
Mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen,
Der Augenblick ist mein, und nehm' ich den in acht,
So ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht. 
Andreas Gryphius, 1616-1664

Mein neuer Roman ist eine Fortsetzung und Fortschreibung meines Romans "Aufbruch nach Blaubeuren", er enthält Elemente der Hurenromane, ist eine Reise durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz wie "Die Pilgerin von Montserrat" und weist Dynamik, Dramatik, Historie und Entwicklung auf wie "Die Hure und der Mönch". Selbst zum Kalender gibt es Paralellen, und zur Anthologie "Gezeiten", was den Kernkonflikt betrifft. Klingt also wie ein Finale, in dem noch mal ein Feuerwerk sämtlicher Klaviatur abgebrannt wird, um dann zu verschwinden, Vorhang zu und dann nichts mehr. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Ich merke immer mehr, dass in dem Genre etwas ganz Anderes erwartet wird. Liebesgeschichten, Liebesszenen, Beschreibung häuslicher und handwerklicher Szenen. Das kommt bei mir auch alles vor, steht aber nicht im Zentrum meines Schreibens. Es ist auch und vor allem ein Liebesroman, aber ebenso ein historischer Roman im Sinne von Historie, ein Roman über Krieg und Verwüstung, aber auch über das Leben der Kleinen und Großen, über Wohlleben, Kochen und Essen. Es gibt Intrigen, es gibt Irrtümer, Reisen, Abenteuer, Flucht und sich den Problemen stellen. Am liebsten hätte ich dann noch eine Karte, wenn er fertig ist, damit man die Wege der vier Hauptpersonen verfolgen kann. Denn ja, es ist auch ein Viererroman, wie ich ihn mir immer erträumt hatte, nur ist es nicht die Französische Revolution, die ein NO GO sei bei Historischen, sondern das 17. Jahrhundert, der letzte Teil des Dreißigjährigen Krieges, der laut eines berufenen Mundes für das Publikum auch noch zum Mittelalter zähle. Ich mag keine reinen Liebesromane, viele, die ich gelesen habe, fand ich mehr oder weniger kitschig (obwohl es bestimmt auch richtig gute gibt). Daher wollte ich nie reine Liebesromane schreiben. Es soll ein Erfolgschema für historische Romane geben, das ich mal so umreissen möchte: Frau im Mittelpunkt, Autorin, Schauplatz Deutschland, Mittelalter. Zusatz: Liebesgeschichte. Die ersten beiden Kriterien bin ich gern bereit zu erfüllen, die anderen nur teilweise.Weil sich diesmal die Spannung aus der Handlung und den Personen ergibt und nicht aus Thriller-oder Krimielementen, ist es vielleicht der reinste größere historische Roman, den ich je geschrieben habe bzw. schreibe. Soll es wirklich mein Letzter sein? Gibt es keine Ideen für neue? Gibt es Ideen für historische Krimis? Im Moment ist alles weg, es zählt nur diese eine Roman, und ich bin einfach glücklich, dass ich ihn schreiben kann und darf. Und wenn ich mich jetzt, wie Wulf, um Kopf und Kragen geredet habe, dann werden eben viele Fragen offen bleiben.