Donnerstag, 26. Januar 2012

Drei Tage im Off

Bin ich eigentlich abhängig von dem Ding? Die letzten drei Tage haben es gezeigt.
Erstmal war der Kontakt zu meinem Text irgendwie weg, denn er ist ja nur in den Dateien. Da hätte ich jetzt nicht einfach per Hand weiterschreiben können, glaube ich.
Da, wo der Rechner stand, gähnte ein Loch. Und es waren doch ein paar Stunden, die
ich immer vor dem PC verbracht habe, die jetzt ausgefüllt werden mussten. Wie schon gesagt, ist meine Bude jetzt schön aufgeräumt, sogar unnütze Bücher, die ich nie wieder lesen werde, haben wir heute zur Sammelstelle bei Edeka gebracht. Und einmal habe ich mich dabei erwischt, dass ich eine Auswanderer-Soap angeschaut habe, die ich eigentlich doof fand. Aber ist vieles, was ich im Netz mache, nicht auch doof?
Eigentlich haben mir die Tage im Off aber sehr gut gefallen, und von mir aus hätte es auch noch so weitergehen können. Allerdings hätte ich mir dann vielleicht noch ein paar Bücher übers Wochenende bsorgen müssen. Im Großen und Ganzen habe ich aber etwas entdeckt, was durch die partielle PC-Hörigkeit unter den Tisch gefallen war: die Außenwelt. So viel davon bei diesem Sauwetter eben zu entdecken ist. Aber ohne PC wird selbst ein Tripp zum Bäcker ein Erlebnis! Wir entdecken, wie man echte regionale Produkte von scheinechten unterscheiden kann, zum Beispiel. Wusstet ihr/ wussten Sie, dass 80% der Schweine für den echten Schwarzwälder Schinken aus EU-Ländern kommen? Und dass in den Nürnberger Bratwürsten gleichfalls nichts Nürnbergerisches steckt außer dem Namen?
Jetzt noch zur Frage, was dem armen Apparat denn gefehlt hat. Es war nur ein Netzteil kaputt, wofür ich auch nur wenig berappen musste. Zur Sicherheit habe ich noch einen Test zur Computerabhängigkeit gemacht: (ein sehr vorsichtiger Test)
http://www.psychotherapiepraxis.at/surveys/test_internet-sucht.phtml
Das Ergebnis ist beruhigend und zeigt mir genau die Stelle, die bei mir im Argen liegt: Dass ich oft herumsurfe, wenn mir grad nichts Besseres einfällt. Und dass ich vor allem vom Arbeitstinstrument PC abhängig bin wie der Bäcker von seiner Knetmaschine. Alles andere ist Beiwerk, das mir nicht wirklich fehlt, wenn ich es nicht habe.

Mittwoch, 18. Januar 2012

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg

Diejenigen unter meinen Lesern, die selber schreiben, kennen das bestimmt: wenn einen die Geschichte erst einmal so richtig aufgesogen hat, wird sie zum Zentrum des Daseins, sozusagen, alles andere ist dann irgendwie zweitrangig. Die Figuren reden miteinander, man sieht alles szenisch vor sich und braucht es dann bloß noch in Worte zu fassen, dabei muss man allerdings das Ganze auch immer im Auge haben. Und das ist das Wesentliche, dieses Schreiben, diese Geschichten und diese Figuren im Kopf, dann sind Verkaufszahlen, Verlage, mögliche Flopps und schlechte Kritiken weit, weit weg. Man kann sich also immer wieder in diesen quasi paradiesischen Zustand, einen Unschuldzustand des Schreibens, hineinversetzen.
Die Schlacht ist nun auch geschlagen und zu meiner vollsten Zufriedenheit gelungen. Jetzt gibt es eine Fußreise durch den Südschwarzwald, anno März 1638. Da sind wir vor zwei Jahren im März gewesen. Mir ging die ganze Zeit der Lenz von Georg Büchner durch den Kopf, und das tut er auch jetzt, ebenso wie das Kirchenlied "Nun danket alle Gott", das Ende des 16. Jahrhunderts entstand.
Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. 
Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.
Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste und Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen grau Wolken, aber so dicht – und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.
Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts.  Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen konnte.

Donnerstag, 5. Januar 2012

Mein letzter historischer Roman?

Nein, ich will es nicht machen wie der Bundespräsident: mich um Kopf und Kragen reden! Alle hier gemachten Äußerungen gelten nicht für alle Zeiten und für alle Situationen. Fakt ist: Ich schreibe gerade mit wachsender Begeisterung an einem historischen Roman. Obwohl ich gar keine historischen Romane mehr schreiben wollte, sondern nur noch Psychothriller-,dramen oder wie immer man es auch  nennen will. Was ich jetzt schreibe, ist die Quintessenz aus allem, was ich bisher geschrieben habe. Nun gut, es kommt kein Dichter in dem Sinne vor, aber vielleicht stelle ich ein Gedicht von Andreas Gryphius oder Martin Opitz voraus, zum Beispiel so eins:

Betrachtung der Zeit
Mein sind die Jahre nicht, die mir die Zeit genommen,
Mein sind die Jahre nicht, die etwa möchten kommen,
Der Augenblick ist mein, und nehm' ich den in acht,
So ist der mein, der Jahr und Ewigkeit gemacht. 
Andreas Gryphius, 1616-1664

Mein neuer Roman ist eine Fortsetzung und Fortschreibung meines Romans "Aufbruch nach Blaubeuren", er enthält Elemente der Hurenromane, ist eine Reise durch Deutschland, Frankreich und die Schweiz wie "Die Pilgerin von Montserrat" und weist Dynamik, Dramatik, Historie und Entwicklung auf wie "Die Hure und der Mönch". Selbst zum Kalender gibt es Paralellen, und zur Anthologie "Gezeiten", was den Kernkonflikt betrifft. Klingt also wie ein Finale, in dem noch mal ein Feuerwerk sämtlicher Klaviatur abgebrannt wird, um dann zu verschwinden, Vorhang zu und dann nichts mehr. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Ich merke immer mehr, dass in dem Genre etwas ganz Anderes erwartet wird. Liebesgeschichten, Liebesszenen, Beschreibung häuslicher und handwerklicher Szenen. Das kommt bei mir auch alles vor, steht aber nicht im Zentrum meines Schreibens. Es ist auch und vor allem ein Liebesroman, aber ebenso ein historischer Roman im Sinne von Historie, ein Roman über Krieg und Verwüstung, aber auch über das Leben der Kleinen und Großen, über Wohlleben, Kochen und Essen. Es gibt Intrigen, es gibt Irrtümer, Reisen, Abenteuer, Flucht und sich den Problemen stellen. Am liebsten hätte ich dann noch eine Karte, wenn er fertig ist, damit man die Wege der vier Hauptpersonen verfolgen kann. Denn ja, es ist auch ein Viererroman, wie ich ihn mir immer erträumt hatte, nur ist es nicht die Französische Revolution, die ein NO GO sei bei Historischen, sondern das 17. Jahrhundert, der letzte Teil des Dreißigjährigen Krieges, der laut eines berufenen Mundes für das Publikum auch noch zum Mittelalter zähle. Ich mag keine reinen Liebesromane, viele, die ich gelesen habe, fand ich mehr oder weniger kitschig (obwohl es bestimmt auch richtig gute gibt). Daher wollte ich nie reine Liebesromane schreiben. Es soll ein Erfolgschema für historische Romane geben, das ich mal so umreissen möchte: Frau im Mittelpunkt, Autorin, Schauplatz Deutschland, Mittelalter. Zusatz: Liebesgeschichte. Die ersten beiden Kriterien bin ich gern bereit zu erfüllen, die anderen nur teilweise.Weil sich diesmal die Spannung aus der Handlung und den Personen ergibt und nicht aus Thriller-oder Krimielementen, ist es vielleicht der reinste größere historische Roman, den ich je geschrieben habe bzw. schreibe. Soll es wirklich mein Letzter sein? Gibt es keine Ideen für neue? Gibt es Ideen für historische Krimis? Im Moment ist alles weg, es zählt nur diese eine Roman, und ich bin einfach glücklich, dass ich ihn schreiben kann und darf. Und wenn ich mich jetzt, wie Wulf, um Kopf und Kragen geredet habe, dann werden eben viele Fragen offen bleiben.

Dienstag, 3. Januar 2012

Leben an den Schauplätzen

An Silvester, nach dem dreifachen großen Knallen, waren wir noch in die Dorfkneipe im Schwarzwald eingeladen worden. Das war ein merkwürdiges, aber auch ein gutes Gefühl.
Denn diese Kneipe ist der Schauplatz meines Krimis, der nicht angenommen wurde. Er wäre sicher auch nicht angenommen worden, wenn er in Hamburg oder Buenos Aires gespielt hätte. Ich habe jetzt beschlossen, meine Romane, die keiner haben will und auch die, die jemand haben will, einfach zu leben. Während in den letzten Tagen der Regen vom Himmel fiel, als hätten wir darum gebeten, bin ich vom Schwarzwald nach Paris gereist. Dabei kamen viele Erinnerungen hoch-von der Zwiebelsuppe bei Michel, der Nacht im Freien bei Fontainebleau, den Malern von Sacre Coeur und vor allem vom Louvre. Säle voller feinstem Geschirr, unendlich viele Gemälde und schließlich die Mona Lisa. Ich durfte mit Ludwig XIII. und Kardinal Richelieu an der Tafel des Jagdschlosses im Wald von Versailles speisen und werde das Leben am Hof kennenlernen. Dann geht es wieder zurück an den Oberrhein, wo sich das Drama immer mehr zuspitzen wird. So werde ich den Winter gut und abwechslungsreich verbringen. Und wenn ich einmal denke, ich hätte nur davon geträumt, Bücher geschrieben zu haben, dann werde ich mich an diese Träume liebend gern erinnern.