Freitag, 22. Oktober 2010

Teufel und Beelzebub

Das war mit Abstand die härteste Woche des Jahres, dazu verschmuddelt und kalt. Ich liege geplättet auf dem Sofa, kämpfe mit einer Infektion und löse Kreuzworträtsel. Das ist ja auch eine Art von Wortspiel, oder? Was ist von der Woche übriggeblieben? Es wird überall abgebaut, im sozialen Bereich, immer weniger Psychiater und Sozialarbeiter müssen immer mehr Klienten betreuen, immer schlechtere Arbeitsbedingungen, dafür immer höhere Krankenkassenbeiträge und immer mehr Baustellen im Land. (Von S21 mal ganz zu schweigen). Ist denn das Schreiben und Veröffentlichen noch ein Ausgleich dazu, wie ich es mir einmal erträumt hatte? Man sollte denken, nein, denn die Bedingungen werden immer schwieriger. Manch ein Autor trägt sich schon mit dem Gedanken, seine Lieblingsbücher selbst zu produzieren. Für mich ist das die Frage nach dem Teufel und dem Beelzebub. Selber produzieren käme für mich nicht in Frage, denn dafür habe ich noch viel weniger Geduld, als auf die Antworten von Verlagen zu warten. Und würde sie das vorm Vergessenwerden schützen? Wo sind die ganzen Bücher geblieben? Eins ist verschwunden, liegt vielleicht noch in einer dunklen Ecke des Literaturarchivs, das zweite stapelt sich wahrscheinlich in einer Garage auf der Schwäbischen Alb, das dritte ist im Archiv und damit wohl in der Backlist, das fünfte weg, das sechste wird wohl im Winter verschwinden und das siebte ... ist erst gar nicht aufgetaucht! Naja, in irgendwelchen Bücherregalen werden noch manche stehen:-)
Doch Jammern nützt überhaupt nichts. In unserem Bereich arbeiten wir ressourcenorientiert, das heißt, wir schauen auf die gesunden, kreativen Anteile und suchen Lösungen, statt angesichts des Elends zu erstarren. Und das heißt wiederum, uns einfach nur ins rechte Licht zu rücken und auf die Kräfte des Teams zu vertrauen. Vielleicht kann ich einmal die schreiberische mit der beruflichen Tätigkeit verbinden, indem ich Broschüren zu psychischen Krankheiten und Handycaps verfasse, zu Depressionen, Schizophrenien, Persönlichkeitsstörungen. Ratgeber für Angehörige. Ich habe auch einen Kontakt neu angeknüpft und habe einen zu einem Verlagsmenschen im Kasten.
So gäbe es viele Optionen:
Oberste Priorität hat der Psychothriller, den ich schon lange mit mir herumtrage und der sich wandelt und schillert wie eine Forelle unterm Regenbogen.
Dann sind die Fahrten, Kutur-und Wandertripps noch nicht vom Fenster.
Mein historischer Florenzroman wird auch noch erscheinen.
Und heute hat sich jemand für die "Gezeiten" interessiert. Ich werde einfach so vielseitig und unabhängig bleiben wie möglich. Und nachdem ich erkannt habe, dass Eitelkeit und Neid treibende Faktoren beim Schreiben sein können, mache ich mir die einfach zunutze. Dabei wüsste ich eigentlich nicht, welchen Autor ich beneiden sollte.