Dienstag, 24. März 2009

Eiszeit

Wir sollten es wahrscheinlich machen wie die Veilchen und Märzenbecher, die ihre Köpfe auch dann herausstrecken, wenn ein eisiger Polarsturm über sie hinweggeht (in meinen Kalendern steht übrigens der 20. März als Frühlingsanfang, haben die sich alle geirrt?)
Aber sei's drum. Man kann auf jeden Fall nicht, wenn man Urlaub hat, den ganzen Tag zu Hause sitzen und Däumchen drehen, in die schräg dahinjagenden Schneeflocken, Graupel und Regentropfen starren und sich am Computer isolieren. Also geht man raus, in Ermangelung sonniger Ziele ist Tübingen das Einzige, was sich an Alternativen bietet. Eine grässliche, tiefdunkle, nach Schnee und Verderben riechende Wand kam vom Nordscharzwald hergeschoben, und mein Freund rief, wie schon häufig, alle Naturgewalten an, um ihn endlich, endlich gehen zu lassen, nämlich in ein warmes Land seiner Wahl. Kaum saßen wir im "Storchen" bei einer sehr heißen Latte Macchiato und begutachteten die Leute , die draußen vorübergingen und fragten uns, ob der Metzger gegenüber wohl das richtige Griebenschmalz hätte, das mit den krachigen Grieben, da kam die Sonne heraus und der Himmel erstrahlte in einem schon unnatürlichen Blau. Der Metzger hatte überhaupt kein Griebenschmalz, so dass wir uns mal wieder auf den Weg zum Osiander machten. Ob mein Buch noch da war? (Es ist jetzt auf dem Platz, auf den es sollte, noch dazu im Regal.) Morgen könnten wir mal wieder die Staatsgalerie in Stuttgart besuchen, besonders die Italiener der Renaissance, und wenn sich möglicherweise am Donnerstag ein vages Ende dieser Eiszeit abzeichnet, wieder in normalen Bahnen denken.