Donnerstag, 11. Juni 2020

Schock und Zeitenwende

Es war, als wäre ich aus einem irren, verstörenden, vorher nie geträumtem Traum erwacht. Eine mögliche Antwort auf meine Fragen fand ich gestern während einer Dokumentation im 3Sat. Da wurde noch einmal zusammengefasst, was ich und viele Millionen Menschen in den letzten drei Monaten erlebt haben. Einen scheinbaren Zusammenbruch der gesamten Welt. Der Sprecher redete von der "Vor-Corona-Zeit", und da wurde mir wieder bewusst, dass wirklich eine Welt versunken ist. Ein unsichtbarer Feind hat alles hinweggefegt. Die drei Monate haben mir wie in einem Prisma gezeigt, wo die wahren weltweiten Probleme stecken. Die Bilder von den Lastwagen, die in der Nacht durch Bergamo fuhren, die Massengräber überall, die Sterbenden auf den Bänken der Krankenhäuser. Die gespenstische Stille auf der ganzen Welt, die leeren Gassen und Plätze in Venedig. Die Sonne, die wochenlang auf unser Land niederknallte, die Staubwolken auf den Feldern, vernichtete Existenzen. Fazit dieser Sendung: Wer glaubt, auf das Level der Vor-Corona-Zeit zurückkehren zu müssen, wird zu den Verlierern gehören. Mit den Lockerungen kamen die Verkehrsströme zurück, das Verlangen der Urlauber nach europäischen Zielen. Kreuzfahrschiffe, diese Dickmonstren pervertierter Expansion und Flugzeuge lauern am Boden und auf der Reede. Es strebt vieles wieder nach den alten Verhältnissen. Und das sehe ich mit Sorgenfalten auf der Stirn.
Corona-Schock und Zeitenwende

Für mich/uns hat sich nichts Wesentliches verändert. Und doch hat sich viel verändert. Wir fahren nicht mehr in die weite Welt hinein, sondern bewegen uns im Nahkreis. Dort, auf den Höhen über den Dörfern, im Tal an der Steinach, trafen wir Bekannte, die wir jahrelang nicht gesehen hatten.





















Die Abstandsregeln sind den Menschen in Fleisch und Blut übergegangen. Im Supermarkt gibt es plötzlich Kängurufleisch, und bestimmte Tomaten schmecken weder nach Tomaten. In meinem ganzen Leben war ich wohl noch nie so viel zu Hause wie in diesen letzten drei Monaten. Habe auf der Terrasse, am Bistrotisch mit Mini-Sonnenschirm und auf meinem Laptop am Wohnzimmerfenster meinen neuen Roman jetzt fast zu Ende gebracht. War mit den Landschaften der Ostsee beschäftigt, mit meiner Heimat an der Flensburger Förde. Es ist nach Definition durch den Verlag ein "mörderischer Urlaubskrimi", Abgabetermin 1. August, Erscheinen voraussichtlich im November/Dezember 2020 als E-Book. Jetzt steht uns mit hoher Wahrscheinlichkeit ein superheißer und trockener Sommer in dritter Folge bevor. Und ich beobachte aus meinem Fenster, wie der Walnussbaum, der im Frühjahr sämtlicher Triebe beschnitten worden war, allmählich immer weiter austreibt und ein natürliches, schützendes Kältedach bildet.




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