Montag, 20. Dezember 2010

Wie kommt das Buch an den Leser?

Petra van Cronenburg hat es mal wieder auf den Punkt gebracht: Ist es nicht besser, in der Nähe seines Buches und seiner Leser zu bleiben, anstatt von Tausenden oder Millionen gekauft und wieder vergessen zu werden? Rein rechnerisch ist die Chance, nicht vergessen zu werden, natürlich schon größer, wenn man von sehr vielen Leuten gelesen wird. Aber ich weiß, was Petra meint. Und es ist auch etwas, das ich spüre. Für mich als Autor ist es zufriedenstellender, wenn ich in der Nähe meines Buches bleibe. Und ich würde sogar noch in Stück weitergehen. Nicht nur die Präsenz dort, wo das Buch angsiedelt ist, kann die Marke eines Autors entwickeln. Ich denke, es ist auch die Sprache, die einen Autor regional oder überregional, genre- und fachübergreifend zur Marke machen können. Ein Kritiker schrieb mir einmal, meinen Stil würde er unter hundert anderen wiedererkennen. Ich das nicht ein Nachteil, wenn man seinen Stil nicht verändert? Oh ja, und wenn ich meine beiden ersten Weihnachtsgeschichten anschaue, die ich vor zehn Jahren geschrieben habe, merke ich ganz deutlich, was sich verändert hat. Sprache kann reifen, mit den Jahren, mit der Übung und in der Auseinandersetzung mit ihr. Es gibt Autoren, die das weit von sich weisen, denn der Erfolg ihrer Bücher gebe ihnen recht. Es ist sicher auch nicht die Mehrheit, die auf Sprache achten würde. Manchmal sehe ich Andeutungen, zum Beispiel, dass der und er Krimi, der grad auf der Bestenliste steht, ja nicht gerade literarischen Ansprüchen entspricht, aber man erwarte von Krimis ja auch in erster Linie Unterhaltung. Dem kann ich zustimmen, jedoch wird mein Vergnügen immer wieder dadurch geschmälert, dass wenig Wert auf Sprache gelegt wird.
Heute kam der Newsletter des Tempest, in dem es wieder eine Textanalyse von Hans-Peter Roentgen gibt. Er beschreibt, welche Stellen man getrost weglassen kann, weil sie das eben Gesagte nur noch mal erklären. Etwas überspitztes Beispiel, das mir in den Kopf kommt:
"Verdammt noch mal!", brüllte er wütend. Was da passiert war, hatte ihn ziemlich aufgeregt." Ich habe gerade ein Buch gelesen, das gespickt ist mit solchen Erklärungen. Früher hätte ich vielleicht gedacht, bisschen langatmig, heute sehe ich, woran es liegt. Es verwässert die Sprache und zieht alles buchstäblich dreimal in die Länge. Ich ziehe nun sogar auch noch den Schluss daraus, dass alles der Sprache und einem Buch schadet, was zuwenig ist oder zuviel.. Zu viele Perspektiven erschlagen und langweilen mich, besonders, wenn zu viele Nebenfiguren ihr Privatleben ausbreiten, das nichts mit der Handlung zu tun hat, zu viele Erklärungen, zu viele Rückblenden. Wenn ich also von Regeln sprechen würde, die für mich als Autorin gelten, dann wären es diese. Dazu muss ich anmerken, dass die besten Bücher, die ich je gelesen habe, zum Beispiel von John Steineck, diese Kriterien erfüllen. Und dazu noch spannend sind wie ein guter Krimi.