Donnerstag, 28. April 2016

Trauma

Für Betroffene und Interessierte im Großraum Tübingen/ Freudenstadt/ Calw ein interessanter Termin: Die renommierte Traumaexpertin Michaela Huber spricht am Dienstag, den 10. Mai 2016 um 19.00 über das Thema: "Trauma und Sucht". Ort: Kubus Nagold, bei der Stadtbücherei. Zum Thema "Trauma" noch ein ausführlicherer Link Diagnose Trauma Traumatische Ereignisse können Naturkatastrophen oder Gewalterfahrungen sein, schwere Unfälle, Vergewaltigungen, Terroranschläge, Kriegserlebnisse oder Entführungen. Sie können zu akuten oder dauerhaften psychischen Schäden wie der akuten Belastungsreaktion und der Posttraumatischen Belastungsstörung führen. In unserer Zeit häufen sich solche Erfahrungen für viele Menschen. Es können aber auch Erfahrungen von Gewalt oder sexuellen Übergriffen in der Kindheit sein, die zu solchen Traumatisierungen führen. Ich selbst habe in meiner Arbeit mit Traumapatienten erlebt, dass sie u.a. Identitätsschwierigkeiten hatten, zur Selbstverletzungen neigten und ein ausgeprägt niedriges Selbstwertgefühl hatten. Manche litten auch unter Impulsdurchbrüchen, Flashbacks, "Nachhallerinnerungen" oder Alpträumen. In einem Fall habe ich es erlebt, dass derjenige nicht mehr gehen und nichts mehr sehen konnte, wenn so ein Flashback kam. Wenn keine therapeutische Hilfe in Anspruch genommen wird, kann der Betroffene auch versuchen, "Selbstheilungsmittel" wie Alkohol und Drogen gegen seine Symptome einzusetzen. Daraus kann dann ein Teufelskreis entstehen, aus dem die Betroffenen sich meist ohne Hilfe nicht mehr befreien können.

                                          
Vortrag Trauma und Sucht


Am Dienstag, den 10. Mai 2016, auf Einladung des Nagolder Vereins für soziale Integration, hält die bekannte Traumaexpertin und psychologische Psychotherapeutin Michaela Huber einen Vortrag über „Trauma und Sucht.“ Die Veranstaltung findet um 19.00 im Kubus, Zwingerweg 7 in Nagold, statt. Der Vortrag ist kostenlos, alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Parallel dazu werden am 11. und 12. Mai Workshops zum Thema "Komplextrauma in der Psychiatrie, Psychotherapie und Beratung" angeboten. Diese Workshops sind bereits ausgebucht, eine Anmeldung ist leider nicht mehr möglich. Michaela Huber wurde 1952 in München geboren. Nach Studium der Psychologie in Düsseldorf und Münster sowie Ausbildung in Verhaltenstherapie war sie Dozentin an verschiedenen Ausbildungsinstituten und Universitäten in Deutschland. Von 1978-1982 war sie Redakteurin bei der Zeitschrift „Psychologie heute“. Seit 1989 ist sie in Kassel als Psychologische Psychotherapeutin und Supervisorin niedergelassen. National wie international ist sie als Ausbilderin in Traumabehandlung mit Schwerpunkt komplexe PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) und dissoziative Störungen tätig. Zahlreiche Fachartikel und Bücher sind von ihr erschienen, unter anderem ein zweiteiliges Standardwerk: „Trauma und die Folgen“ und „Wege der Traumabehandlung“ (2003), dann „Der Feind im Innern“ (2013) sowie „Der geborgene Ort“ (2015). Michaela Huber ist seit 1995 1.Vorsitzende einer Trauma-Fachgesellschaft (ISSD, d.h. International Society for the Study of Dissociation dt. Sektion, seit 2012 umbenannt in „Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation“). Sie wurde u.a. mit dem „International Distinguished Achievement Award 1997 der ISSD ausgezeichnet und erhielt das Bundesverdienstkreuz.

Nun zum Thema: Wer kennt sie nicht, die flotten Sprüche wie „Darauf einen Dujardin“, „Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein“ oder „Halt, mein Freund, wer wird denn gleich in die Luft gehen! Greife lieber zur HB, dann geht alles wie von selbst!“ Wie Studien zeigen, beginnt die Sucht oft damit, dass großer Stress, bedingt durch eine schwierige psychische Entwicklung, durch traumatische Erfahrungen und Konfliktsituationen, nicht mehr gelöst werden kann. In solchen Situationen wird häufig ein Suchtmittel eingesetzt, anstatt sich Hilfe zu suchen. Das Suchtmittel wird quasi zum Bindungsperson-Ersatz, zum "besten Freund", weil die Beziehungen zu wichtigen Personen eventuell schon in der Kindheit gescheitert sind. Wenn jemand abhängig von Suchtmitteln geworden ist, dann hat er das meist nicht aus Jux und Tollerei, aus Frust oder Abenteuerlust gemacht. Oder weil er erstmalig als Erwachsener in eine Krise geraten wäre. Viele haben eine Kindheit voller Gewalt und Leid hinter sich. Die Sucht scheint dann ein Ausweg zu sein, um nichts mehr fühlen, sich nicht mit dem Schmerz konfrontieren zu müssen. Süchtige weichen der Notwendigkeit aus, sich mit den Folgen von Trauma und Gewalt auseinanderzusetzen und eine Veränderung einzuleiten. Dabei wiederholen sie oft genau die Muster, vor denen sie davonlaufen. Welche neuen, konstruktiveren Lösungsmöglichkeiten könnte es in solchen Situationen geben? Wie kann man die eingefahrenen Lebensmuster ändern, das Ruder noch einmal herumreißen?

Christa Schmid-Lotz, 28. April 2016