Vortrag
Trauma und Sucht
Am
Dienstag, den 10. Mai 2016, auf Einladung des Nagolder Vereins für
soziale Integration, hält die bekannte Traumaexpertin und
psychologische Psychotherapeutin Michaela Huber einen Vortrag über
„Trauma
und Sucht.“
Die Veranstaltung findet um 19.00 im Kubus, Zwingerweg 7 in Nagold,
statt. Der Vortrag ist kostenlos, alle Interessierten sind
herzlich eingeladen. Parallel dazu werden am 11. und 12. Mai
Workshops zum Thema "Komplextrauma
in der Psychiatrie, Psychotherapie und Beratung"
angeboten. Diese Workshops sind bereits ausgebucht, eine Anmeldung
ist leider nicht mehr möglich. Michaela Huber wurde 1952 in München
geboren. Nach Studium der Psychologie in Düsseldorf und Münster
sowie Ausbildung in Verhaltenstherapie war sie Dozentin an
verschiedenen Ausbildungsinstituten und Universitäten in
Deutschland. Von 1978-1982 war sie Redakteurin bei der Zeitschrift
„Psychologie heute“. Seit 1989 ist sie in Kassel als
Psychologische Psychotherapeutin und Supervisorin niedergelassen.
National wie international ist sie als Ausbilderin in
Traumabehandlung mit Schwerpunkt komplexe PTBS (posttraumatische
Belastungsstörung) und dissoziative Störungen tätig. Zahlreiche
Fachartikel und Bücher sind von ihr erschienen, unter anderem ein
zweiteiliges Standardwerk: „Trauma und die Folgen“ und „Wege
der Traumabehandlung“ (2003), dann „Der Feind im Innern“ (2013)
sowie „Der geborgene Ort“ (2015). Michaela Huber ist seit 1995
1.Vorsitzende einer Trauma-Fachgesellschaft (ISSD, d.h. International
Society for the Study of Dissociation dt. Sektion, seit 2012
umbenannt in „Deutsche Gesellschaft für Trauma und Dissoziation“).
Sie wurde u.a. mit dem „International Distinguished Achievement
Award 1997 der ISSD ausgezeichnet und erhielt das
Bundesverdienstkreuz.
Nun
zum Thema: Wer kennt sie nicht, die flotten Sprüche wie „Darauf
einen Dujardin“, „Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein“
oder „Halt, mein Freund, wer wird denn gleich in die Luft gehen!
Greife lieber zur HB, dann geht alles wie von selbst!“ Wie Studien
zeigen, beginnt die Sucht oft damit, dass großer Stress, bedingt
durch eine schwierige psychische Entwicklung, durch traumatische
Erfahrungen und Konfliktsituationen, nicht mehr gelöst werden kann. In solchen Situationen wird häufig ein Suchtmittel eingesetzt, anstatt sich Hilfe zu suchen. Das Suchtmittel wird quasi zum Bindungsperson-Ersatz, zum "besten Freund", weil die Beziehungen zu wichtigen Personen eventuell schon in der Kindheit gescheitert sind. Wenn
jemand abhängig von Suchtmitteln geworden ist, dann hat er das meist
nicht aus Jux und Tollerei, aus Frust oder Abenteuerlust gemacht.
Oder weil er erstmalig als Erwachsener in eine Krise geraten wäre.
Viele haben eine Kindheit voller Gewalt und Leid hinter sich. Die
Sucht scheint dann ein Ausweg zu sein, um nichts mehr fühlen, sich
nicht mit dem Schmerz konfrontieren zu müssen. Süchtige weichen der
Notwendigkeit aus, sich mit den Folgen von Trauma und Gewalt
auseinanderzusetzen und eine Veränderung einzuleiten. Dabei
wiederholen sie oft genau die Muster, vor denen sie davonlaufen.
Welche neuen, konstruktiveren Lösungsmöglichkeiten könnte es in
solchen Situationen geben? Wie kann man die eingefahrenen
Lebensmuster ändern, das Ruder noch einmal herumreißen?
Christa
Schmid-Lotz, 28. April 2016