Dienstag, 27. August 2013

Stell dir vor, alle wollen lesen und kein Autor schreibt ...

Es gab ja in der Zeit der Friedensbewegung so etliche Parolen wie "Stell dir vor, es wäre Krieg und keiner geht hin". Manchmal denkt jetzt mein Hirn überspitzt, weil eigentlich alles, was mit Autoren, Verlagen, Agenten, Self Publishing und Büchern überhaupt geschieht, immer absurder wird. Oder sagen wir abstruser. Autoren sitzen an den ersten Produktionsstätten der geistigen Nahrungskette. Die großen Verlage nehmen kaum noch Newcomer auf, halten sich stattdessen noch auf der Basis ihrer erfolgreichen Hausautoren und auf der Ausschlachtung neuer Trends, bis die Leserschaft abwinkt. Agenturen machen eigentlich nichts für den Autor bzw. machen nur das für den Autor, was dem Verlag und ihnen selbst nützlich ist. Self Publisher sind die freiesten in dieser Landschaft, beuten sich aber mehr oder weniger selber aus. Letztendlich gibt es dann noch die Schmarotzer, die das, was der Autor produziert, der Agent vermittelt, der Verlag lektoriert, den Buchhändlern vorgestellt und herausgebracht hat, auf ihre Plattformen stellen und sich dann noch öffentlich damit brüsten, mit ihren millionenschweren Downloadzahlen allmählich die Verlags - und Buchhandelsbranche zu zerstören. Und dabei könne man ihnen nicht auf die Schliche kommen. Ich glaube, ich brauche hier keinen Link zu setzen, um damit, wie beim letzten Mal, große Aufmerksamkeit zu erregen. Ist es für einen Autor in dieser Situation nicht folgerichtig, wenn er sich sagt: Für eine solche Ausbeuter-und Ignorantenwelt schreibe ich nicht mehr?

Erstens ist bekannt, dass ein Streik, wie und wo auch immer, nur wirken kann, wenn sich ihm alle anschließen. Zweitens schneidet sich der Autor ins eigene Fleisch, denn er beraubt sich selbst einer seiner zentralen Ausdrucksmöglichkeiten. Und er beraubt die Leser, denen es auf etwas anderes ankommt, entscheidender Möglichkeiten. Ich gebe zu, dass mich schon manchmal ob dieser Umstände Unlust befiel. Doch die währte nie lange. Wie schon erwähnt, ziehe ich meine Projekte weiter durch, in einem Tempo, das mir genehm ist und mir gut tut. Die sammle ich in einem Pool und entscheide irgendwann, ob ich sie auf die gefahrvolle, aber doch so wunderbare Reise schicke.