Montag, 10. Juni 2013

Wie kam die Kartoffel nach Deutschland?

Siehe auch: Biss im Abendgrauen oder was ich von Schiller lernte.


Gestern herrschte ideales Recherchewetter, wenn auch der große Gewittersturm, anders als anderswo, ausblieb. Ich habe ausgiebige, spannende Einblicke in eine Universitätsstadt des 18. Jahrhunderts erhalten. Und das Spannendste war, dass  die Figuren, die in meinem Hinterkopf schlummerten, plötzlich real wurden: Selbst der Professor, der eine Rolle spielen soll, wurde lebendig, sogar sein Haus nebst Adresse, in dem am 9. September 1789 ein Stadtbrand ausbrach, die Studenten, die sich mit den Bürgern Schlachten lieferten, das evangelische Stift in vorrevolutionärer Stimmung und die berühmten Stiftler wie Hegel und Hölderlin, die vom Geist der Revolution ergriffen waren. Geheimgesellschaften gab es zuhauf, von den Rosenkreuzern über die Illuminaten und Freimaurer, später Jakobiner, aber die spielen alle keine große Rolle in meinem Roman wie auch die berühmten Dichter und Denker. Im gleichen Jahr saß ein Metzger und Rössle-Wirt in Ludwigsburg im Zuchthaus, der später hingerichtet wurde. (Erinnert an den Eberbacher Sonnenwirt von Schiller, der ebenfalls einer Räuberbande angehörte).Mein roher Plot wurde immer dichter, einschließlich eines nassen und kalten Frühjahrs und einer Überschwemmung im Sommer.

Und siehe da: Wie ich meinem Buch "Ernteglück und Hungersnot. 800 Jahre Klima und Leben in Württemberg" entnahm, gab es im Frühsommer nach einem langen, kalten Winter und Frühjahr und drei Tagen Starkregen eine Überschwemmung. In dem Buch wurde auch der Waldenser Anton Signoret aus dem Piemont erwähnt, der 1701 200 Kartoffeln verschiedener Sorten nach Schönenberg brachte und sie dem Pfarrer Heinrich Arnaud schenkte. Der wiederum pflanzte sie in seinen Garten und gab die erste deutsche Kartoffelernte den Einwohnern und den Waldensern. Später wurde die Kartoffel, bekanntlich von Friedrich dem Großen, stark gefördert, um den immer wieder ausbrechenden Hungersnöten vorzubeugen. Last not least gibt es ein Katasterbild von 1813, dem ich entnehme, welche Gassen schon so hießen wie heute, die meisten nämlich. Nur der Holzmarkt zum Beispiel hieß "Hafenmarkt".