Dienstag, 4. Dezember 2012

Was wäre gewesen, wenn ich keinen Verlag gefunden hätte?

Der schon viel diskutierte Beitrag von Richard K. Breuer„Eine Gesellschaft bekommt jene Bücher, die sie verdient", den ich bei Gesine von Prittwitz gelesen habe, hat mich auf einen Gedanken gebracht. Was wäre vor zehn Jahren gewesen, wenn kein Verlag meinen ersten Roman angenommen hätte? Damals war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich ihn dann in der Schublade lassen würde und ihn niemals selbst herausgegeben hätte, auch nicht bei BoD - und natürlich schon gar nicht bei einem Druckkostenzuschussverlag. Dabei wäre es so einfach gewesen, darauf hereinzufallen! Im Jahr 2002 sah das natürlich noch ganz anders aus. Ein Klosterbibliothekar schrieb mir ein paar Verlage auf, denen ich mein Manuskript anbot. Darunter war auch ein Kieler Verleger, der mir schrieb, er könne das finanzielle Risiko nicht eingehen - ich müsste mich mit 4000 DM an den Druckkosten beteiligen. Ich war ja schon immer erklärte Romantikerin und eine Helferin dazu. Sollte ich diesen armen Verleger wirklich in die Verlegenheit bringen, mit meinem Buch einen Flopp zu produzieren? Nein, sagte ich mir, bei dem Aufwand, den ich hineingesteckt habe, wäre es ein Aberwitz, auch noch dafür zu bezahlen, das würde ja nie im Leben wieder rumkommen. Und so habe ich es seitdem gehalten. Und der DKZVler hat recht behalten: Das Buch wurde kein "Erfolg" im kommerziellen Sinn, sondern wurde nach ein paar Jahren dem modernen Antiquariat zugeführt, wie es autorenseelenschonend so nett ausgedrückt wird.

Im verlegerischen Sinn erfolgreicher waren die Bücher, die ich danach in einem großen Verlag herausgegeben habe. Das vierte erscheint im nächsten Sommer. Damit war und bin ich auch zufrieden bis auf die Cover, die ein Wiedererkennungszeichen für Buchhändler und Leser sein sollen. Inhaltlich kann ich so ziemlich alles unterbringen, was in diesem Rahmen möglich ist. Aber eben auch nur in diesem Rahmen! Es gibt noch sehr viel auf meiner Festplatte und in meinem Kopf, was eben nicht in diesen Rahmen passt. Und so habe ich den ersten Roman im September 2012 noch einmal als E-Book herausgebracht. Hätte ich das vor zehn Jahren auch getan, wenn kein Verlag ihn genommen hätte? Wenn es die heutigen Möglichkeiten schon gegeben hätte? Ich glaube schon, denn ich hatte damals schon Verbindungen, die mir hätten weiterhelfen können. Da es die heutigen Möglichkeiten aber nicht in dem Masse gab, wie ich es gebraucht hätte, wäre ich mit meinen Kurzgeschichten und Romane in meinem Autorenkämmerlein geblieben, umgeben von ein paar handvoll Gleichgesinnten. Oder ich hätte mich aufs Fotografieren oder aufs Malen verlegt. Es ist aber, wie man sieht, anders gelaufen. Heute gehöre ich zu den arrivierteren Autorinnen, die solche neuen Wege beschreiten. Und auch mit Lust und Überzeugung beschreiten. Das Umdenken für Autoren (und auch für Verlage) müsste in dem Kerngedanken bestehen, den ich im Beitrag von Richard K. Breuer gefunden habe: Beim Bücherschreiben und -veröffentlichen sollte in Zukunft nicht mehr der rein kommerzielle Aspekt im Vordergrund stehen. Bücher, unabhängig von der Form, in der sie herausgegeben werden, sind ein humanes Kulturgut und werden es bleiben. Viel Geld verdienen kann man auch mit ganz anderen Dingen.