Mittwoch, 18. Januar 2012

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg

Diejenigen unter meinen Lesern, die selber schreiben, kennen das bestimmt: wenn einen die Geschichte erst einmal so richtig aufgesogen hat, wird sie zum Zentrum des Daseins, sozusagen, alles andere ist dann irgendwie zweitrangig. Die Figuren reden miteinander, man sieht alles szenisch vor sich und braucht es dann bloß noch in Worte zu fassen, dabei muss man allerdings das Ganze auch immer im Auge haben. Und das ist das Wesentliche, dieses Schreiben, diese Geschichten und diese Figuren im Kopf, dann sind Verkaufszahlen, Verlage, mögliche Flopps und schlechte Kritiken weit, weit weg. Man kann sich also immer wieder in diesen quasi paradiesischen Zustand, einen Unschuldzustand des Schreibens, hineinversetzen.
Die Schlacht ist nun auch geschlagen und zu meiner vollsten Zufriedenheit gelungen. Jetzt gibt es eine Fußreise durch den Südschwarzwald, anno März 1638. Da sind wir vor zwei Jahren im März gewesen. Mir ging die ganze Zeit der Lenz von Georg Büchner durch den Kopf, und das tut er auch jetzt, ebenso wie das Kirchenlied "Nun danket alle Gott", das Ende des 16. Jahrhunderts entstand.
Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg. 
Die Gipfel und hohen Bergflächen im Schnee, die Täler hinunter graues Gestein, grüne Flächen, Felsen und Tannen.
Es war nasskalt; das Wasser rieselte die Felsen hinunter und sprang über den Weg. Die Äste und Tannen hingen schwer herab in die feuchte Luft. Am Himmel zogen grau Wolken, aber so dicht – und dann dampfte der Nebel herauf und strich schwer und feucht durch das Gesträuch, so träg, so plump.
Er ging gleichgültig weiter, es lag ihm nichts am Weg, bald auf-, bald abwärts.  Müdigkeit spürte er keine, nur war es ihm manchmal unangenehm, dass er nicht auf dem Kopf gehen konnte.