Montag, 1. November 2010

Schauplätze der Romane

Für Autoren gibt es wahrscheinlich so viele Möglichkeiten, sich von seinen Geschichten und Romanen zu verabschieden, wie es Menschen gibt, die schreiben. Und es gibt genauso viele Möglichkeiten, sie wiederzufinden und zu sehen, dass sie Teil der eigenen Geschichte geworden sind. Für mich besteht das weniger darin, dass ich ein Buch von mir in die Hand nehme, als dass ich, mehr oder weniger zufällig, die Orte aufsuche, an denen diese Geschichten und Romane angesiedelt sind. In letzter Zeit sind noch die Sachberichte und Kurzgeschichten dazu gekommen. Heute war es die Stadt Bad Mergentheim, die wir von einer ganz anderen Seite kennenlernten. Hier war unter anderem mein erster Roman angesiedelt: Eduard Mörike, der Pfarrer-Dichter, der zeitlebens darunter litt, dass er Predigten schreiben musste und nicht dichten konnte, wie er wollte. Im Deutschordensschloss, in dem man kilometerweit herumlaufen kann und die Geschichte von den Kreuzfahrern bis heute nachvollziehen kann, ist das Mörike-Kabinett untergebracht. Und es war wieder, als würde er neben mir stehen. Ein junger Dichter schrieb mir damals, ich sei mit Mörike sicher in einem anderen Leben verbunden gewesen. Durch diesen Kurpark ist er gelaufen und hat vom Sauerbrunnen getrunken.










Der zweite Roman folgte auf dem Fuß. Ich weiß nur noch, dass es rauschhafte Monate waren und alles andere um mich herum versank.









Der dritte, "Die Nonne und die Hure", war eine etwas schwerere Geburt. Aber der Schauplatz war absolut entzückend. Und als ich dort war, fand ich alles genauso vor, wie ich es beschrieben hatte.


Der vierte Roman, die "Pilgerin von Montserrat", war völlig für mich allein geschrieben. Es war mehr mein Buch als alle anderen, ebenso wie das Letzte, das "Sündige Gewand". Die fernen Schauplätze, Venedig und Florenz, sehe ich nicht mehr so oft, natürlich. Aber wenn ich an einem der Orte in der Nähe bin, spüre ich ganz stark das, was Nikola in ihrem Blog beschrieben hat: einen Anflug von Melancholie, aber gleichzeitig das Bewusstsein, diesem Ort und seinen Menschen und Ereignissen einen Rahmen, ein Leben gegeben zu haben, das sich nicht mehr auswischen lässt.