Dienstag, 23. März 2010

Burnout-wenn die Seele ausbrennt

















Gestern um 22.23 wurde bei 3Sat ein Gespräch mit Miriam Meckel ausgestrahlt, das ich nach Abfassen meines Artikels hier anschaute. Thema: Ihr Buch "Brief an mein Leben". Eines Morgens, nachdem Frau Meckel ihre Emails gecheckt hatte, brach sie zusammen und wurde in eine Klinik gebracht. Sie selbst hat ihre Erfahrungen nicht nur der Überarbeitung zugeschrieben, sondern der "Informationsüberflutung." Unter anderem berichtete Frau Meckel über Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern Sonntagabend eine Email schreiben, was alles bis Montag morgen um 10.00 erledigt sein müsse. Und da Emails sozusagen Befehlscharakter haben, führt das zur Beschleunigung des Lebens und zu massivem Druck auf die Mitarbeiter. Ich selbst habe kürzlich erlebt, dass mich die AOK anrief und mir ein Entspannungsprogramm anbot. Beim Versuch, mit einem Passwort hineinzukommen, wurde ich so gestresst, dass ich es aufgegeben habe. Schöne Entspannung, das! Frau Meckel habe ihr Leben verlangsamt, sagte sie, ihr Handy stehe nicht mehr auf Empfang. Und aus der Medienüberflutung habe sie sich herausgezogen, so weit es ging. Hier ist noch ein Beitrag aus "Presse.com" mit heutigem Datum. Darin ist u.a. auch von Freudenberger die Rede, der das Thema ja schon einmal publik gemacht hatte. Von ihm und von Gail North ist übrigens auch das Buch "Burnout bei Frauen-über das Gefühl des Ausgebranntseins", das mich in Phasen von drohendem Burnout immer wieder an einen Punkt zurückgeführt hat, von dem aus ich wieder neu starten konnte. Frau Meckel sprach von "Depersonalisation", einer Entfremdung, ein Neben-Sich-Stehen, das ich auch schon mal erlebt habe. (Keine Sorge, schlimmer wurde es bei mir nicht.)
Dazu die Phasen des Burnouts nach Freudenberger (es kann immer auch eine Depression dahinter stecken, und es läuft natürlich niemals gradlinig):

Nach ihm sind es zwölf Stadien:

1. Der Zwang, sich zu beweisen
2. Verstärkter Einsatz
3. Vernachlässigung eigener Bedürfnisse
4. Verdrängung von Konflikten
5. Umdeutung von Werten
6. Verstärkte Verleugnung von Problemen ("...ich mache Urlaub, aber erst, wenn die Serie fertig ist ...")
7. Rückzug
8. Verhaltensänderungen
9. Depersonalisation
10. Innere Leere
11. Depression
12. Völlige Burnout-Erschöpfung

Bei jeder Stufe ist eine Umkehr möglich. Am Schluss werden noch einmal Ratschläge dazu gegeben wie "Vermeiden Sie Isolation", "Hören Sie auf, sich überfürsorglich zu verhalten", "Kümmern Sie sich um ihren Körper".
Das Buch "Burnout bei Frauen" ist ziemlich auf amerikanische Verhältnisse zugeschnitten, aber es enthält viele Beispiele, mit denen man sich durchaus identifizieren kann.
Das andere Buch, das ich dazu besitze, heißt: "Burnout als Chance" von Udo und Gerd Datené, eine eher wissenschaftliche Bestandsaufnahme mit persönlichem Maßnahmenkatalog. Sicher gibt es auch eine Menge neuerer Literatur dazu. Aus meinen persönlichen Erfahrungen noch Folgendes: Ich kannte einen Sozialarbeiter, der sich 12 Jahre lang mit einer Messiefrau herumgeschlagen hat, ohne Erfolg-und dann an einem Herzinfarkt starb. Wir haben uns von der Frau getrennt. Burnout-Prophylaxe hängt also sicher auch mit Psychohygiene zusammen. Wenn eine Beziehung ausgebrannt ist, muss manchmal der schmerzliche Prozess der Trennung vollzogen werden. Man muss sich natürlich nicht gleich vom Partner trennen, man muss nicht den Beruf aufgeben oder das Schreiben, wenn es einem nachweislich zu schaden beginnt. Aber, so meinen Freudenberger und North, es gibt auch noch was anderes da draußen. Und an Shere Hite
erinnere ich mich: "Keinen Mann um jeden Preis!" Da sagt sie, dass in einer Beziehung mindestens 70% der Bedürfnisse erfüllt sein müssten. Übertragen auf andere Situationen könnte man auch sagen: Keine Arbeit mehr, die mich nur noch fertig macht und deren Bedingungen sich nicht ändern lassen. Kein Buch, kein Bestseller und kein Schreiben um jeden Preis!