Freitag, 20. März 2015

Rette sich, wer kann!

Heute habe ich mal wieder eine Menge über das sogenannte Helfersyndrom gelernt. Der Begriff stammt von Wolfgang Schmidbauer aus seinem Buch "Die hilflosen Helfer". Es geht dabei um Menschen, die anderen helfen wollen, dabei Verantwortung für sie übernehmen auch in Dingen, welche sie selber erledigen könnten und damit die Position der Hilfeopfer schwächen. Hinter diesem "pathologischen Helfen" stecken eigene starke Bedürfnisse nach Anerkennung und Zugehörigkeit, auch nach Macht. Nach dem Lesen eines Artikels über Angela Merkel, Wolfgang Schäuble und den europäischen Rettungsschirm bin ich zwangsläufig zu der Überlegung gekommen, ob Frau Merkel nicht auch dem Helfersyndrom unterliegt. Die größte Insolvenzverschleppung. Denn sie hat diesen Rettungsschirm gemeinsam mit Hollande und anderen ausgebreitet, immer wieder, und schwächt damit das griechische Volk mehr und mehr. Dahinter könnte der unstillbare Wunsch nach Anerkennung stecken, nämlich die Kanzlerin des geeinten Europas zu werden, mit einem einzigen starken europäischen Euro. Damit ist sie gescheitert. Jeder weitere Versuch, die Griechen zu retten, wird das Land in ein noch tieferes Chaos versinken lassen.

Wenden wir den Blick von der großen Politik auf die Innenwelt der Beziehungen, auf die vielen Helfer, die aus pathologischen Gründen helfen und dabei mehr Schaden anrichten als Gutes tun. In einem aufschlussreichen Artikel aus der Transaktionsanalyse Helfersyndrom beschreibt zum Beispiel ein Klient, dass er ja nicht selber Auto fahren müsse, wenn ein anderer von hinten schiebt. (Achtung, Artikel ist etwas umfangreicher und nichts für Klickfaule!) Am Schluss gibt es noch ein paar sehr hilfreiche Tipps zum Umgang mit der eigenen Helferrolle. Das Ganze orientiert sich an dem sogenannten Dramadreieck Opfer-Verfolger-Retter. Dabei fällt mir ein, dass dieses Dreieck häufig ein Grundschema bei Krimis oder anderen Romanen, nicht nur bei Unterhaltungsromanen, ist, ähnlich wie die Heldenreise des Odysseus. Dabei können diese Rollen ständig wechseln, sei es im wirklichen Leben, in Paarbeziehungen als auch in der Fiktion.

Am Schluss die allgemeinen Strategien von Menschen, Anerkennung und Zuwendung zu erlangen (ja, auch Geld kann eine Art "Zuwendung" sein).
Ein jeder kann sein Wissen, sein Handwerk, seine Erfahrung und seine Kreativität beruflich und zwischenmenschlich einsetzen. Damit wird er sich und andere zufrieden machen. Leidet er aber an einem massiven Mangel an Anerkennung, werden seine Aktionen und Beziehungen von dem Wunsch getrieben sein, sich diese durch besondere Anstrengungen zu verschaffen. Dabei kann die bekannte Spirale der Burnout-Entwicklung in Gang gesetzt werden. Auf internationaler Ebene wird es eher ein Burnout des zu Rettenden sein. Oder nein: Ein Politiker kann angetreten sein, die Welt zu retten. Dabei täte er besser daran, sich selbst und andere zu retten, indem er dem zu Rettenden die Hilfe gibt, die er wirklich braucht! Genauso ist es bei allen anderen Menschen, die aus falschen Motiven heraus helfen. Retten kann sich jeder letztendlich nur selbst. Helfer, wenn sie gekonnt und effektiv helfen wollen, unterstützen andere nur an den Stellen, an denen diese selber nicht weiterkommen. Und lassen ihnen ihre Verantwortung für ihr Leben, für ihr Land und ihren Umgang mit sich selbst.