Donnerstag, 12. November 2015

Inspirierende Martinsgans

Gestern Abend war es endlich so weit: Das lang verschobene Abschiedsessen, das der Vorstand meines Verein für mich geplant hatte, fand in einem renommierten Gasthaus statt. Der 11. 11., Martinstag und Martinsgans, und Beginn der närrischen Zeit. Die Atmosphäre war sehr locker und aufgeräumt, es wurden keine Reden gehalten und keine Geschenkkörbe vergeben (das war alles schon mehrmals geschehen). Meine Funktion als Pressesprecherin bzw.-schreiberin wurde noch einmal hervorgehoben. Und so kann ich jetzt auch in dieser Sache einen Artikel für die Presse schreiben. Neben einer angeregten Diskussion des Zeitgeschehens wollten die KolleInnen natürlich auch wissen, wie es denn jetzt so sei - frei von allen Verpflichtungen. Ich sagte es so, wie es ist: dass ich eine glückliche Rentnerin sei und nichts vermisse. Dass es absolut schön ist, an Tagen wie diesen einfach oben auf der Höhe spazieren zu gehen, ohne auf die Uhr schauen zu müssen. Und zu schreiben, ergänzte eine Kollegin. Denn natürlich wussten immer alle, was ich nebenbei so trieb. Die Themen der historischen Romane, wie Kirche und Missbrauch oder die Einrichtung eines Gottesstaates haben ja durchaus einen aktuellen Bezug, wie in der Runde bemerkt wurde. Meine Schilderung der aktuellen Situation auf dem Buchmarkt rief Erstaunen hervor. Und mein so schlecht verkäuflicher Mörike wurde einerseits gelobt, andererseits hätte man ihn gern als Printausgabe von mir gekauft. Das bringt mich allerdings ins Grübeln, denn ich besitze nur noch zwei Exemplare. Auf die Frage, was ich gerade schreibe und wie es weitergeht, sprach ich nur vage von meinen Plänen, weil die noch nicht ausgereift sind. Thriller oder Krimi, Wanderbuch, auch ein Buch über die Psychiatrie im Besonderen, zusammen mit meinem Kollegen, wären möglich. Ach ja, erinnert sich jemand daran, dass es auch noch einen fertigen Krimi gibt mit dem Titel "Martinsmorde"? Da kommen auch diese Martinshörnle vor, die es an diesem Tag überall zu kaufen gibt.
Zur Situation der Autoren und der Verlage noch ein Interview mit dem Autorenberater Stefan Wendel



Sonntag, 8. November 2015

Kleine Freuden

Stromberger Weinberg im Winter
Nun haben wir den Altweibersommer doch noch einmal zurückbekommen. Und gestern juckte es uns in den Reiseschuhen, endlich mal wieder einen Ausflug in unsere Umgebung zu machen. Alles, was lange wohlbekannt war, erschien in einem völlig neuen Licht - das Nagoldtal mit seinen endlosen Windungen und den schönen alten Städten wie Wildberg, Calw und dem Badeort Liebenzell mit seinem reizollen Kurpark. Im "Kupferhammer" am Rand der Stadt Pforzheim hielten wir spontan an und genehmigten uns eine Latte Machiato im Biergarten. Dazu einen Teller mit Apfelküchle, Vanilleeis und einer Art Blaubeerkompott. Mir fiel ein, wie ich diese Küchle früher für meinenSohn hergestellt habe. Die Kerngehäuse ausstechen, die Äpfel in Scheiben schneiden und durch einen Bierteig ziehen. So werden sie richtig knusprig! Auf dem Weg nach Bauschlott stand - wetten dass! - wieder der Bauer mit seinen Kartoffeln und Gemüsen. Diesmal ging es jedoch nicht nach Maulbronn, sondern Richtung Ötisheim. Dort fanden wir einen Wanderweg, der zunächst als staatlicher Forstweg durch einen bunten Buchenwald führte. Späte Stockschwämmchen wucherten an Baumstümpfen, ein Tintling zerfloss am Wegesrand. Viele Menschen wuselten im Wald herum, nicht umsonst hieß die Gegend "Reisig", das heißt, die Leute holen sich ihre Tannenzweige und ihr Holz für daheim und für die kommenden Advents - und Weihnachtsmärkte. Der Rückweg führte durch eine Art Allee von Eichen, die zum Feld hin gebogen waren. Ich frage mich immer, warum sie zum Feld hin gebogen sind und nicht zum Wald, denn der Wind kommt doch von vorn. Dasselbe Phänomen beobachte ich am Trauf der schwäbischen Alb, wo die glattstämmigen, kleingewachsenen Buchen alle zum Abgrund hin wachsen. Auf jeden Fall ist der Stromberg eine relativ unverbaute Gegend, mit vielen Weinbergen, Feldern, Wäldern, Bächen und schönen alten Weinorten. Von so einem Ausflug komme ich immer völlig aufgetankt zurück. Ich kann mich dann in meine Bude setzen und mich über das neue Ambiente freuen, das ich geschaffen habe. Apricotfarbene Wand, neue Bilder in Rahmen. Und nach dem Wechsel nach draußen geht das Schreiben auf einmal wieder viel zügiger!