Donnerstag, 31. Mai 2012

Mit Volldampf in die Leere

Immer wieder stelle ich fest, bei meinen Klienten, anderen und mir selbst, dass  rastloses Tätigsein nicht etwa dazu führt, zur Ruhe zu kommen oder sich weiterzuentwickeln, sondern mit zielsicherer Genauigkeit an einen Punkt bringt, an dem man sich nur noch leer fühlt. Ich bin heute sehr müde. Müde von der Überflutung mit Reizen, denen ich es gestattet habe, über mich hinwegzurollen und mich mitzureißen. In meinem Nachbarblog sehe ich, wie man mit diesem Phänomen umgehen kann. Als ich bei Twitter war, dachte ich eigentlich jeden Tag: was, das soll ich jetzt auch noch lesen, und wieder so viel Text, aber eigentlich musst du dich ja informieren. Das führte dazu, dass ich stundenlang im Internet hing. Okay, dort bin ich nur noch sehr selten. Von November 2011 bis März 2012 habe ich meinen letzten Roman geschrieben, im April habe ich ihn überarbeitet. Und seitdem hänge ich wieder im Internet ab, bin bei FB, informiere mich, lese lange Texte und komme zu kaum noch was. Wieso wundere ich mich eigentlich, dass ich noch kein neues Projekt angefangen habe? (Wenigstens kann ich abends abschalten und richtig genussvoll und konzentriert lesen.) Ich wünsche mir, dass ich wie Alice -und Petra - soweit komme, auch mal tagelang abzuschalten und mich wieder wesentlichen Dingen zu widmen. Dass Schreiben so ein wesentliches Ding ist, erfahre ich immer dann, wenn ich es tue. In einer internen Fortbildung hörte ich vor einiger Zeit, dass z.B. der Aufenthalt in der Natur Teil des Heilungsprozesses bei psychischen Krankheiten sein kann. Nein, ich werde jetzt nicht gleich drauflosschreiben und auch nicht stundenlang durch die Natur rennen -das wäre schon wieder rastloses Agieren. Für das Wochenende haben wir uns einfach ein paar kleine Dinge vorgenommen: Spaziergänge, Besuch eines 19. Jahrhundert-Festes in Calw, etwas essen, fotografieren.

Mittwoch, 30. Mai 2012

Der Autor-armes Würstchen oder Held?

Haus von Peter Thumb (bedeutender süddeutscherKirchenbauer) in Hilzingen
Eine absolute Bestsellerautorin berichtete einmal, auch sie müsse manchmal ein hallbes Jahr auf einen Vertrag warten. Was für sie gilt, gilt noch viel mehr für mich: Das würde bedeuten, dass ich spätestens im Oktober wissen muss, ob mein letztes Projekt nun vom Verlag übernommen wird oder nicht. Bekomme ich keinen Vertrag, stehe ich da mit meinem unlektorierten Manuskript. Das könnte ich dann für ein paar tausend Euro lektorieren lassen und selber als E-Book veröffentlichen, in der Hoffnung, die Kosten auch nur ansatzweise wieder hereinzubekommen. Bekomme ich einen Vertrag, bekomme ich auch ein Lektorat, einen Vertreter, der es in die Buchhandlungen trägt und einen Platz auf dem Stapel/ dem Regal. Wenn ich Glück habe wie schon zweimal, verkauft es sich in kurzer Zeit, eine 2. Auflage erscheint. Dann wird es stiller ums Buch, es taucht noch vielerorts im Internet auf und in den Plattformen, wo man es sich umsonst runterladen kann. Doch diesmal wird die Auflage kleiner sein, die Buchhändler wissen nicht so genau, wie sich das Kaufverhalten der Leser und Leserinnen entwickelt. Aus eigenen Beobachtungen weiß ich, dass man gern zu dem greift, was vorne steht oder zum "Weinkrimi, Wein ist immer gut." Soll das ewig so weitergehen? Was ist mit meinem untergegangenen ersten Roman? Ich merke, ich wiederhole mich. Aber ist Schreiben nicht an sich eine Wiederholungstat?

Das ist Jammern auf höchstem Niveau, bekomme ich zu hören. Du hast alles erreicht, was du wolltest! Wenn du so weitermachst, wirst du noch ausbrennen, dazu hast du doch in deinem Stammberuf ausreichend Gelegenheit! Nein, ich will nicht ausbrennen. Ich will einfach nur schreiben. Wenn ich nur renne und mache und jetzt ganz schnell E-Books herstelle, nur um den Zug nicht zu verpassen, bin ich ein armes Würstchen, denn ich verliere dabei Zeit und Geld. Wenn ich weiter beobachte und schaue, dass ich mein nächstes Buch plane und schreibe, bin ich zumindest jemand, der sich von den Strukturauflösungen allenthalben nicht schrecken lässt. Wenn ich nur auf die Verlage baue, werde ich wahrscheinlich ein armes Würstchen sein und bleiben. Wenn ich mehrgleisig fahre, könnten ich - und andere - einen Gewinn davon haben.

Dienstag, 29. Mai 2012

VG Wort hat Autoren benachteiligt

Bei Petra van Cronenburg gefunden:
Autoren müssen nicht mit den Verlagen teilen.
Das Urteil des Landgerichts München ist noch nicht rechtskräftig, die VG Wort ist in Berufung gegangen und meint, es wäre nur ein Einzelfall. Das wird sich zeigen. Im Urteil des LG soll davon die Rede sein, dass diese Benachteiligung in großem Umfang stattgefunden habe. Ich warte jetzt auf die Veröffentlichung des Urteils und darauf, was sich weiter ergibt. Bei der Urheberrechtsdebatte sehe ich, dass auch die Parteien das Thema aufgegriffen haben, zum Beispiel die SPD. Sie sind gegen eine Flarate beim Internet (obwohl angeblich 69 % der Nutzer bereit wären, dafür zu zahlen). Und sie sind dafür, dass Verstöße gegen das Urheberrecht nicht mehr mit so horrenden Geldstrafen belegt werden.

Persönliches Fazit: Als ich mit dem umfangreicheren Schreiben begann, habe ich mir nicht träumen lassen, dass ich mich ein Jahrzehnt später mit dem Recht an meinen Werken und sogar mit meiner Verwertungsgesellschaft VG Wort so intensiv beschäftigen müsste. Natürlich könnte ich auch sagen, ist mir wurscht, Hauptsache, meine Bücher verkaufen sich (und ich glaube, dass es manche auch so machen). Das ist eine beneidenswert naive und glücksfördernde Einstellung. Ich selbst würde damit nicht glücklich werden. Trotzdem hoffe ich, dass ich vor lauter Debatten, Buchhandlungs- und Büchersterbensrufen und vor lauter Warten auf Verträge endlich wieder dazu komme, den nächsten Plot auszugestalten und das nächste Buch zu schreiben!

Donnerstag, 24. Mai 2012

Der Autor ist tot - es lebe sein Facebook-Profil!

Gerade bei der Suche nach etwas anderem gefunden:
Der Autor ist tot-es lebe sein Facebookprofil! (Zeit Online vom Februar 2012)
Fast hätte ich geschrieben: Es lebe der Autor, das Facebookprofil muss erst mit Leben erfüllt werden. Da höre ich, dass Hermann Hesse inzwischen auch bei Facebook ist (hallo, Hermann!). Manche, besonders literarische Autoren, lassen die Facebookarbeit lieber von ihrem Verlag machen-oder wechseln sich ab. Manche Autoren, besonders die auf dem Unterhaltungssektor, sind selbst sehr aktiv. Dabei frage ich mich: Wie aktiv muss man eigentlich noch sein? Ich persönlich sitze jetzt nämlich schon seit Stunden am Computer, um mich zu informieren, zu lesen und  zu posten - und dabei habe ich keine einzige Zeile für mich selbst geschrieben! Wahrscheinlich bin ich als Autorin schon längst tot, als Social-Media-Medium jedoch höchst lebendig. Wahrscheinlich muss ich mich entscheiden, ob ich Bücher schreiben oder die schon geschriebenen oder noch zu schreibenden vertreiben soll.

Mittwoch, 23. Mai 2012

Abgrenzung - im Leben und beim Schreiben

Abt Pirmin auf der Reichenau
Abgrenzung ist gerade das heißeste Thema bei meinen Kollegen und Klienten- und bei mir selbst. Es klingt so einfach, mal eben "nein zu sagen - denn was könnte dann passieren? Die Mutter, die sich nicht von ihrer destruktiven Tochter abgrenzen kann, wird selbst immer tiefer hineingezogen. Schuldgefühle blockieren jeden Ansatz auf Selbstbestimmung-und ihr Leben zerrinnt unter ihren hilflosen Anstrengungen, die Tochter zu retten. Dabei hat die genügend Ressourcen, um für sich selbst zu sorgen. Wenn man immer "nein" sagt, kann einen am Schluss sicher niemand mehr leiden. Man kommt nicht voran, landet im Abseits. Es stimmt, der Jasager erfreut sich einer gewissen Beliebtheit-weil man ihn immer für seine Zwecke einspannen kann.
Wenn ich merke, dass andere über meine Grenze gehen und ich selbst meine Grenzen überschreite, ist es Zeit, die Notbremse zu ziehen. In meinem Beruf kann ich die Rolle der Neinsagerin übernehmen. Aber kann ich das auch selbst? In meinem Leben und bei meinem Schreiben? Immer, wenn ich merke, dass ich elementare Bedürfnisse vernachlässige, weil ich mich zu sehr für andere (ja, und auch für das Schreiben mit allem Drumherum) einsetze, halte ich inne. Und überlege: Brauche ich das wirklich für mein Leben? Brauchen andere das für ihr Leben? Ich habe festgestellt, dass meine Klienten sehr schnell selbstständiger wurden, wenn man ihnen nicht immer alles abgenommen hat. Man schwächt ihr Ich, schrieb Wolfgang Schmidbauer in seinem Buch "Die hilflosen Helfer". Man muss nicht immer für alle erreichbar sein, auch in meinem Beruf nicht. Wenn jetzt etwas in der Gruppe passiert, rufen die Bewohner selbst den Krankenwagen.

Was das Schreiben betrifft, ist das schon ein wenig differenzierter. Ich kann zum Beispiel nicht mit Hunderten von Kontakten, die ich im Internet habe, täglich kommunizieren. Ich kann ihnen etwas zum Lesen anbieten, so wie ich meinen Klienten ein Angebot mache. Beim Schreiben verwischen sich alle Grenzen. Wenn ich einmal im Fluss bin, gibt es kein Halten und kein Neinsagen mehr. Wohl aber kann ich die "Umwelt" des Schreibens beeinflussen. Ich kann nein sagen zu übermäßigem Bloggen, Twittern und Facebuchen. Das kann man so dosieren, dass regelmäßige und beidseitig befruchtende Kontakte zustandekommen, so, wie ich es hier im Blog und bei anderen erlebt habe, auch in Foren. Gegenseitig Texte und Bücher auszutauschen kann sehr inspirierend sein! Wenn mich heute jemand fragt, was ich mit den Verlagen anders machen würde, würde ich sagen: Nicht mehr nehmen, was kommt, und nicht mehr alles akzeptieren! Die Kollegen, die selbst ihre Ebooks produzieren und erfolgreich vertreiben, haben da einen möglichen Weg gewiesen. An der Stelle, an der ich inzwischen angelangt bin, frage ich mich: Für wen habe ich die Bücher tatsächlich geschrieben? Was bedeuten sie mir? Bin ich bereit, dafür in einer lebenslangen Warteschleife zu hängen? Gestern sagte mir eine Klientin, sie hätte mein Buch dabeigehabt, als sie mit dem Zug nach X fuhr - und sie hätte fast den Ausstiegsbahnhof verpasst. In solchen Momenten weiß ich,warum ich das alles getan habe. Ja, ich bin dazu bereit, auch wenn ich nicht existenziell abhängig davon bin. Ich sage Nein zu Projekten, zu denen ich keine Lust habe. Ich schreibe keine Bücher, die ich selbst nicht lesen würde. Daneben mache ich mein eigenes Ding, im Leben und beim Schreiben, sage mal ja und mal nein. (Ich hoffe doch, dass ich das einigermaßen durchhalten kann, wir sind ja keine Roboter:-)


Dienstag, 22. Mai 2012

Facebook-Träne und Perle des Internets

Als absoluter Frischling bin ich vor zwei Wochen bei Facebook eingetrudelt - ich kam dazu wie die berühmte Jungfrau zum Kind. Es war zunächst ein wenig verwirrend und es hat bis heute gedauert, bis ich wusste, wie man die Chronik einrichtet, ein Titelbild hochlädt und das alles verwaltet. Jetzt gehöre ich also zur Weltgemeinde des Internets. Ich glaube auch durchaus, dass es mir und anderen Vorteile bringt und vor allem Spaß macht. Ich habe viele Autorenkollegen getroffen und eingeladen, darunter auch einige aus der alten Schreibwerkstatt. Jetzt kann ich immer sehen, was mein Sohn David aus Afghanistan schreibt und seine Fotos anschauen. Mit einer Kollegin tausche ich schon Bücher aus. Das alles ist durchaus eine Bereicherung. Die Kommunikation ist allerdings reichlich verknappt, wie auch bei Twitter. Die Fotos müssen jetzt groß sein, während sie hier im Blog immer zu groß waren. Das einzige, was mir ein bisschen unheimlich ist, erfuhr ich am Tag des Börsengangs von Facebook. Ehemalige Nutzer verklagen Facebook auf 15 Milliarden Dollar, weil ihre Daten nach ihrem Weggang nicht gelöscht wurden. Außerdem werde ich darauf achten, ob neuer Spam hereinkommt, und dass ich nur Sachen preisgebe, die alle Welt wissen darf. (auch wenn ich nur ein Tropfen im Ozean dieser Gemeinde bin:-)
Mein Chronikbeginn bei Facebook-soll die offizielle Autorenseite werden-leider sind die Autorenfreunde alle auf der privaten Seite!
Private Facebook-Seite seit 8. Mai

Sonntag, 20. Mai 2012

Aufgelesen am Rande-der deutsche Autor bloggt nicht:-)

Der deutsche Autor-ohne Netz, Blog, Twitter und FB?
Habe noch zwei neue Beiträge zum Urheberrecht gefunden, die nicht so sehr polemisieren. Ein Video fasst den bisherigen Stand noch einmal zusammen. Die Urheberrechtsdebatte auf Kampagnen beschränkt. Es stimmt, dass die Debatte stellenweise unsachlich ist und stellenweise albern.
Dann noch ein Artikel der Welt Online vom 20. Mai: http://www.welt.de/debatte/kommentare/article106347203/Autoren-sollten-aufhoeren-ueber-das-Netz-zu-noelen.html Der Autor Thierry Chervel, Mitbegründer des "Perlentauchers" im Jahr 2000, kommt zu dem Schluss, das deutsche Autoren zu wenig Ahnung vom Netz hätten und zum Beispiel kaum einer bloggen würde. Von welchen Autoren spricht er denn? Ich kenne nur welche, die bloggen und bei Facebook oder Twitter sind- oder alles miteinander. Insofern polemisiert Chervel wohl doch, denn er nimmt eine ganze Menge deutscher Autoren hier als Objekt der Begierde aus, so will mir scheinen. Natürlich erwarte ich von etablierten Literaten wie Walser, Grass oder selbst Charlotte Roche nicht, dass sie sich netzaffin verhalten (ich weiß gar nicht, ob sie`s tun). Mir drängt sich da eine Frage auf: Vielleicht ist Chervel selbst nicht netzaffin genug, sonst müsste er das doch wissen. Und wenn er es weiß und trotzdem meint, deutsche Autoren würden nicht bloggen, twittern und facebooken,
dann grenzt er bewusst diejenigen aus, die wohl am meisten von illegalen Downloads betroffen sind.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Autor werden ist nicht schwer ...

...Autor sein dagegen sehr. Gerade habe ich einen Blogartikel des Autors Alexander Zeram gefunden, der diesen Prozess sehr gut zusammenfasst - von der Idee, ein Buch zu schreiben über die Verlagssuche bis hin zu den Ebooks. Wie hatte ich mir das eigentlich vor zwölf Jahren, als ich "belletristisch" zu schreiben begann, vorgestellt? Bis dato war ich insofern erfolgsgewöhnt, als meine Zeitungsartikel zur Umwelt, zur Aufrüstung und zu den AKWs immer gleich erschienen. Als Vorstandsmitglied des Frauenhauses und selbst als Betreuerin meiner Wohngruppe erschien mein Konterfei in der Zeitung, war ich sogar in den Abendnachrichten zu sehen. Naja, zumindest wollte ich gleich mal einen Preis gewinnen für mein erstes Buch. Das hat sich dann peu à peu zerfasert, und natürlich wurde es auch nichts mit dem Bestseller und dem Haus am Bodensee. Reiseschriftstellerin wollte ich werden, die mit einem Wohnmobil durch die Lande zieht und den Verlag druckfrisch beliefert. Was ist von diesen Träumen geblieben?

Zumindest die Erkenntnis, dass es für einen Autor therapeutisch äußerst wirksam ist, immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht zu werden. Er könnte ja sonst zu den Wolken fliegen und sich an den Strahlen der Sonne verbrennen! Und eine zweite Erkenntnis, nämlich die, warum ich die ganze Mühe, veröffentlicht zu werden und zu bleiben, auf mich genommen habe: Ich wollte schlicht und einfach nur wahrgenommen werden. Und mir und anderen etwas mitteilen, natürlich. Womit wir beim Schlagwörtchen Teilen wären. Seit ich schreibe (und das hat ganz früh angefangen, mit dem Tagebuch unter der Bettdecke), wollte ich das mit anderen teilen. Das heißt, dieses Tagebuch war nicht für mich allein, sondern andere sollten, durften es ebenfalls lesen. Deshalb habe ich diese Tagebücher aufbewahrt und nicht an das Archiv in Emmendingen geschickt, wo sie wissenschaftlich aufbereitet werden. Dann hätte ich nämlich nie wieder etwas von ihnen gehört! Später veröffentlichte ich Fotos und einen Artikel in einem Sachbuch, gewann ich einen Zeitungswettbewerb mit einer Wanderung, was mir ein Traumwochenende am Bodensee bescherte. Na, da klingelts doch: Hatte ich mir nicht häppchenweise meine Träume erfüllt? Ein paar Jahre lang bestückte ich einen Kalender und reiste dafür ganz schön in der Gegend rum.

Dann wurde es ernst. Bis jetzt war alles Spielerei gewesen. "Schreiben" war das zweite Wort, das ich in meinen neuen Computer eingab. In einer Schreibwerkstatt übte ich mich in Kurzgeschichten, Veröffentlichungen in satirischen und anderen Zeitschriften. Immer wurde alles geteilt und mitgeteilt. Erste und zweite Roman-Veröffentlichung 2004, dann Agentursuche, Verlagssuche, sehr schweiß-und kräftetreibend, nächste Veröffentlichungen 2009, letzte 2011. Und jetzt stehe ich wieder ganz am Anfang. Wieder warte ich auf einen Vertrag, wieder muss ich bangen, dass der Verlag das Buch nicht nimmt. Inzwischen sind die sozialen Netze stark angewachsen, Autorenforum, Blogs, Twitter, Facebook. Ich bin also sichtbar geworden, und einen ziemlich Teil meiner Zeit verbringe ich mit diesen Netzwerken. Das führt zu immer neuen Fragestellungen, zum Beispiel auch zu der, warum ich meine Bücher nicht freiwillig-kostenlos mit anderen teilen will, wie ich es doch früher immer wollte. Es gab einmal Zeiten, da hätte ich das mit Freuden getan. Es gab Zeiten, da habe ich mich gefreut, als ein Reitergeschäft in Baden-Baden eine Kurzgeschichte von mir herunterlud. Darauf, sie anzuzeigen und den Anwalt eine Geldstrafe von 1000 Euro eintreiben zu lassen, wäre ich niemals gekommen! Naja, fragen hätten sie mich schon können. Ich wäre auch bereit, ein Ebook herzustellen und es ein paar Tage zu verschenken, wie es Petra van Cronenburg in einer beispiellosen Aktion getan hat. Ich habe auch noch Printbücher zu verschenken, in der Hoffnung, dass dabei eine Rezension herausspringt. Ich möchte teilen, aber auf Gegenseitigkeit. Einen Roman herunterzuladen kostet nichts, auch keine Anstrengung. Meine jahrelangen schreiberischen Anstrengungen (die, zugegebenermaßen, natürlich auch viel Vergnügen bereitet haben) möchte ich nicht wie Hühnerfutter auswerfen. Macht mir mein Ebook, liebe Anhänger des kostenlosen Downloads, dann dürft ihr es ein paar Tage lang kostenlos verteilen und bewerben-und dann möchte ich die Früchte meiner Arbeit genießen.

Dienstag, 15. Mai 2012

Ich möchte Freibeuter sein



Ich möchte Freibeuter sein. Nicht mehr über Büchern schwitzen, nicht mehr meinen Griffel spitzen. Ein Freibeuter führt ein lustiges Leben. Früher nicht, da musste er fahren durch Nacht und Wind, durch Sturm und meterhohe Wellen, und immer endete er auf dem Schafott wie Klaus Störtebecker (1350-1401). Heute haben Freibeuter es einfacher. Sie brauchen sich nur alles runterzuladen, was im Netz herumschwirrt. Sogar Biografien lebender Autoren können sie herstellen und für teures Geld verkaufen. Ein Freibeuter muss sich um nichts kümmern als um sich selbst. So schön möchte ich es auch mal haben! Allen Ballast abwerfen, keine Sorgen mehr. Und wenn die feindlichen Schiffe etwas dagegenhaben, dass wir Freibeuter uns ihre Waren nehmen wollen, dann kriegen sie eins auf die Nuss.
Edit: Christian aus Memmingen hat herausgefunden, was es mit diesen Wikipedia-Biografien und anderen Pseudo-Büchern auf sich hat.




Sonntag, 13. Mai 2012

Der Rabenstein - mein Psychokrimi aus dem Schwarzwald

Meine Laune hat sich schlagartig gebessert, nachdem ich gestern Abend mein Schwarzwald-Krimi-Konzept auf den Kopf gestellt habe. Alle unnötigen Stränge raus, ein neuer Arbeitstitel: Der Rabenstein. Zeit: etwa 1865 in einem Dorf im Schwarzwald. Rabensteine gibt es unzählige, Felsformationen heißen so, Burgen, Städte und alte Hinrichtungsstätten. In Bamberg zum Beispiel entdeckte man 2010 bei Erdarbeiten Rabensteine des Richtplatzes, an dem 1830 die letzte Hinrichtung stattfand. Der Legende nach legen auch Raben, die 100 Jahre zusammen sind, einen solchen Stein in ihr Nest, nachdem sie genügend Hingerichteten die Augen ausgehackt haben. BRR! Doch darum geht es natürlich in meinem historischen Psychokrimi nicht. Es geht um einen Mord, wie er vor Jahren hier in einem Dorf in der Nähe stattfand, das hatte mich zu der Idee angeregt, die mich schon lange beschäftigt und die nun endlich an die Oberfläche will. Ein Klappentext steht schon, jetzt müssen 130 Seiten neu bearbeitet werden. Das bringt allemal mehr Spaß als auf den Vertrag für den letzten Roman zu warten. Oder ihn noch zig Male zu überarbeiten, bevor er in trockenen Tüchern ist. Dann lieber etwas Neues-und ihr seht, im Leben eines Autors mangelt es nie an Spannung!

Samstag, 12. Mai 2012

Machen Twitter und Facebook dumm?

Beim Herumzappen habe ich einen Artikel der Braunschweiger Zeitung gefunden-
da wird der Frage nachgegangen, ob Twitter und Facebook dumm machen.
Der Artikel ist vom Mai 2011, aber ich glaube, inzwischen hat sich nicht viel verändert.
These 1: Twitter und Facebook machen nicht dumm, aber sie lassen die menschliche Kommunikation verarmen.
These 2: Wir brauchen die sozialen Netzwerke, um uns auf Augenhöhe mit anderen auszutauschen.

Mittwoch, 9. Mai 2012

Schreiben: der Weg zum Erfolg

Bei meiner Kollegin Annette Weber fand ich einen Beitrag, der meinen Erfahrungen mit dem Schreiben und Veröffentlichen vollkommen entspricht:
Der Schlüssel zum Erfolg.
Es ist wie eine Skala von 1-10. Manchmal glaubt man schon bei 10 angekommen zu sein und wird immer wieder auf Platz 8, 5, 3, 1, 4 zurückgeworfen. Und das ewige Warten! Ich warte jetzt schon seit Ostern auf einen Vertrag, dessen Grundlagen schon im letzten Herbst gelegt worden sind! Und nicht zu unterschätzen die Wertschätzung, die den Texten beigemessen wird. Ich bin seit Tagen glücklich, weil jemand in einer Bibliothek meinen letzten Aufbau-Roman mit ein paar Worten charakterisierte, die mir zeigten, dass er verstanden wurde. Ja, dafür habe ich geschrieben! Und für meine eigene Geschichte, die durch das Schreiben bereichert und verändert wurde.

Dann aber auch die Kehrseite, der Verlagsalltag heute und die Autoren mittendrin:
Bücher als Platzhalter. Schonungslos offen, teilweise bekannt, ernüchternd, für mich aber nicht entmutigend.

Dienstag, 8. Mai 2012

Wie Downloadplattformen die User foppen

Habe gerade, gemeinsam mit anderen Autoren, etwas herausgefunden:
Bestimmte Plattformen im Netz, die aussehen wie Downloadplattformen, sind gar keine! Man muss etwas Geld bezahlen, um an die kostenlosen Downloads, zum Beispiel von Romanen, heranzukommen. Nachher kann man aber gar nicht downloaden, sonden findet nur Rezensionen usw. der Bücher. Dann gibt es woanders noch eine Anleitung, wie man sich die Kosten sparen kann und trotzdem an die kostenlosen Downloads rankommt. Da fühlt man sich fast schon bemüßigt, Mitleid mit den armen Usern zu bekommen und ihnen helfen zu wollen, doch ohne Widerstände an das Downloadgut zu kommen!:-)
Wer andern eine Grube gräbt ...Zumindest verletzen diese Plattformen keinerlei Rechte, wie es scheint.

Montag, 7. Mai 2012

Leute, bloggt mal wieder!


Vor zwei Tagen habe ich mich bei Facebook angemeldet, einfach so. Und weil es so einfach war, habe ich es auch bei der Anmeldung belassen. Jeden Tag fülle ich dort ein wenig auf, mit Bild, Profil und den ersten Kontakten. Ich verfolge auch keine Absicht damit. Vielleicht habe ich dort einmal eine Autorenseite, auf der auch diskutiert werden kann. Und offensichtlich bekommt man dort auch scheller und öfter Feedback als im Blog - und kann seine Blogartikel dort posten.
Dazu passend fand ich gerade bei Alice Gabathuler einen Beitrag über das Bloggen
sowie einen Link zu einem weiteren Beitrag über das Bloggen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es wirklich ernst gemeint ist. Aber ich muss dem und auch vielen der Kommentatoren beipflichten: Bloggen erfordert mehr Arbeit, ist aber auch nachhaltiger. Macht geile kleine Blogs auf!

Ja, sage ich! Gestern sah ich, dass meine erste Anmeldung dieses Blogs im Jahr 2008 war. Fünf Jahre gesammeltes Bloggen! Fünf Jahre gesammelte Erfahrungen, Spaß, Einsichten und Ansichten. Fünf Jahre Mischkonzept, das Menschen aus unterschiedlichsten Richtungen angezogen und vor allem mir mein Schreiben warm gehalten hat.




Samstag, 5. Mai 2012

An den Trends vorbeischreiben

Heute gibt es mal keinen Plausch mit dem immer hilfreichen Schreibteufelchen, sondern mit einem fiktiven Vertreter im Buchhandel.
Autorin: Lieber Vertreter, was meinen Sie denn, was ich als Nächstes schreiben sollte?
Vertreter: Das, was sich bewährt hat. Da legen wir nochmal nach, insbesondere bei Ihren Historischen Romanen.
Autorin: Aber ich will eigentlich mal was ganz anderes schreiben. Einen Psychokrimi, einen historischen Thriller ...
Vertreter: Dazu brauchen Sie ein Pseudonym. Die Buchhändler müssen wissen, wo sie Sie einordnen können. Schreiben Sie doch Love&Landscape, der Trend ist gerade noch am Laufen.
Autorin: Pseudonym möchte ich nicht. Ich wollte mal einen Thiller über Südamerika schreiben, das ist jetzt natürlich zu spät. Und es sollte auch kein Liebesroman sein. Ich denke, ich könnte mit einem historischen regionalen Psychokrimi weitermachen, das passt doch.
Vertreter: Schauplatz?
Autorin: Der Schwarzwald.
Vertreter: Na ja, hier in der Umgebung können Sie damit vielleicht punkten. Ich sage aber immer: Think big!
Autorin: Wie wäre es mit einem Roman über Sophie de la Roche? Die hat ein spannendes Leben gehabt, berühmte Leute wie Wieland und Goethe gekannt, war die Großmutter von Bettina und Achim von Arnim-und hat sich mit Schreiben über Wasser halten müssen.
Vertreter: Das ist ja 18.Jahrhundert, oje, das will niemand lesen. Schreiben Sie doch noch mal ein Hurenbuch über die italienische Renaissance, die sind doch hervorragend gegangen. Erst Venedig, dann Florenz, dann Rom.
Autorin: Aber ich hatte nie vor, ein Buch über Rom zu schreiben.
Vertreter: Dann schauen Sie sich mal die Trends an. Wenn Sie ganz schnell auf den Zug aufspringen, können Sie noch ein Zipfelchen erhaschen.
Autorin: Nö, ich will dahin fahren, wohin ich will.
Vertreter: Dann können Sie das erfolgreiche Schreiben und Veröffentlichen vergessen! Haben Sie denn wenigstens ein MS mit abgehackten Gliedmaßen?
Autorin: Nö.
Zu den Lesern gewandt: Pscht, ich weiß, was ich mache. Ich nehme mir einen Handlungsstrang meines MS, das in der Schublade dümpelt. Mal sehen, was daraus werden könnte.


Donnerstag, 3. Mai 2012

Hermann Hesse, Selbstmörder, Superstar und Weltbürger

Dieses Jahr am 9. August jährt sich zm 50. Mal der Todestag von Hermann Hesse (2. Juli 1877 - 09.August 1962). Mit 15 ein Selbmordversuch und Aufenthalt in der psychiatrischen Anstalt Stetten, ein bewegtes Leben, drei Ehen, der Nobelpreis - und der Dichter und sonst gar nichts, was er immer werden wollte. Nach seinem Tod sogar der Superstar der amerikanischen Hippie-Bewegung und meistverkaufter deutschsprachiger Autor. Gestern Abend gab es dazu den Film "Die Heimkehr" nach einer Erzählung Hesses sowie ein halbstündiges Portrait im ARD, das man hier noch einmal anschauen kann. Das Portrait ist sehr gelungen, wie ich finde, der Film "Die Heimkehr" nicht so ganz. Am 7. Juli verantaltet Udo Lindenberg einen Sängerwettbewerb in Calw, vor Hesses Geburtshaus. Sonstige Veranstaltungen in Calw
Meine persönliche Begegnung mit Hesse begann mit 17, als die Hesse-Welle aus Amerika wieder zu uns schwappte. Seitdem habe ich fast alles von ihm gelesen, er war mir Begleiter, Seelenretter und erster Inspirator für mein Schreiben. Wenn Reich-Ranitzki sagte, er sei beim ersten Lesen des Steppenwolf beeindruckt gewesen, beim zweiten irrtiert und beim dritten entsetzt, muss ich sagen: Beim ersten Lesen habe ich den Schluss nicht verstanden, war aber fasziniert, beim zweiten Mal habe ich alles verstanden und beim letzten Mal habe ich begriffen, dass sein Gedicht "Strufen" für mich nicht nur das schönste und nachhaltigste Gedicht der Weltgeschichte ist, sondern ein Konglomerat seines ganzen Lebens wie auch des Lebens vieler anderer Menschen.

                             
Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.


Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Mittwoch, 2. Mai 2012

Psychokrimi aus dem Schwarzwald des 19. Jahrhunderts

Es ist so weit: Ich habe mich an den historischen Krimi herangemacht, das heißt,
ich übertrage die 133 Seiten meines Jetztzeit-Krimis (der nicht erwünscht war) in das 19. Jahrhundert und habe schon zehn Seiten getrichen. Irre, was da alles wegfällt, es verlangsamt sich zunehmend. Ein paar Handlungsstränge muss ich rausnehmen, andere mache sich umso besser, dabei wird es immer dichter. Ich wusste gleich zu Anfang, dass dieser Plot vollkommen ins 19. Jahhundet passen würde! Jetzt spielen Hexen keine Rolle mehr, dafür ein roter Felsen mit knochigen Funden namens Rabenstein.

Dienstag, 1. Mai 2012

Hobbyautor oder Hobbies eines Autors


Diese Schafherde haben wir heute bei einer Wanderung auf der Schwäbischen Alb getroffen. Die Schäferin erzählte uns, dass ihr Hütehund nichts anderes im Kopf habe als seine Schafe, er also gar nicht auf uns achten würde. Und dem war auch so. Er ist also kein Hobby-Hütehund, sondern ein leidenschaftlicher Vollzeit-Hütehund. Ich selbst bin nebenberufliche Romanautorin, schon längst keine Hobbyautorin mehr. Und alle Hobbies, die ich ausübe (nachzulesen hier im Blog), dienen, ich verrate es freiwillig, im Grunde immer nur dem Schreiben. Der Beruf steht auf einem anderen Blatt, der finanziert mir die Grundlagen als Autorin und ist darüber hinaus meine gleichberechtigte "zweite große Leidenschaft", könnte man sagen.
Ein Beispiel dafür, was Freizeit mit dem Schreiben und Veröffentlichen gemein hat: Gestern in Tübingen, eine Tour im Sinne der Erholung, da Urlaub. Das Mäuerchen am Neckar ist bunt von Studenten, alles stochert im Fluss mit den Stocherkähnen. Kaum bin ich in der Buchhandlung und habe einen Blick aufs Ganze geworfen, schaue ich nach meinem letzten Buch. Nur noch ein Exemplar da? Ist es jetzt, nach sieben Monaten, ausgelaufen? Dann der Weg zum Antiquariat, dort kaufe ich u.a. ein Buch von meinem Lektor, einen Krimi. Mal sehen, wie er schreibt! Beim Weitergehen stutzt mein Begleiter plötzlich. Da grinst mich mein letzter Roman aus einem Schaufenster an. Das Tübinger Wochenblatt.
"Wie geht denn "Das Vermächtnis des Bischofs?" ruft mein Begleiter in den Laden hinein. "Sehr gut!", kommt die Antwort zurück. Dann noch ein Milchcafé vor dem Storchen, Tatort meiner Studentenzeit, am munter dahinplätschernden Bach. Über diese Stimmung da am Bach vor dem Storchen hätte ich sofort wieder schreiben können. Merkt ihr, was ich damit sagen will? Auf Schritt und Tritt fällt das Schreiben auf dich zurück. Und besonders bei den Schritten und Tritten unterwegs in den Bergen und Städten.