Sonntag, 30. Oktober 2011

Frühstücken wie Louis XIII., der gekrönte Koch!

Ludwig XIII., 1601-1643, König von Frankreich und Navarra, liebte das gute Essen über alle Maßen. Zum Frühstück, das um halb zehn endete, gab es Fleichbrühe und gekochte Eier, gebackene Äpfel oder Kirschen. Mittags oder nachmittags folgten Püreesuppe, gekochte oder gebratene Hühner und Kapaune, Kalbfleisch oder Kaninchen, gekocht, gebraten und zerdrückt. Später kandierte Früchte, Marzipan und Brot, und abends dann wieder eine warme Fleischmahlzeit mit süßem Wein. Am meisten liebte er einen Salat aus Veilchenblüten und Ochsenzunge, einem Raublattgewächs, mit einer vinaigretteartigen Soße. Ich habe mir mal den Spaß gemacht und zum Frühstück ein verlorenes Ei in Brühe mit Brot gemacht, dabei das Weße über das Gelbe gezogen. Schmeckt tatsächlich sehr gut!

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Vorm Abschicken eines Exposés

Die dunkle Zeit - jetzt, Ende Oktober, muss man mogens schon wieder das Licht anmachen, die Heizung heizt, und immer besteht die Hoffnung, dass sich gegen Mittag die Sonne durchkämpft. Gestern brachte sie mich sogar noch einmal zum Schwitzen, mit ca. 18°. Und es ist auch eine dunkle Zeit, mit der ich mich gerade beschäftige. Die Vorrecherchen sind abgeschlossen, ich habe sogar einen Merian-Stich von 1634 gefunden, der die Stadt Calw, den Ausgangspunkt meines neuen Romans, in ihren alten Mauern zeigt. Sämtliche Dokumente und Bilder, die vor diesem Krieg existierten, sind vollständig vernichtet worden, wie ich dem Archiv der Satdt entnehmen konnte. Aber es gibt Berichte von Zeitzeugen. Wie schon einmal, im Jahr 2003, merke ich, dass ich zögere, mich mit einem solchen dunklen Kapitel auseinanderzusetzen. Aber der Prolog zu meinem Krimi hat mich einfach auf diese Spur gesetzt, ich konnte gar nicht anders, war in der letzten Woche total durchdrungen von der Handlung, den Figuren und Schauplätzen.Was ich noch dringend suche, sind Rezepte aus dem 17. Jahrhundert bzw. Links zu Seiten, die sich mit der Ernährung in der Zeit beschäftigen wie dieser hier. Krebse und Forellen in Wein, Mandelreis, solches würde ich mir auch in Fastenzeiten schmecken lassen wie der Bischof in Kärnten! Zwei Kochbücher habe ich schon gefunden: das 1598 erschienene "Köstlich new Kochbuch" von Anna Weckerin aus Basel- und der zu "meiner" Zeit herrschende Ludwig XIII. von Frankreich soll ebenfalls eines herausgegeben oder zumindest Rezepte gesammelt haben.
Nun ist ein zweiseitiges Exposé geschrieben, dazu ein Kurzexposé, das alle Fragen, die es in diesem Roman geben wird, anreißt. Noch zögere ich, es wegzuschicken. Muss ich es nicht noch einmal anders, besser formulieren? Oder möchte ich es einfach noch nicht aus der Hand geben?

Samstag, 22. Oktober 2011

Die Hexe, Pomeranzen und ein Philosoph: Leonberg

Zugegeben, es ist nicht einfach, nach Leonberg hineinzukommen, die Verkehrsführung ist gewöhnungsbedürftig, und wenn man sich den "Umbaustress" einmal ansieht, wie es ein Mann auf dem Marktplatz formulierte, sollte man sich schon überlegen, wo man hinfährt.
Aber ein Besuch der Altstadt von Leonberg lohnt sich allemal!
 Nicht in vielen Städten sind so viele historische Persönlichkeiten auf so engem Raum versammelt.





Gegenüber dem Rathaus kann man schön Kaffee trinken, auch an einem sonnigen Spätoktobernachmittag










Das Haus der Familie Kepler (Mitte). Im Jahr 1615 wurde Katharina Kepler, die Heilkundige, vom Leonberger Obervogt der Hexerei angeklagt. A 14. Juli 1621 kam es zum Prozess, ihr wurden die Folterwekzeuge gezeigt. Aber sie gestand nicht. Ohne ihren Sohn, den Astronomen Johannes Kepler, wäre sie sicher nicht freigesprochen worden. Doch sie überlebte die Kerkerhaft nur noch um ein Jahr.








Auch Friedrich Hölderlin weilte in Leonberg



Der "Schwarze Adler", im 15. Jahrhundert Schauplatz des Leonberger Landtages




Ein Winzerhäuschen
Fresken in der gotischen Kirche





 Das Haus des Obervogts und Hexenrichters über 38 Personen - später das Geburtshaus Schellings und anderer Persönlichkeiten


 Dazu in krassem Gegensatz: Der Pomeranzengarten von Leonberg


Was eine Pomeranze ist und was man damit machen kann, verrät dieses Schild

Ein kleiner, feiner Buchladen, wie sie so selten geworden sind



Und zum Abschluss noch "Auf der Mauer" in Besigheim
Abschied vom Sommer

Montag, 17. Oktober 2011

Goethes Frankfurt und die Skyline

 Wenn man aus der Provinz, aus dem Schwarzwald, nach Frankfurt reist, kann man eine Menge erleben! Schon die Anfahrt ist wahrhaft abenteuerlich. Mit Sicherheit sitzt immer jemand in der Nähe, der nicht nur plötzlich "Hallo" sagt, so dass man sich gemeint fühlt, sondern der stundenlang laut mit einem unsichtbaren Gegenüber quatscht. Man guckt dann ständig, ob das Gegenüber auch antwortet und merkt dann, dass irgend eine Lebensgeschichte oder sonstwas erzählt wird, damit man sich die Bahnfahrt nicht mit einem Buch vertreiben muss, das man ja auch erst kaufen müsste.Nur da, wo ausdrücklich ein Symbol für Handyverbot an der Glastür hängt, lesen die Leute Bücher und Zeitungen. Da ist es am angenehmsten. Meine Schwester hat die Konsequenzen schon gezogen, auch wegen der Verspätungen, und reist von Hamburg mit dem Flugzeug an. Und dafür will die Bahn demnächst die Preise wieder erhöhen!Aber auch das Fiegen hat inzwischen seine Tücken. Heutzutage muss man sogar seine Salbentöpfchen in Plastikbeutel legen, es könnte ja eine Bombe darin versteckt sein! So reist man nun in die Großstadt Frankfurt rein, wie immer am Schluss ganz langsam und lange, denn es ist ein Kopfbahnhof wie in Stuttgart. (Dort gibt es auch kein "Frankfurt 21", dafür wird der Flughafen so riesenhaft ausgebaut -der größte Europas-dass man fast eine Stunde braucht, um zu den Gates zu kommen.) Jetzt sind wir da, im Ostend nahe des Mains und des Zentrums, das Wetter ist kühl, aber traumhaft. Abends noch kurz in die Havanna-Bar um die Ecke, am nächsten Morgen auf die Zeil und zum Markt. Hier ticken die Uhren schneller, Massen von Menschen und großen Geschäften. Und der Markt ist dann plötzlich wieder eine Oase, in der man Butter, Eier, Fleisch, Wurst und Gemüse einzeln kauft, sein Mittagessen einnimmt und sein Glas Wein schlürft.


Handkäs mit Musik

Hauptwache

Frankfurter Literaturhaus am Main
Der eiserne Steg, von uns oft tags und nachts begangen, hinüber zum Museumsufer und ins Vergnügungsvietel Sachsenhausen
 In Sachsenhausen findet jeder etwas nach seinem Geschmack, es wimmelt von Touristen aus aller Welt. Hier kann man auch wieder die beliebten Jungesellenabschiede beobachten, inzwischen sind es Jungesellinnen mit Vampirohren und Pappnasen. Man kann zum Beispiel im "Buenos Aires" dicke argentinische Steaks oder Kalbsrippen essen, mit Salsa rossa oder verde. Danach locken die Kneipen mit Sex-Drinks. Brr! Wir landeten in einem Hexenhaus, da spielte die 80er Jahre-Schlagermusik, jeder kannte jeden. Früher gab es hier ein Rockcafé, in dem, für einen Aufschlag bei den Getränken, Nachwuchsband auftraten. Das gibt es jetzt nicht mehr, es ist ein Jazzclub daraus geworden. Dafür gibt es aber das "Balalaika", wo nicht etwa Balalaika gespielt wird, sondern in einer ganz normalen, gemütlichen Kneipe jeder, der musikmäßig etwas aufzuweisen hat, sich präsentieren kann. Das war einmalig! Eine ältere, farbige Jazzsängerin aus New York, ein Typ mit Lederhut, der wie Tom Ripley wirkte, ein großer pferdebeschwanzter Mann mit roséfarbenem Jackett und blauen Hosen, der sah aus wie der junge Schiller, und noch ein scharfprofiliger, künstlerisch anmutender Junge legten einen Abend hin, der die Leute nur noch verzückt mit Armen und Beinen wippen ließ-Klavier und Gitarren.





 Am nächsten Tag ging es den Mainkai hinunter bis ins "Nizza". Früher lagen hier noch die Obdachlosen herum, die mich zu einer Geschichte über das "Grundrauschen der Zivilisation" inspirierten. Heute sind die in den Bahnhöfen, trinken Espresso und tun so, als ob sie gleich weiterreisen würden. Ganz Frankfurt war an diesem sonnigen Sonntag unterwegs. Man sieht keine Nordish-Walking-Stöcke mehr wie weiland an der Alster in Hamburg, sondern man joggt, fährt Rad oder neuerdings auf diesen Stadtrutschern, die einem mit 20 Km/h die mühselige Laufarbeit ersparen.

Café im "Nizza"
Cityrutscher

Die alte Brücke, die schon Goethe bedichtete
 Wenn man sich nun die Füße müde gelaufen hat, ist es sehr entspannend und touristisch wirksam, wenn man eine Schifffahrt auf dem Main unternimmt. Goehte pries den Blick von der alten Brücke, nur war damals noch nichts von der Skyline zu sehen, die übrigens ihren besonderen Reiz hat. Dort steckt das Geld, das gerade so in der Krise ist, es wird mit Stahl, Glas und Beton zusammengehalten.

Gerbermühle

Man sieht den Dom und die Spitze der Paulskirche vom Wasser aus (kenne ich natürlich, schließlich war Ludwig Uhland an der 1848er Revolution beteiligt.) Neu war mir die Die Gerbermühle, die Goethes Freund Willemer 1785 als Sommerhaus gekauft hatte-auch ein Bankier. Hier begegnete Goethe dessen Ziehtochter Marianne, entwickelte eine intensive platonische Beziehung zu ihr, hielt sich häufig dort auf und nahm drei Gedichte von ihr in den west-östlichen Diwan auf. Geheiratet hat Marianne aber ihren Ziehvater und nicht den 66jährigen Goethe.


 Doch irgendwann ist die Zeit dann auch wieder vorbei. Auf dem Hauptbahnhof, Gleis 6, sollte eigentlich der ICE nach Zürich abfahren. Dies ist der Regionalzug nach Wiesbaden, denn der ICE kam wieder mal mit einer halben Stunde Verspätung-Anschluss Karlsruhe.Pforzheim konntest deswegen vergessen.


Aber endlich war er da, und es gab merkwürdigerweise keine Handys, auch keinerlei E-Books, sondern gedämpfte Gespräche und Bücher. Französische Kinder spielten Karten. Ja, so macht Zugfahren noch halbwegs Spaß!

In Karlsruhe stürmten so viele Menschen die Treppen von den Ferngleisen herunter und durch die Gänge, dass ich erst mal nach draußen flüchtete. Ob die wohl alle von der Frankfurter Buchmesse kamen? Zumindest hatten sie keine Bierflaschen in der Hand! Die halbe Stunde Aufenthalt erinnerte mich daran, dass ich mal in die Bahnhofsbuchhandlungen gucken wollte, um mir zu beweisen, dass ich ja auch was geschrieben hatte (was mir in den vollen Zügen nie richtig gelang).
Und tatsächlich, da lachte es mir auch schon entgegen, in einer Vertikalen mit Rebecca Gablé und Ken Follet. Solche Momente machen immer Lust zum Weiterschreiben! Vielleicht sollte ich das Angebot annehmen, zum nächsten Familientreff in Hamburg-Schanzenviertel zu fliegen und dabei gleich das Auswanderermuseum anzuschauen. Derweil bin ich wieder im Schwarzwald und kann den hiesigen Plot weiterentwickeln, wann immer ich will.

Montag, 10. Oktober 2011

Besuch im Kloster Bebenhausen

 Dies ist nicht der Schauplatz eines neuen Romans von mir-wenngleich es doch schon mal einer war (Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht). Es ist ein UNESCO_Weltkulturerbe, das wir immer wieder gern besuchen. An Wochenenden und Feiertagen herrscht hier ein äußerst reger Verkehr.
Kloster Bebenhausen wurde vermutlich um 1183/84 von Prämonstratensermönchen gegründet. Im Jahr 1190 übernahmen es die Zisterzienser. Nach der Reformation enstand hier eine evangelischen Klosterschule. Dass dieses Kloster in einem so kalten, feuchten Tal erbaut wurde, ist wohl damit zu erklären, dass die Mönche immer nah am Wasser bauten. So hatten sie sogenannte Schöpfhamen (Netze), mit denen sie ihre Karpfen und Forellen fingen. Im Dormitorium mit seinem Schmuckziegelboden schliefen ursprünglich alle Mönche nebeneinander, später wurden Zellen eingebaut. Über jeder Zelle ist ein Antonius - oder Taufkreuz über der Tür eingraviert. Die Räume enthalten ein oder zwei Betten, sind sonst schmucklos. Geheizt wurde nur das Winterrefektorium. Im Scriptorium gibt es Leinwand, Tafel, Feder, Tintenhorn, Pergament und Bimsstein zum Glätten und Radieren zu sehen.
Klostergelände mit Bach

Kreuzgang

Figuren in der Brunnenstube

Heizraum unter dem Parlatorium

Gegenstände aus dem Kloster

Mönchszelle im Dormitorium

Mönchszelle mit Strohpritsche

Einzug in Jerusalem-Fensterbild in der Kirche

Sehr intime Einblicke in das Leben der königlichen Familie erhält man bei der Besichtung des Jagdschlosses, ehemals Abthaus. In den Räumen von Königin Charlotte steht ein echter Breughel – „Die Kirchweih“. Dann gibt es Ulmer Barockschränke aus dem 18. Jahrhundert sowie einen Schreibtisch aus dem 16. Jahrhundert. Die Räume waren schon Drehort für einen "Kommissar". Ein Schachspiel fällt ins Auge: mit Figuren aus Walrossstoßzähnen, mit dem man gegen Napoleon kämpfen konnte. Die Küche (Anfang des 19. Jahrhundert) mit ihrem Speiseaufzug und das moderne Bad daneben sind sehenswert. Im Eingangsbereich hockten die Kutscher und warteten auf die Herrschaften. Ihre Pferde stellten sie in dem überdachten Vorbau ab.Monasterium sine amario quasi castrum sine armamentarium. Ein Kloster ohne Bibliothek ist wie eine Burg ohne Waffen. Leider ging die Bibliothek während der Reformation verloren. Sehr schön der Kreuzgang, das Parlatorium, der Kapitelsaal und der Klostergarten. Schlüpft man durch ein romantisches Törchen am Nordende, gelangt man zu dem Haus, in dem Eduard Mörike wenige Jahre vor seinem Tod zwei Mal weilte. Hier entstand 1863 sein Gedicht Bilder aus Bebenhausen“.
" Ebendaselbst
Eulenspiegel am Kreuzgang, was? der verrufne Geselle
Als Gurttraeger? Und wem haelt er sein Spiegelchen vor?
Einem entruesteten Moench, der ganz umsonst sich ereifert;
Immer nur lachet der Schalk, weis’t ihm die Eule und lacht."

Kloster Bebenhausen von Osten gesehen

Sonntag, 2. Oktober 2011

Schwäbisch Gmünd und Aalen-die Stauferstädte

Beim Heben des 9 kg schweren Pakets mit meinen neuesten Büchern habe ich mir doch tatsächlich einen Hexenschuss eingefangen! Das konnte mich aber nicht daran hindern, den freien, schönen Tag zu nutzen, nach Schwäbisch Gmünd zu fahren, 200 Höhenmeter
Blick von der Ruine Rosenstein

In Aalen
auf den Rosenstein zu überwinden und anschließend noch in Aalen gut zu Abend zu essen. Der Bericht über Aalen, Kloster Neresheim und Christian Daniel Friedrich Schubart über die Therme, das Römermuseum und mit weiteren Tipps können angeschaut werden. Aalen ist eine sehr einladende Stadt. Im Gasthaus Hirsch in der Fußgängerzone zum Beispiel gibt es ausgezeichnete Gerichte zu moderaten Preisen. In den Schweinebraten hätte ich hineinkriechen können! Nebendran der Italiener und viele weitere Restaurants und Cafés.
Apropos Hexenschuss: Da ist gar nicht so schlimm. Am zweiten Tag ist es schon besser, man muss sich nur angewöhnen, wie ein Fragezeichen aufzustehen.