Sonntag, 21. August 2011

Überlingen, die Perle des Bodensees

Die alte Stadt Überlingen
Jetzt ist erst einmal Erholung angesagt. Nach einem erfrischenden Bad im See auf der Alb saßen wir gestern beim Latte Maccchiato in Nusplingen. Die griechische Wirtin klagte darüber, dass in Griechenland z.B. Waschmittel jetzt dreimal so teuer seien wie hier. Und überhaupt, die armen Leute hätten das Geld nicht verschlampert. Daneben schwärmte sie vom Bodensee, dass der doch genauso schön oder schöner sei als das Mittelmeer. Im Sommer vermeiden wir es grundsätzlich, dorthin zu fahren, weil natürlich alle so denken.
Der Überlinger See



Promenade













Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen, und so machten wir uns auf den Weg, denn der See ist von dort aus gar nicht weit entfernt. Und richtig: Die Urlauber strömten schon wieder zurück, so dass wir sogar einen Parkplatz in Überlingen bekamen, direkt am Platz unterhalb der Kirche. Hunderte pilgerten zum Strandbad und vor dort in die Stadt. Überlingen ist, neben Meersburg und Lindau, vielleicht noch Radolfzell, für mich die schönste Stadt der Region. Und das Licht ist so unvergleichlich, das es schon viele Künstler, Maler und Schriftsteller angezogen hat. Nicht umsonst wohnt Martin Walser in Nussdorf, wohnten Hermann Hesse und Otto Dix in Gaienhofen bzw. Hemmenhofen auf der Höri, schlug Annette von Droste-Hülshoff ihr Domizil in der Meersburg auf. Selbst Eduard Mörike reiste nach Konstanz, um dort ein Pensionat zu gründen, weil der Bodensee für ihn "Arkadien" war. Das scheiterte allerdings, weil man ihm das nicht zutraute ...
"Der Süden"

Felsen und Turm beimStadtgarten
Vermutliches Geburtshaus von Heinrich Seuse



Verlässt man die Unterstadt von Überlingen, wird es fast sofort ganz still. Vom Stadtgarten aus kommt man in eine natürliche Schlucht, die von Felswänden begrenzt ist-derselbe graue Sandstein übrigens, der bei den Heidenhöhlen vor Sipplingen und bei der Meersburg auftritt. Die Türme und Mauern der mittelalterlichen Stadt sind hier in den Felsen hineingebaut, und von oben bietet sich ein fantastischer Blick auf Stadt und See. Hier oben stehen Villen neben uralten Häusern, ich beneide jeden, der so schön wohnen kann. Vorbei am Geburtshaus Heinrich Seuses, dem Mystiker aus dem 13./14. Jahrhundert. Wieder unten, bei einem Fass mit Wirtschaft oberhalb der Kirche, nehmen wir ein kühlendes Getränk zu uns, und mein Begleiter erzählt mir von den Zeiten, als offensichtlich das Wünschen noch geholfen hat und seine Freunde, die Maler, vom Werk ihrer Hände leben konnten, und gar nicht mal so schlecht-Wohnung, Atelier und Segelboot. Sonnendurchglühte Tage, heiße Nächte auf dem See! Am Nebentisch erzählt jemand von den Fahrten durch Deutschland, Köln, Essen in einem Klostergarten bei Gießen, Augsburg, Bremen, wieder Köln, und jetzt hier, Urlaub, aber doch nicht so richtig, Präsentation hier, Präsentation da. Das Cabrio steht im Halteverbot vor der Wirtschaft.
Für wen schreibst du?, fragt mich mein Begleiter zum wiederholten Mal. Für diese Menschen bestimmt nicht! Die suchen hier etwas ganz anderes. Du schreibst für Nischen, und wenn es gut läuft, entdeckt vielleicht jemand Dinge, die er so noch nicht gesehen hat. Auch ich habe einmal davon geträumt, hier zu wohnen und zu schreiben. Jetzt sind es vielleicht ein paar Tage im Jahr, die wir dort zubringen und wenn es hochkommt, Wetter und Unterkunft stimmen, auch einmal Urlaub machen. Es gibt noch viel zu entdecken, Neues und Altes, die Klosterbibliothek von St. Gallen und die Napoleonischen Schlösser auf dem Schweizer Ufer, zum Beispiel.
Die Mauern strahlen die Wärme des Tages zurück, überall Mittelalter, Fresken,Bogen, Türmchen, Staffelgiebel und die Erinnerung an die Zeit, als die Österreicher noch in Süddeutschland waren. Hier das Brunnenstandbild Kaiser Karls V. (1500-1558), in dessen Reich die Sonne nie unterging. Auf Touristen wird man hier immer treffen, aber, wie gesagt, sie sind meist am See und in der Hauptstraße zu finden.
Kaiser Karl V.




Irgendwann hieß es dann Abschied nehmen, und nach einer Irrfahrt über die Schnellstraße gelangten wir wieder nach Nusplingen, wo wir bei subtropischen Temperaturen, bunten Lichtern und einem wunderbaren Orteff die Nacht beschließen konnten.

Donnerstag, 18. August 2011

Historische Fahnen-bei 30°!

Seit Montag habe ich die Fahnen für das letzte Buch, das von mir in diesem Jahr erscheinen wird. Ist zwar eine schweißtreibende Angelegenheit, bei den momentanen Temperaturen, aber es geht zügig voran, auch in den drei Tagen Urlaub, die ich mir vor dem "großen" Uralub noch genommen habe. Das Erholsamste war gestern eine Wanderung vom Rossberg über das Rossfeld rund um eine riesige Hochwiese mit Silberdisteln, Zwergginster und Herbstzeitlosen, von Bläulingen und Kaisermänteln umflattert, bei 27°. (Auf der Alb ist es immer um mindestens zwei Grad kühler als anderswo).
Kein Mensch weit und breit zu sehen, nur ein Reh steht bewegungslos am Waldrand. Grillen zirpen gegen den kommenden Herbst, der schon überall in der Luft liegt, viel zu früh. Goldgelbe Schwammerl stehen in der Steppenheide.
Dann kommt doch ein Mensch, ein friedlich genießender Wanderer, gefolgt vom einem jungen Mountainbiker.

Der kleine und der große Rossberg
Wer den Aufstieg auf den Rossberg am Schluss nicht scheut, kann dort gemütlich in der Gaststätte des Schwäbischen Albvereins einkehren.

Abgabetermin für die Fahnen ist der kommende Samstag, aber ich bin mir sicher, dass ich die Korrekturen morgen fertig bekomme. Zwischendurch gab es noch Mails vom Verlag mit dem endgültign Cover und den Klappentexten.
Der Sommer geht noch mal einem brüllenden Finale entgegen, so scheint es. Und da ich immer noch im 19. Jahrhundert bin, wir gestern im Anschluss noch im schönen Bad Urach waren und ich abends, wenn die Temperaturen heruntergehen, in einer Schrift von August Viktor von Scheffel lese (Der Trompeter von Säckingen ist von ihm und der "Ekkehard"), habe ich gleich mal einen Beitrag in den Nachbarblog "Orte zum Reinschmecken" gesetzt:
Eduard Mörike in Bad Urach

Sonntag, 14. August 2011

Die italienische Reise

Vielleicht haben die Worte meines Lektors am Freitagabend dazu beigetragen, dass mein Buch "Das Vermächtnis des Bischofs" in Bozen gedruckt werden würde, dass wir gestern mal wieder im Süden, dem Sonnenwinkel der Republik, gelandet sind. Hier in Löffingen, zwischen Donaueschingen und Titisee.
Löffingen, Stadttor






Es war wie das Ankommen dereinst in Peschiera am Gardasee.Wagen abstellen, die Sonne bricht aus den dunklen Wolken hervor, hinüber ins Café, Kaffee und Eis bestellen.
Weiter ging es durch den südlichen Schwarzwald nach Waldshut-Tiengen. In Tiengen, einem unerwartet hübschen Ort, fand natürlich mal wieder die obligatorische Hochzeit in der Kirche statt, mit Sekt und ohrenbetäubendem Hupen. Aber dann waren sie weg, und wir konnten die Kirche, die von Peter Thumb erbaut wurde, besichtigen.
Für Geschichtsinteressierte: Hier lebte und kämpfte Jos Fritz während der Bauernkriege
In einem Winkel entdeckten wir einen kleinen.Trödelladen. Durch verschlungene, vollgestopfte Gänge erreichten wir einen Raum, in dem ein Radio dudelte. Keine menschliche Seele zu sehen.
Idyll mit Fröschen bei der Kirche
Im Schloss von Tiengen


Hier ist man so weit im Süden, dass selbst Feigen gedeihen!





In diesem Hasu war schon Bernhard von Clairveaux zu Gast

Weiter gings durch den tiefen, lieblich-rauen südlichen Schwarzwald, über den Feldberg-Pass in das berühmte Todtnau, dass ich mir früher nie angesehen habe, weil die Fremdenverkehrsorte ja alle so überlaufen und langweilig sind. Dem war aber gar nicht so. Zwar gab es Touristen aus aller Herren Länder, besonders aus Italien, aber sie halten sich zu recht hier auf. Ein Marktplatz mit Palmen und Cafés, Restaurants ohne Ende! Diesen Apfelstrudel gab es bei "Bella Italia", für sage und schreibe 3,50 Euro!



Um nicht zu vergessen, dass wir im Schwarzwald sind, gibt es natürlich auch solche Auslagen in den Geschäften. Fazit: Mehr von solchen Reisen, bitte!



Sonntag, 7. August 2011

I need to return to reality

Der Sommer macht gerade Pause, andere machen Pause, und ich habe jetzt auch eine Woche Pause gemacht. Diese Woche war die purste Arbeit, mit Krisen im Job und täglich Stunden am zweiten Teil des Lektorats zum "Vermächtnis des Bischofs".Kaum Zeit, mal zwischendurch wegzugehen oder zu -fahren. Ein einziges Mal erhaschten wir einen Sonnenzipfel - am letzten Wochenende im Hegau und am Randen (siehe unten).
Die Krisen der Klienten sind vorläufig gemeistert, aber es werden neue kommen. Das Manuskript habe ich heute, mit dem üblichen Glücksgefühl und "so, das wäre geschafft"weggeschickt, es kommt dann noch ein zweiter Durchgang. Aber die nächsten Tage kann ich mich erst mal wieder ein wenig ausruhen. Merkwürdig, irgendwie habe ich das Gefühl, "Die Hure und der Mönch" und noch mehr der Vorgänger, das "Vermächtnis", seien meine bisher mutigsten Bücher gewesen. Es tauchen auch immer wieder ähnliche Themen auf . Entsprechend wird es dann vielleicht auch aufgenommen werden. Gestern in Reutlingen, beim Osiander, habe ich den Plätze gesehen, an denen sie wahrscheinlich stehen/ liegen werden. Und ich habe zwar eine vage Idee, wie ich weitermachen könnte, muss sie aber noch gründlich ausreifen lassen.

In dem Zuammenhang ist mir der folgende Artikel in die Hände gefallen, der die Erfahrungen einer Fantasy-Autorin wiedergibt: "I need to return to reality". Die Autorin berichtet vom Stress des Schreiben-Müssens und davon, dass sie wieder in ihren alten Beruf als Lehrerin zurückkehren wolle. Und das trotz großen Erfolges und wachsender Beliebtheit bei den Fans. Dass das Internet Gift für Autoren sei, berichtet sie, die Anwesenheit bei Twitter, Facebook, in Autorenblogs usw. viel Kraft und Zeit kosteten.
In einigen Punkten habe ich mich wiedererkannt.
1. Ich muss immer zurück zur Realität finden, wenn ich scheibe.
2. Die Teilnahme an den sozialen Netzwerken war in der letzten Woche, eigentlich in den letzten zwei Monaten kaum möglich-und ich habe sie auch nicht zu sehr vermisst.
3. Das Blogschreiben und den Austausch mit anderen habe ich ziemlich vermisst.
4. In meinen Beruf brauche ich nicht zurückzukehren, ich bin ja noch drin. Und ich möchte auch nicht n u r schreiben. Wesentlich ist, dass man lernt, sich bei beidem nicht völlig zu verausgaben, denn sonst kann man die Früchte seines Schaffens nicht mehr genießen.

Jetzt ist wieder mal ein Meilenstein erreicht.

Blick vom Bergfried in Tengen