Samstag, 30. Januar 2010

Über das schreiben, was man kennt

Im Autorenforum Montsegur gab es vor Kurzem einen Thread mit der Frage, ob man nur über das schreiben solle, was man kennt.Es kam schon einmal ein Thread mit diesem Thema, und zusammenfassend habe ich daraus für mich mitgenommen, dass ich über Orte schreiben kann, die ich kenne, die ich ausreichend recherchiert habe, über Gefühle, Haltungen, Epochen, und dass ich vor allem über das schreibe, in das ich mich einfühlen kann, mittels Empathie. Es muss für den Leser einfach stimmig sein. Dabei ist auch das Erfahrungswissen wichtig, das ein Autor für sein Schreiben mitbringt.
Mir ist das gerade wieder an einem Beispiel aufgefallen: Ich lese zum zweiten Mal den Krimi "Der Saal der Mörder" von der grande alten Dame des englischen Krimis, P.D. James. Sie hat lange in der Verwaltung eines Krankenhauses gearbeitet und später in der Kriminalabteilung eines Ministeriums. Das merkt man diesem Buch auch an.Ich persönlich würde nie einen internationalen Thriller schreiben, sondern eher eine "Schwarzwälder Dorfgeschichte". Von denen gibt es zahlreiche Beispiele wie auch von der Schwäbischen Alb oder deutschen Städten. Eindringlicher Titel der letzten Zeit für mich: "Schäfers Tod" von Frank Faber, erschienen im Verlag Oertel&Spörer.
Historische Romane wiederum erfordern eine noch eingehendere Recherche und eine andere Art von Einfühlungsvermögen, nämlich das in Personen, die längst nicht mehr da und vielleicht in zeitgenössischen Zeugnissen zu finden sind.
Dann gibt es noch die Fälle, in denen man, aus beruflichen oder anderen Gründen, seinen Lesern ein Stück voraus ist. Das zu vermitteln, ist das eigentlich Schwierige, aber auch eine schöne Herausforderung. In meinem Roman bin ich gerade an einer solchen Stelle. Wie verhält sich eine Person in einer bestimmten Situation?
Nach heutigen Mustern ganz sicher nicht. Aber sie kann sich auch nicht so verhalten, das es für keinen mehr nachvollziehbar ist.

Freitag, 15. Januar 2010

Das Wesen der Literatur

In einer Zeit, in der täglich so viel passiert, so viel Wandel stattfindet, auch beruflich sich Neuerungen abzeichnen, die für hochfahrende Gefühle sorgen und mich wenig schlafen lassen, bin ich immer froh, wenn ich mich auf eine Insel flüchten und
der Realität zumindest stundenweise entfliehen kann. So geht es mir mit meinem Roman, in dem die Abgründe gerade immer mehr Gestalt annehmen, und so ging es mir auch mit dem Buch über die Tübinger Dichter, Philosophen, Politiker und Schriftsteller. Eines ist ihnen allen gemeinsam: Dass sie, oft schon in jungen Jahren, immer veröffentlicht hatten. Dass sie sich mit sich selbst, der Welt, oft auch mit der Religion und der Vergangenheit auseinandersetzten.
Da ich selbst sieben Jahre in der Fachwerkstadt am Neckar studiert und gelebt habe, hatte ich natürlich einen besonders bildreichen Bezug dorthin. Und es gab vielmehr Schriftsteller, Gelehrte und Dichter, als ich je gewusst hatte. So konnte ich auch den Werdegang und die Freundschaften meines ehemaligen Universitätsprofessors Andreas Flitner zusammen mit denen von Walter Jens verfolgen. Am nächsten stehen mir nach wie vor alle, mit denen sich Peter Härtling beschäftigt hat: Hölderlin, Mörike, Waiblinger,Hauff, Kerner. Darüber hinaus, was nur die Tübinger betrifft, Hesse, Graf Eberhard im Bart als "Herrscher". Und ich glaube, dass die Herangehensweise auch etwas ähnlich ist-ich nenne es mal "Identifikation". Der Autor des Buches erwähnt Theodor W. Adorno, der geschrieben habe, Literatur und Kunst seien der Wirklichkeit entronnen, dabei von ihr durchdrungen. Ebenso der vom Autor erlebte Augenblick. Dazu die letzte Strophe eines Frühlingsgedichtes von Mörike.

"Ich denke dies und denke das,
Ich sehne mich und weiß nicht recht nach was:
Halb ist es Lust, halb ist es Klage;
Mein Herz, o sage,
Was webst du für Erinnerung
In golden Grüner Zweige Dämmerung?
Alte unnennbare Tage!"

Donnerstag, 14. Januar 2010

Ab die Post!

Es ist mal wieder vollbracht: Die Kalender-Datei ist vollständig und auf dem Weg zum Lektor. Die Arbeit am Roman schreitet zügig voran, denn heute habe ich, dank des Autos in der Werkstatt, "Stubenarrest". Na ja, bei den schon tauenden Schneemassen zieht einen ja auch nicht wirklich etwas hinaus. Ich muss schon sagen, dass ich meinen Roman sehr mag, und ich wundere mich manchmal, dass ich ihn geschrieben habe.
Er wird seinen Platz finden, und wenn nicht bei den Großen, dann bei den Kleinen. Meine neuen Verbindungen ermöglichen es mir, unabhängiger zu operieren. Auch wenn die Bücher aus den Regalen verschwunden sind, auch wenn keine neuen HRs mehr gebraucht werden, kann ich auf vielfältige Art weitermachen. Nach zwei, drei Jahren des Zweifelns bin ich nun wirklich dort angekommen, wo ich immer hinwollte.

Dienstag, 12. Januar 2010

Ein Talent setzt sich durch

Diesen Wahlspruch von Autoren habe ich seit Jahren im Ohr gehabt und habe auch an ihn geglaubt. Dann und wann musste ich ihn wieder revidieren: Manchmal dachte ich, hier und da hat sich nicht unbedingt ein Talent durchgesetzt, sondern ein "Modethema". Wobei die entsprechenden Autoren durchaus hochtalentiert sein können! Mein Zweifel schleicht sich wieder ein, seitdem ich das Tübinger Dichterbuch lese (und es ist für mich so spannend, das ich die Schlafenszeiten vergesse!)Nehmen wir einmal den Schriftsteller Hermann Kurz, den heute kaum einer kennt. Immerhin wird ihm und seiner Tochter Isolde Kurz ein Kabinett im Museum der alten Buchdruckerstadt Reutlingen gewährt. Dieser Hermann Kurz also war ein kompromissloser Autor, der seinem Onkel, dem Pfarrer Mohr, sagte: "Lieber tot sein als Vikar!" Daraufhin machte er sich nach Stuttgart auf, wo er zwischen 1836 und 1844 "grausame Jahre" als Schriftsteller und Übersetzer verlebte. Georg Cotta, der Verleger, lehnte seinen schon angenommenen Roman"Heinrich Roller" aus Loylität gegenüber dem Königshaus ab. Erst sechs Jahre später kam er bei Franckh in Stuttgart heraus und wurde ein Misserfolg.
Mit seiner Familie lebte er nach vielen Irrungen und Wirrungen in der Neckarvorstadt in Tübingen, in einem kalten, zugigen Haus. Die Familie war bei den Tübingern nicht angesehen, weil sie "anders" war. Hermann Kurz mischte Essig in sein Wasser, damit es ein wenig wie Wein schmeckte, rauchte Zigarren aus Erdbeerblättern und aß Brotsuppe. Sein Talent verkümmerte immer mehr. Die Ideen der 48er Revolution zogen ihn an (was er mit seiner Frau teilte). Mit seinem Freund Eduard Mörike verkrachte er sich, als er ihm auf dem Stuttgarter Schlossplatz sagte, ein Schriftsteller müsse Farbe bekennen und dürfe nicht aus seinem Schneckenhaus heraus dichten. Doch auch die Ideen der Revolution wurden zerschlagen. Während Schriftsteller, die heute vergessen sind, große Karriere machten, waltete ein "Unstern" über Hermann Kurz' Leben, der immer zwischen alle Leserinteressen und Moden fiel. Schließlich bewarb er sich untertänigst um die Stelle eines zweiten Unterbibliothekars im Schloss Tübingen und wohnte mit seiner Familie nahe des Marktplatzes, in einem Haus, das selten die Sonne erreichte.
Vor dem Lärm der Stadt flüchtete er sich in zwei Hinterzimmer. Er starb nach einem Sonnenstich, den er sich bei der Enthüllung des Uhland-Denkmals geholt hatte. Isolde Kurz, seine vielverprechende, aufmüpfige Tochter zog dann allerdings später die falschen Schlüsse, indem sie als Schriftstellerin unter den Nazis Karriere machte.

Montag, 11. Januar 2010

Meine Blogs

Zur Zeit betreibe ich drei Blogs, auch wenn zwei davon mehr oder weniger brach liegen. Das alte www.schreibteufelchen.myblog.de habe ich jetzt mal gespeichert und schaue es nach Verwertbarem durch, so bald ich Luft habe, bevor ich es dann lösche. Sonst kann es passieren, dass mitten in der Nacht eine englische Antwort auf etwas kommt, das ich vor zwei Jahren geschrieben habe...Der parallel laufende Blog "Lust am Wandern" kann nicht intensiv von mir gepflegt werden und war auch von Anfang an wenig besucht (auch wenn sich gleich vier regelmäßige Leser eingetragen hatten). Der Blog, der sich eigentlich über die Jahre durchgesetzt und seine Stammleser hat, ist dieser hier.
Inzwischen geht es ja nicht mehr nur darum, den Schreibprozess für andere Kollegen durchsichtig zu machen, sich "über die Schulter gucken" zu lassen. Es geht bei mir inzwischen um eine Mehrfachstrategie, nämlich der, Romane für große Verlage zu schreiben und der, regional etwas auf die Beine zu stellen. Zu den Romanen wird es immer wieder Hinweise auf die Schreibprozesse geben, auch zum Leben eines Autors und einer Sozialpädagogin allgemein. Zu den regionalen Aspekten- das sind im Moment der
Schwäbische Haus- und Heimatkalender, die "Schönsten Wochenenden" und der Schwäbische Literaturpreis - kommen immer mal wieder Anregungen, die ich hier kulminieren möchte. Es hat sich nämlich erwiesen, dass es keine Fluktuation der LeserInnen zwischen dem Schreibteufelchen und der "Lust am Wandern" gibt. So werde ich den anderen Blog rein für Wanderungen verwenden und hier alles listen, was mir sonst noch wichtig erscheint. Da kann dann durchaus auch mal ein Ausflug auftauchen, Lektüre, Rezepte und Aufgeschnapptes.