Sonntag, 12. Oktober 2008

Mein steiniger Weg zum Buch

Ich wollte noch gern das zu Ende führen, was ich im alten Blog begonnen hatte:
die Phasen meines Schreibens kurz in drei Punkten charakterisieren, bevor die Romane zu den Verlagen gelangten. ( Außerdem suche ich noch nach Kategorien, denn in meinem neuen Blog möchte ich nicht nur über das Schreiben schreiben-einen Counter habe ich auch noch nicht gefunden.)

Punkt 1: Die Mitternachtskrankheit

Nachdem ich nun umgezogen war, im Oktober 2000, einen neuen Arbeitgeber und einen Freund gefunden hatte, saß ich also da in der schönen neuen Wohnung mit dem Nussbaum vor der Terrassentür und der Aussicht auf die Randberge des Schwarzwalds. Was nun? Da fehlte doch noch was ...ich setzte mich kurzentschlossen vor den neuen Computer und gab bei Google das Wort "Schreiben" ein. Eine Schreibwerkstatt namens "Fiction-Writing" erschien, der Beginn einer wunderbaren, wenn auch recht heftigen Beziehung. Das Schreiben, nicht nur um Mitternacht, nahm quasi den ersten Platz in meinem Leben ein. Oh ja, das Rauschhafte, das man empfinden kann bei dieser Tätigkeit, hatte ich schon zur Genüge kennen gelernt. Fast fünf Jahre lang war diese Werkstatt "Schreibheimat".

2. Die Schreibgruppen

Im Frühjahr 2002 begann ich mit meinem Mörike-Roman und bot ihn Kleinverlagen an. (Inzwischen hatte ich mich einer Autorengruppe angeschlossen, die gegenseitig eine Art Vorlektorat machte)Im September bat der Salzer Verlag um Zusendung des Exposés und des Manuskripts. Dass er es wirklich drucken würde, war aber erst im Februar 2003 klar. Bis dahin bot ich das MS weiterhin Verlagen an, mit mehr oder weniger begründeten Absagen. Inzwischen hatte ich meinen zweiten, historischen Roman geschrieben, den der Lektor der "Ulmer Manuskripte" sofort nahm. Im Jahr 2004 erschienen beide, was einen nicht unbeträchtlichen Aufwand an Lektorat, Druckfahnenkorrekturen usw. neben meiner Arbeit nach sich zog. Aber ich war total glücklich.
Bald erschienen Rezensionen in der SZ und den Ulmer Nachrichten. Die erste Schreibgruppe schmiss mich nach der Veröffentlichung raus, weil ich die einzige mit einer Roamnveröffentlichung war, das passte natürlich nicht mehr. Über meinen "Aufbruch" entwickelte sich eine neue Gruppe mit 7 Mitgliedern, mit der ich heute noch sehr eng zusammenarbeite. Ein Mitglied hat sehr genau auf meinen Folgeroman geschaut. Konsequenz:
nach zwei Überarbeitungen wurde "Die Nonne und die Hure" daraus.

3. Das Autorenforum

Ein Mitglied der Werkstatt vermittelte den Kontakt zum Autorenforum "Montsegur", das war im November 2005. Hier habe ich mich stark eingebracht, Aufs und Abs mitgemacht und eine Menge gelernt, u.a., dass ein Agent sehr gut sein kann, um weiterzukommen mit dem Schreiben.
Inzwischen hatte ich auch gelernt, Exposés zu schreiben. Mit einem solchen Exposé fand ich bald einen Agenten. Das nächste MS ("Teufelswerk")war leider für die Tonne, da nicht zu Ende gedacht. Dabei war der Rowohlt Verlag zunächst ganz begeistert. Seitdem plotte ich viel sorgfältiger, bevor ich loslege. 1, 3 Jahre nach Vertragsabschluss fand das nächste MS -"Die Nonne und die Hure"zum Verlag (Aufbau), ein halbes Jahr später ein neues Exposé, "Die Pilgerin von Montserrat". Ich bin sehr zufrieden und glücklich mit dem, was ich erreicht habe.
Mein nächstes Projekt heißt (Arbeisttitel): "Die Feuerprobe" und spielt in Florenz im Jahr 1497.

Ausblick:

Etwas Besseres als das Autorenforum konnte mir nicht passieren. Es ist weiterhin ein fast täglicher Begleiter für mich. "Austoben" tue ich mich eher in meinem Blog.


Volkskrankheit Nr. 1: Depression

Kategorie: Seelenleben

Am Donnerstagabend feierte unser "Verein für soziale Integration und psychische Gesundheit" sein 25 jähriges Jubiläum. Ein Vertreter des erkrankten Professor Berger vom Klinikum Freiburg referierte über die sozialpsychiatrische Versorgung in Baden-Württemberg. Geballtes Wissen. Eins ist mir vor allem hängengeblieben: die Depression ist mit Abstand die häufigste psychische Erkrankung, wie es auch schon der SPIEGEL und die Zeitschrift "Psychologie heute" berichteten. Die Ursache liege im Auseinanderbrechen von Familien und sozialen Beziehungen, in einer geschlechtlichen Rollendiffusion und im zunehmenden Fehlen von Werten und Orientierungsmöglichkeiten. In einer Behandlungspyramide zeigte der Redner, dass Erkrankungen wie Schizophrenie und schizoaffektive Psychosen vor allem auf medikamentöse Behandlung ansprängen, bipolare Störungen (Hemingway u.a.!) etwa in der Mitte stünden, dagegen Zwänge, Depressionen, Sucht, Angst- und Persönlichkeitsstörungen zunehmend für psychotherapeutische Verfahren geeignet seien. Bei Medikamenten ist jedoch die Beziehung zum Therapeuten ganz entscheidend. Ein Psychiater sagte mir einmal, wir bräuchten viel weniger Medikamente , wenn wir mehr gute Therapeuten hätten. Die Wirkung der Medis ist dieselbe wie bei Psychotherapie!
In der Wohngemeinschaft, in der ich arbeite, haben wir uns im Laufe der Jahre von der Betreung
meist chronischer Psychosepatienten jetzt mehr zur Begleitung von Persönlichkeitsstörungen wie Borderline entwickelt. Falls ich wirklich noch einen Ratgeber schreiben sollte, wäre der Titel in etwa so:
"Ich bin böse, und jetzt kommst du."Oder: "Hau bloß ab, ich brauche dich."