Mittwoch, 31. Dezember 2008

Ausblick 2009

In meiner Nachbarschaft sind ja schon ausführliche Analysen gemacht worden, was die Entwicklung in der Verlagslandschaft und der weltweiten Krisen betrifft.
Ich selbst kann es nur schlaglichtartig beleuchten, so, wie es sich mir im Vorbeigehen darstellt. In der Buchhandlung liegen schon wochenlang die Eragon-Bücher stapelweise am Ausgang. Fantasy, historische Romane, Krimis und Freche-Frauen-Bücher sind am meisten ins Blickfeld gerückt. Ob ich mal ewtas anderes schreiben möchte? Momentan nicht, historische Romane (und Maler-oder Schriftsteller-, Dichterbiografien) sind immer noch das, was ich am liebsten lese, schreibe oder als Film anschaue.

Hier mein Eindruck, natürlich verkürzt und subjektiv: Ein Verlag verschenkt 17 historische Romane als Ebooks. In seiner Umfrage im September des Jahres kam Quo Vadis u.a. zu dem Ergebnis, dass Geschlecht und Epoche nicht so wesentlich seien, mit deutlicher Bevorzugung von MA und Renaissance. Detailgenauigkeit bei den historischen Fakten, die Geschichte einer historischen oder fiktiven Persönlichkeit vor dem Hintergrund einer Epoche, und das Wichtigste:
Spannende Unterhaltung. Der Autor darf alles, nur nicht den Leser langweilen. Dem stimme ich als Leserin zu.

Das heißt für mich: Neben den vielfältigen Aufgaben, die insgesamt im Jahr 2009 auf mich warten, möchte ich weiterhin meine Themen so bearbeiten, dass ich mich damit wohlfühlen kann. Mein einziger guter Vorsatz ist, mehr Ausgeglichenheit in die verschiedenen Bereiche zu bringen, das betrifft: Arbeit, Schreiben, Beziehung, Freizeit, reale Kontakte, eigenes Befinden.

Meinen Lesern wünsche ich ein entspanntes neues Jahr 2009 mit der Erfüllung aller Wünsche, die sich im alten Jahr noch nicht realisieren ließen.

Samstag, 27. Dezember 2008

Fragen zur Zukunft des Buches

Dazu habe ich noch den Vortrag des Literaturagenten Ernst Piper gefunden, der unter anderem auch die jetzt zunehmend vertraglich festgelegten Nutzungsrechte des Verwerters in bisher noch unbekannten Nutzungsarten beleuchtet.

http://www.goethe.de/wis/med/dos/dig/zdb/de1523169.htm

Ich persönlich habe keine Bedenken, in Zukunft kein Buch mehr in die Hand nehmen zu können.
Die Millionen von Büchern, die jetzt im Umlauf sind oder gedruckt werden, werden ja nicht eingestampft, sondern weiter vertrieben, zum Beispiel über die Antiquariate oder Bücherflohmärkte, die sich meiner Beobachtung nach großer Beliebtheit erfreuen.
Was könnte denn eine noch unbekannte Nutzungsart sein? Vielleicht solche kleinen, taschenkalenderähnlichen Dinger, die man überallhin mitnehmen und per Knopfdruck die Seiten aufschlagen und beliebig lesegerecht vergrößern kann. (Aber die gibts sicher schon längst).

Ich weiß noch, dass den Kinos der Tod angesagt wurde, als das Fernsehen aufkam. Die Schallplatte ist tatsächlich weitgehend der CD gewichen. Früher war ich eine leidenschaftliche Zeitungsleserin-jetzt beziehe ich meine Informationen aus Fernsehen, Radio und Internet. Nur noch am Wochenende lese ich Zeitung, wegen des Reiseteils.
Gestern Abend habe ich PC und TV ausgeschaltet gelassen und den ganzen Abend einen Bildband von Eva Walter und Thomas Pfründel gelesen (Vom Taubergrund zum Bodensee). Das war sehr gemütlich und hat mich irgendwie frei und glücklich gemacht. Ein Reiseziel haben wir heute schon angefahren und dabei ganz andere Sachen entdeckt als die im Buch angegebenen-die Städtchen Oberderdingen und Diefenbach, rund um Maulbronn, wo wir dann abends durch das dunkle Kloster gingen, derweil uns der Wind um die Nase pfiff. Ich bekam plötzlich Lust, meinen Maulbronn-Roman weiterzuschreiben.
Mir persönlich wäre es am Liebsten, wenn alle Formen nebenher bestehen und sich ergänzen können, wovon ich ja auch schon längst profitiere: Ich schaue, wenn ich irgendwohin will, in mein Reisebuch, vergewissere mich im Internet über Öffnungszeiten usw. und schreibe ggfs. über das Gesehene im Computer.

Zwischen den Jahren

Nun ist es also auch wieder vorbei, dieses Fest der Feste, mit all seinen Ritualen und Bräuchen. In der Tübinger Stiftskirche gibt es künftig einen Ordnungsdienst, so las ich gerade, damit der Ansturm auf Weihnachtsgottesdienst und Oratorium nicht im absoluten Chaos endet. Da werden Stunden vorher schon ganze Bankreihen mit Mützen, Schals und Gesangbüchern belegt, damit alle aus dem Clan den besten visuellen und akustischen Platz bekommen. Gottesdienst als Event wie Weihnachtsmarkt und Glühwein. Hiobsbotschaften für das Jahr 2009 machen die Runde:
Massenentlassungen über 500 000, Neuverschuldung, Mehrausgaben wegen der Pendlerpauschale und höhere Leistungen für Hartz IV-Empfänger. Weltweite Rezession! Ob deswegen weniger Bücher gekauft werden? Es ist wohl eher ein Rasseln mit den Ketten, denn die Betreiber der Leipziger Buchmesse sehen keinerlei Gefahr eines Einbruchs.

http://www.buch-pr.de/news_1316.shtml

Persönlich war 2008 für mich ein zweischneidiges Schwert. Verlagskonkurs und - Rettung, eine übermäßig angespannte Situation am Arbeitsplatz und schließlich, gegen Ende, die Erkenntnis, dass das Schreiben so weit über das ursprüngliche Hobby hinausgewachsen ist, dass es zum totalen Zeitfresser wurde und ich die Feiertage nutzen musste, um alle Versäumnisse, deren ich mich schuldig gemacht hatte, wieder auszubügeln. Das ist mir allerdings so gut gelungen wie die Gänsekeulen, und überhaupt. Mein Sohn, als Berufsanfänger sehr von der Rezession betroffen, hofft auf einen touristischen Consultingauftrag in Ghana, nach dem schlechtbezahlten Praktikum, das er gerade in Franfurt macht. Er ist einer der wenigen, der sich für mein neues Buch interessiert, und über den Roman "Ausgebrannt" hat er sich echt gefreut.
Für mich persönlich wird sich im neuen Jahr wenig ändern. Für die Konflikte, die gelöst werden, kommen neue hinzu. Dass die Schreiblust, die mich einmal so mächtig umgetrieben hat, zurückkehren wird, spüre ich schon an der Art, mit der ich Recherchen betreibe.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

Weihnachtspute mit Apfelfüllung

Nachdem so viele Anfragen nach der Weihnachtspute kamen, schreibe ich noch schnell ein Rezept aus meiner gesammelten Kartei auf.

1 Pute (3Kg)
Salz
Pfeffer
150g fetter Speck (oder zerlassene Butter)
1/4 l Fleischbrühe
1 El Stärkepuder
3-4 El süße Sahne
2 El Sherry

Füllung:
50g durchwachsener Speck
2 Zwiebeln
750g Äpfel(z.B. Boskop)
2 eingeweichte, ausgedrückte Brötchen
(125 g Rosinen)
1 Ei
Salz, Pfeffer

Pute waschen, abtrocknen, innen und außen mit Salz und Pfeffer einreiben. Für die Füllung Speckwürfel ausbraten, Zwiebelwürfel darin glasig dünsten, geschälte, kleingewürfelte Äpfel mit Brötchen, nach Belieben mit Rosinen und ei mischen, würzen. Füllung im Bauch verteieln, mit holzspießchen zustecken. Fetten gewürfelten Speck in der Bratpfanne des Backofens ausbraten, Pute mit der Brustseite nach unten hineinlegen. mit dem Speckfett einpinseln und braten lassen. Immer wieder mit der Flüssigkeit bestreichen. Nach zwei Stunden die Pute wenden und weiterbraten. Er ist gar, wennn beim Einstechen kein rötlicher Fleischsaft mehr austritt. (Je nach Ofen 3-4 Stunden). Warm stellen. Soße mit Stärkepuder und Sahne binden, mt Sherry abschmecken.

Beilagen: Kartoffeln oder Kroketten, Rotkohl
Statt der Apfel- kann man auch eine Maronenfüllung machen.

Samstag, 20. Dezember 2008

Gebratene Gänsekeulen

Keine Sorge, ich werde diesen Blog nicht zum Kochbuch umfunktionieren.*g*
Das ist eher ein Experiment. Ich erinnere mich, in Tübingen eine Gans für vier Personen für 79,-Euro gesehen zu haben(Weinstube Forelle, ein herrliches altes Lokal). Kurzentschlossen haben wir nun gestern vier Gänsekeulen gekauft, die trotz Massenproduktion (junge polnische Hafermast) ganz schön teuer waren. Deshalb habe ich, damit mir nicht dasselbe Malheur passiert wie heute Mittag( mein Heißluftofen hatte es nicht geschafft, in fast einer Stunde einen Gemüseauflauf weich zu kriegen. So mussten wir in den schneematschigen Schwarzwald fahren und einen Mac Big holen). Die Gänsekeulen für den Weihnachtsfeiertag also darf ein solches Schicksal nicht ereilen. In meinem Bestsellerkochbuch "Ich helf dir kochen" von Hedwig Maria Stuber stehen nur ganze Gänse drin und Gänseklein, also habe ich im Netz nachgeschaut. Die Kochzeiten sind mit einer bis vier Stunden angegeben, wobei ich dann bei mir mal von Letzterem ausgehe. Dazu Rotkohl und Klöße. Oder wie wäre es mit dieser Variante?

http://newsgroups.derkeiler.com/Archive/De/de.rec.mampf/2008-11/msg00655.html

So abwegig ist das Schreiben über das Essen und Rezepte übrigens gar nicht. Ich denke an Herbys Vollwertblog und daran, was mich vor langer Zeit zum Kauf eines Computers bewogen hat: Im Internet könne man sich darstellen und es gibt mehr als 200 Rezepte für Sauerbraten. Aus dem Darstellen ist das Schreiben geworden, aus den Rezepten fast gar nichts mehr, weil das Erste diesen Bereich verdrängt hat. Nein, ich werde das natürlich nicht semiprofessionell nutzen.
Ich tue es ja schon die ganze Zeit. In meinen Romanen kann ich all das unterbringen, was mich schon immer interessiert hat. Dadurch lerne ich viel kennen.

Freitag, 12. Dezember 2008

Hurenromane

Allmählich beginne ich zu verstehen. Klar, Crime and Sex sells, das wusste ich schon lange.
Aber dass es inzwischen ein eigenes Untergenre ist, verblüfft mich doch. Ich lese vom "Fucking Berlin"einer Studentin und Mutter namens Sonia Rossi, die in den Feuilletons in einem Atemzug genannt wird mit den "Feuchtgebieten". Und ich dachte immer, das hätte was mit der "Wanderhure" zu tun.
Die Voyeurhaltung des Lesers kommt dabei zur höchsten Blüte. Richtig zu erfreuen scheint es aber wenige. Ich weiß auch nicht, warum ich über Blumenkohlgewächse im Hintern und darüber lesen sollte, wie man mit einem 100 Kilo schweren, stinkenden Mann fertig wird. Mein Interesse war: wieso ist die eine keine Nonne geblieben, die andere zur Hure geworden? Diese Fragestellung ist für mich zeitlos. Was meinen Roman diesem Genre zuordnet, ist die Hure. Und natürlich geht es auch um Sex. Der Gegensatz macht es vielleicht aus, denn ich sehe, wenn ich google, nach zwei, drei Seiten "Die Nonne und die Hure" nur noch Nonnen- und Hurenwitze. Vielleicht wird einmal eine Buchhändlerin zu einem Kunden sagen: "Vergessen Sie den blöden Titel, da stehen keine Witze drin."
Ich bin amüsiert.

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Wir Hurenkinder

Der Schnee rieselt ungerührt weiter und bepudert die Tannen dick wie im Bilderbuch, leider auch mein Auto und den Gehweg. Seit heute Morgen schon summe ich Winterlieder vor mich hin, während ich Schaufel und Besen schwinge. Wenn Stein und Bein vor Frost zerbricht und Teich und Seen krachen/ das klingt ihm gut, das hasst er nicht, da kann er tot sich lachen!
In letzter Zeit war hier in der Nachbarschaft viel von Huren die Rede. Darüber müsste ich mal nachdenken. Aber nicht ohne meinen - na?

"Ich bin schon da", flüstert mir das Schreibteufelchen ins Ohr. "Denn ich schaue dir immer über die Schulter, egal, was du machst. Jetzt denkst du also über die Hure nach."
"Ja, sind denn alle Huren, die's für Geld machen?"
"In gewisser Weise schon, sie verkaufen ja etwas."
"Aber nicht sich selbst."
"Du hast es wieder mal erfasst", sagt das Teufelchen und gibt mir einen liebevollen Stups.
"Warum hast du eigentlich so dünne Arme und Beine?", frage ich, werde rot, weil man so was eigentlich nicht fragt.
"Du gibst mir zu wenig Nahrung", sinniert das Teufelchen und sieht auf einmal ganz zusammengeschnurrt aus.
"Was, soll ich noch mehr zweifeln und grübeln, mir noch mehr auf den Rücken packen?"
"Aber nein. Du sollst im Kontakt mit mir bleiben. Dazu gleich eine Frage: Was soll das da heißen, "Wir Hurenkinder"? Weißt du nicht, was Hurenkinder sind?"
"Hab's grad noch mal bei Wiki nachgelesen. Hurenkinder wissen nicht, woher sie kommen, Schusterjungen wissen nicht, wohin sie gehen. Aber die Hurenkinder sind die Schlimmsten."
"Damit hast du aber nichts zu tun", schnaubt das Teufelchen. "Das ist die Sache des Setzers."

Hier bricht das Gespräch ab. Mir ist eingefallen, dass ich noch meinen Espresso trinken wollte und schauen, wieviel der Schnee wieder unter sich begraben hat.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Eine Weihnachtsgeschichte

Und da nun der Schnee wieder leise rieselt und das wenige Geld der Deutschen in den Kassen der Geschäfte klingelt, mal was anderes. Eine Weihnachtsgeschichte aus den Anfängen der Schreibwerkstatt.

Die Weihnachtsfeier

Das Fest nahte mal wieder mit der ihm eigenen Unerbittlichkeit. Die wenigen Schwestern des Krankenhauses waren diesmal nicht bereit, auf ihre freien Tage zu verzichten. Nur Marlene dachte an die Jahre zuvor, in denen sie allein in ihrer Wohnung saß und Würstchen mit Kartoffelsalat verzehrte. Deshalb trug sie sich schon Anfang Dezember für den Dienst am Heiligen Abend ein. Sie nahm sich vor, ihren Patientinnen ein unvergessliches Fest zu bereiten. Eigenhändig goss sie Kerzen aus Bienenwachs, bastelte Strohsterne und Ketten aus rotem Stanniol, vergoldete Nüsse und besorgte einen großartigen Weihnachtsbaum, eine Edeltanne mit weichen, glänzenden Nadeln. Von den dankbaren Augen der Patientinnen ihrer Station begleitet, schmückte sie den Baum. Auf jeden Nachttisch stellte sie eine Schale mit selbstgebackenen Plätzchen. Die Hauswirtschaft wies sie an, ein besonders festliches Menü zu kochen: Avocadocremesuppe mit Krabben, Babarie -Entenbrust, gratinierte Kartoffeln, Wirsingschaum, Sorbets von Mango und Anananas.

Der Heilige Abend war gekommen. Marlene hatte alles bis ins Detail vorbereitet.
„So, meine Damen, jetzt geht’s los!“, sagte sie feierlich in die Runde und stellte sich vor den Weihnachtsbaum, der ihr schöner erschien als alle, die sie je gesehen hatte. Sie zückte ihr Feuerzeug und zündete eine Kerze nach der anderen an. Es begann honigsüß zu duften. Schließlich war der Raum in warmes Gold getaucht. Marlene schaute dankbar in die leise knisternden Flammen.
„Melanie, dein Auftritt“, wandte sie sich an ihre Nichte, die sie als Glanzpunkt dieses Abends engagiert hatte. Melanie stellte sich lächelnd vor den Baum und begann:

„Wo die Wege am dichtesten hangen ...“
„Wo die Zweige am dichtesten hangen“, raunte Marlene ihr zu.
„Wo die Zweige am tiefsten verschneit,
da ist um die Christkindszeit
im Walde ein Engel gegangen ...“
Da stimmt doch was nicht, dachte Marlene. Die Mundwinkel ihrer Nichte zuckten, als würde sie gleich in ein unkontrolliertes Lachen ausbrechen. Marlenes Knie wurden weich. Was ging bloß schief heute Abend?
„Wann gibt es denn endlich was zu E s s e n?“ schrie eine Stimme aus der Ecke, in der die Frauen mit den Bandscheibenvorfällen lagen.
„Wir haben H u n g e r !“, tönte es von allen Seiten.
„Einen Moment“, versuchte Marlene die Situation zu retten, „erst müssen noch die Geschenke verteilt werden“. Mit nun schon etwas schiefem Lächeln ging sie von Bett zu Bett und verteilte die Gaben. Es waren kleine Spieluhren, mit viel Liebe ausgesucht. Die Dame aus der Bandscheibenecke grunzte:
„Was soll ich denn mit diesem Staubfänger? Sorgen Sie lieber dafür, dass meine Bandscheiben wieder funktionieren. Das war jetzt schon die dritte Operation!“
Aus der anderen Ecke kam die Antwort:„Ach, halts Maul, alte Jammerliese! Sei froh, dass du so was überhaupt erleben darfst. Was soll ich denn sagen? Mir haben sie einen faustgroßen Tumor aus dem Kopf geholt.“
„Also, wenn ich so was hätte, täte ich mich gleich aufhängen!“
Die beiden Kontrahentinnen kochten aneinander hoch, während die anderen Frauen sich ängstlich in ihre Decken verkrochen. Nervös kaute Marlene an ihrer Unterlippe. Dann kam ihr der rettende Gedanke: das Festessen! Ein Knopfdruck an der Gegensprechanlage. Und schon marschierten sie herein: an der Spitze der dicke Koch mit einer Kaskade brennender Wunderkerzen, dahinter die Küchenfeen, Silberplatten mit Suppe, dampfenden Entenbrüsten, schäumendem Wirsing und goldgelb überkrustetem Gratin über dem Kopf balancierend.
„Schwester Marlene, ich m u s s mal!“ „Ich auch!“ „Ich h a b e schon, konnte es nicht mehr zurückhalten, huhuhuh.“ Ohne eine Miene zu verziehen, trug Marlene die Bettpfannen hinaus. Schon in der Tür, glaubte sie ihren Ohren nicht zu trauen:
„Was haben d i e sich bloß wieder ausgedacht? Gibt es hier denn kein anständiges Schnitzel?“
Als sie wieder hereinkam, stocherten alle lustlos in ihrem Essen; das Küchenpersonal war verschwunden. Melanie schaute leicht bedeppert vor sich hin. Marlene entfuhr ein abgrundtiefer Seufzer. Die Frau mit der Bandscheibe kniff die Augen zu Schlitzen zusammen und sagte drohend: „Haben Sie gerade „Blöde Kuh“ zu mir gesagt?“ Marlene fühlte den Impuls zu schreien, presste die Hände an die Ohren und sah mit schreckgeweiteten Augen, wie die Tür zum Krankenzimmer aufgerissen wurde und der diensthabende Arzt hereinstürmte.
„Das glaube ich ja nicht, was ich da sehe“, brüllte er mit sich überschlagender Stimme. „Wissen Sie nicht, dass offenes Feuer im Krankenhaus verboten ist? Wollen Sie das ganze Haus abfackeln?“
„Ich wollte doch nur ...“, stammelte Marlene, doch sie wurde unterbrochen.
„Und was haben Sie für unsere Bandscheiben und Tumore für ein Essen zusammengemurkst? Die Hälfte von ihnen ist auf Diät gesetzt!“
„Herr Doktor, Herr Doktor, ich will ein Schnitzel!"
"Würstchen mit Kartoffelsalat", röhrte eine andere und begann, auf ihr Bettgestell zu trommeln.
„Herr Doktor, unter meinem Verband juckt es so. Können Sie ihn mir nicht wechseln?“
„Ich will hier raus, ich will nach Hause!“, dröhnte es an Marlenes Ohr. Sie schnappte sich ihre Nichte und flüchtete ins Nachtwachenzimmer.
„Das wird ein übles Nachspiel für Sie haben!“, hörte sie den Arzt schreien. Das Trommeln wurde ohrenbetäubend. Im Raum angekommen, ließ Marlene sich auf einen Stuhl sinken. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Melanie schaute sie wie vom Donner gerührt an. Doch nein, ihre Mundwinkel zuckten verdächtig; sie begann zu glucksen. Plötzlich brachen beide in ein befreiendes Gelächter aus. Zwischen Lachen und Weinen stieß Marlene hervor:
„Was bin ich doch für ein verdammtes Rindvieh!“

In den nächsten Tagen hatte Marlene frei. Sie saß in ihrer Einzimmerwohnung, schaute hinaus auf den Friedhof und den dunklen Saum des Waldes in der Ferne. Nebel waberten um die Grabsteine, und allmählich begannen kleine, weiche Flocken herabzuschweben und den Boden mit einer weißen Schicht zu bedecken. Friedhofskälte. Ein Leben, erstarrt wie ein See unter einer Eisdecke, dachte Marlene. So kann es nicht weitergehen. Ich gebe alles, und die anderen wollen es gar nicht haben. Ich muss etwas ganz anderes machen. Aber was?
Sie rief ihre Nichte Melanie an.
„Melanie, ich will raus aus dieser Mühle“, sagte sie. „hast du irgendeine Idee?“
Melanie überlegte.
„Schreib doch Geschichten über das, was du erlebt hast“, meinte sie.
„Was gibt es über mich schon zu schreiben? Ein Durchschnittsleben.“
„Das sind oft die spannendsten Geschichten“, meinte Melanie.
Marlene dachte lange darüber nach, während der ganzen Feiertage. In der Silvesternacht trat sie auf ihren Balkon, schaute den roten, gelben und grünen Blitzen zu, den Sternen, den riesigen Feuertropfen, die vom Himmel fielen, hörte das Knallen, Krachen, Bersten und Heulen – und mit einem Mal wusste sie, was sie zu tun hatte.
Im neuen Jahr kündigte sie, erstritt vor Gericht eine größere Abfindung und schrieb einen Arztroman. Er fand reißenden Absatz. Ein paar Jahre später hatte sie sich mit ihren Büchern eine goldene Nase verdient. Sie genoss das neue Leben in vollen Zügen und lernte viele interessante Menschen kennen. Wenn sie nicht schrieb, reiste sie im ICE erster Klasse durch Deutschland und Europa. Wollte jemand wissen, wie sie die Weihnachtstage verbrachte, antwortete sie:
„Ich fliege nach Teneriffa und gehe unter Drachenbäumen spazieren. Oder ich fahre mit meinen Freunden auf eine verschneite Berghütte, zünde Honigwachskerzen an und genieße festliche Menüs.“

© Christa Schmid - Lotz, November 2005

Dienstag, 9. Dezember 2008

Bücher wie Seife?

Zwischendurch habe ich mir noch mal den Schreibratgeber meines Agenten Dirk R. Meynecke"Von der Buchidee zum Bestseller"zu Gemüte geführt. Es ist gut, immer wieder mal darin zu lesen. Das, was früher bei mir einen Aufschrei der Empörung auslöste, nämlich: Bei der Vermarktung seien Bücher nicht viel anders zu sehen als ein Stück Seife, weil sie gut riechen müssten, um sich zu verkaufen, stößt inzwischen auf Verständnis meinerseits. Und daran dachte ich auch, als ich gestern in der Buchhandlung vor den Stapeln stand.
Das Seifensiederhandwerk ist übrigens eins, das mich von allen historischen Handwerken eigentlich am meisten interessiert (vielleicht noch das Töpfern und Korbflechten, weil ich es selbst einmal gemacht habe.) Keine Bange, mein nächstes Buch wird nicht "Die Seifensiederin" (gibt es schon) oder "Die Töpferin" oder "Die Korbmacherin" heißen. Aber dass es einen Duft haben wird, ist auf jeden Fall klar. Das Venedig-Buch sollte nach Lagune und Bergamotteöl duften, die "Pilgerin" nach Portulak und wildem Rosmarin. "Die Florentinerin" könnte nach Weihrauch, Ruß und gebratenen Wachteln riechen, die noch Unbekannte, Ungenannte, von der schon 50 Seiten existieren, nach Weinlaub und dem Gift von Tollkirschen.

Sonntag, 7. Dezember 2008

Dezemberblues

Das Leben ist nicht immer bunt und aufregend, und auch wenn ich einen Schwarzwaldkrimi schreiben würde, von denen es natürlich schon in Hülle und Fülle gibt, angefangen vom Toten hinter der Würstchenbude in Freiburg über den "Mord im Hirschen" bis zu den Morden im Badischen, würde es nicht bunter, aufregender oder tiefer werden.
Der Blick aus dem Fenster zeigt Nebel über den Schwarzwaldtannen, darüber offene blaue Stellen des Himmels. Es platscht und tropft im Garten. Ein Dompfaff flieht aus dem Busch mit dem Meisenködel. Die Wolkenmassen haben die zaghafte Sonne wieder verschluckt. Das schwarze Eichhörnchen mampft die zermatschten Walnüsse. Das ist meine Welt im Dezember.
Was geblieben ist, sind die inneren Welten, die sich durch Lesen, Schreiben und Denken erhellen.
Gestern habe ich einen weiteren Krimi einer weiteren großen alten Lady zu Ende gelesen: "Der Saal der Mörder" von P.D. James. Eine ganz andere Sprache, aber nichtsdestoweniger ein Hochgenuss. Was mir auffällt bei allen Krimis der letzten Zeit sind die Tiere, die jedesmal als Vorzeichen hingerichtet werden. Auch hier haben wir eine Katze, die am Baum aufgehängt wird, um die Protagonistin aus dem Haus zu locken. Und im "Schweigen der Lämmer", das ich mir dann auch noch gab, ist es ein weißer Pudel, der die Gemarterte rettet. (Abgesehen davon, dass es spannend war, fand ich es schon etwas trashig. Wo, bitte, gibt es eine Angstpsychose?)

Mein Schwarzwaldkrimi würde von einer Kommissarin handeln, die alte Dichter liest. In einem Dorf wird der Besitzer einer XXL-Kneipe ermordet aufgefunden, plattgeklopft, so wie er seine Schnitzel tagtäglich plattgeklopft hat. Und schon wird der Dezembertag bunter und aufgregender.
Aber ich schreibe diesen Krimi nicht. Noch nicht. Nachdem ich dies hier geschrieben habe, bricht die Sonne durch die Wolke.

Freitag, 5. Dezember 2008

Krimimärchen und Urängste der Menschen

Um noch einmal auf den Roman "Die dritte Jungfrau" von Fred Vargas zurückzukommen:
Dieses Buch hat mich so nachhaltig beeindruckt, dass ich gern alles von dieser Autorin lesen würde. Ich habe auch vorhin einen Artikel gefunden, aus dem ich erfahre, was dieses Geheimnis
ihrer schriftstellerischen Ausdruckskraft eigentlich beeinhaltet. Es sind reale Märchen, die sie schreibt; sie rührt dabei an die Urängste der Menschen und bietet Lösungsmöglichkeiten an.

http://krimis-thriller.suite101.de/article.cfm/das_phaenomen_fred_vargas

Falls ich jemals einen Krimi schreiben sollte, wäre es weder eine noch blutrünstigere, vielleicht sogar Ekel erregende Geschichte, wie ich sie schon gelesen oder als Film gesehen habe, noch eine Kommissar-Geschichte, sondern eine ganz eigene. Auf jeden Fall interessiert mich immer am meisten, wer w a r u m etwas tut und weniger die immer komplizierteren Rätsel, die sich der Lösung in den Weg stellen.
Rätsel an sich schon, sehr, mich zieht nichts mehr an als Geheimnisse. Ich kann es nicht ausdrücken. Fred Vargas hat das geschrieben, was ich meine.

Montag, 1. Dezember 2008

Frag das Schreibteufelchen

Das Schreibteufelchen, mein Alter Ego, Kritiker und kreativer Hintergrund, hat sich lange nicht mehr blicken lassen. Es ist auch jetzt nirgends zu entdecken. Ich wollte es aber hinsichtlich meines weiteren Vorgehens befragen. Am Spiegel hängt, neben einer Pestarztmaske aus Venedig, ein Teufelskäppchen.
„Ja, schau nur in den Spiegel“, tönt es von meinem Bücherregal her. „Schau, was aus dir geworden ist.“ Ich schaue in den Spiegel. Ganz normal eigentlich, nur nicht mehr so überbordend vor Hoffnung und Selbstüberschätzung wie vor 4, 5 Jahren noch.
„Ich habe die Bedeutung des Schreibens aufs Normalmaß runtergeschraubt“, sage ich.
„Ach, wirklich? Warum siehst du dann so enttäuscht aus? Worin hast du dich getäuscht?“
„Ich habe mir das alles viel ... einfacher vorgestellt. Dachte, es würde mein Leben bereichern.“
„Und, hat es das nicht?“ Das Teufelchen schnaubt.
„Doch, schon, aber ich musste so oft warten, bis irgendeine Entscheidung gefallen war. Dabei ist Warten nun wirklich nicht meine Stärke.“
„Und, sonst noch was?“ Das Teufelchen rutscht von den blankgeputzten Büchern herab und
stolziert auf mich zu.
„Ich habe die Bücher kaum in den Buchhandlungen gesehen.“
„Das wolltest du doch auch gar nicht. Nach zwei Monaten sind die Bücher von den Stapeln verschwunden, das weiß doch inzwischen jeder Autor.“
„Aber ... na gut. Ich möchte einfach auch gelesen werden.“
„Die Buchhändler entscheiden, was für sie verkaufbar ist. Wer ist denn nun deiner Meinung nach Schuld?“ Das Teufelchen hat sich auf die Lehne des Sessels geschwungen und lässt seine dünnen, schwarzen Beine baumeln.
„Schuld ist eigentlich niemand“, antworte ich. „Es ist vielleicht in der Verlagswelt manches nicht so gut organisiert.“
„Und? Ist an deinem Arbeitsplatz alles gut organisiert?“ Es riecht schon ein wenig nach Schwefel, Zeichen dafür, dass es im Teufelchen brodelt.
„Nein, ist es nicht. Es ist ein Auf und Ab, wie überhaupt alles ein Auf und Ab ist.“
Aus den Nasenlöchern des Teufelchens beginnt Rauch zu entweichen.
„Worin hast du dich getäuscht?“ Die Frage kommt zischend.
„Ich habe mich darin getäuscht, dass der Buchmarkt ein Ort sei, an dem man das machen kann, was einem schon immer vorgeschwebt hat.“
„Ach, du meinst, du wolltest einen Bestseller schreiben, vielleicht noch einen Preis bekommen?“, donnert das Teufelchen. Es streckt den dünnen schwarzen Finger nach mir aus.
„Du allein trägst die Verantwortung für das, was du gemacht hast! Bist du nicht oft genug gewarnt worden, nicht zuletzt von mir?“
Ich rege mich jetzt ebenfalls auf. Ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen ist doch der Traum vieler Menschen. Man wird doch wohl noch träumen dürfen!
„Ja, viele Menschen träumen davon, ein Buch zu schreiben“, grinst das Teufelchen. „Und für viele kommt früher oder später das Erwachen. Dann wollen sie es hinschmeißen, und doch wieder nicht. So wie du. Warum bist du nur so unzufrieden? Du hast doch alles erreicht, was du wolltest!“
„Warum hast du mich nicht davor gewarnt?“, brülle ich es an. „Wenn ich gewusst hätte, wie schnell sich das Karussell dreht, wäre ich nicht aufgestiegen!“
Das Teufelchen schlägt einen Purzelbaum und lacht aus vollem Hals.
„Du wolltest Karussell fahren, warum hätte ich dich daran hindern sollen?“
Nachdem ich einige Zeit im Zimmer hin- und hergelaufen bin, habe ich mich etwas beruhigt.
„Vielleicht hätte ich nicht gerade in das Teufelsrad steigen müssen“, sage ich.
„Es macht immer wieder Spaß und Vergnügen, im Teufelsrad herumzufliegen“, kreischt das Teufelchen.
„Mir ist schwindlig!“
„Dann steig aus.“
„Da brech ich mir alle Knochen!“
„Dann warte, bis es anhält und steig ins Riesenrad. Da hast du wenigstens den Überblick.“
„Das ist mir zu langsam. Ich möchte schon Karussell fahren, nur nicht so schnell, mehr nach meinem eigenen Tempo. Aussteigen will ich nicht.“
„Was willst du dann?“
„Schreiben, was mir wichtig ist.“
„Und wenn es anderen nicht wichtig ist?“
„Dann bleibt es eben in der Schublade.“
„Wolltest du für die Schublade schreiben?“
„Natürlich nicht! Aber ich wollte eigentlich nicht nur über Frauen schreiben, die moralisch einwandfrei sind und nicht nur über das Mittelalter und die Neuzeit.“
„Glaubst du wirklich, du könntest dich in einen Mann hineinfühlen?“
„Hab ich doch schon getan. In einen Dichter.“
Das Teufelchen wird wieder ernst. „Ich glaube, dir fehlt noch eine gute Portion Eigenständigkeit. Weißt du, was ich meine?“
„Ja, ich sollte das tun und schreiben, was i c h für richtig halte.“
Das Teufelchen macht ein zufriedenes Gesicht.„Du bist auf dem richtigen Weg, hast den richtigen Verlag, einen guten Agenten und einen guten Lektor.“
„Du meinst, ich sollte meine Einstellung ändern? Die Gewichtung verschieben? Jeweils das tun, was gerade wichtig ist? Mich nicht so unter Druck setzen?“
„Du m u s s t ja nichts tun, was du nicht willst.“ Die spitzen Teufelszähnchen erscheinen in seinem Mund. Ja, ich sage „die spitzen“, auch wenn Adjektive häufig verpönt sind. Was, bitte, soll man sich denn unter „Teufelszähnchen“ vorstellen?
„Ich habe es so gewollt“, sage ich und gehe zur Tür, an der es geklingelt hat.
„Ach, könnten Sie in nächster Zeit das Schneeschippen übernehmen, bis mein Sohn wieder kommt?“, fragt die Vermieterin freundlich. „Ich habe was an der Bandscheibe.“
„Aber sicher. Hat es denn wieder geschneit? Der Winter ist viel zu früh gekommen dieses Jahr.“
„Und Sie können auch gern von den Tannenzweigen nehmen, für Ihre Rosen.“
Es fällt mir wie Schuppen von den Augen.
ES GIBT AUCH NOCH ETWAS ANDERES DA DRAUßEN. Der Wald hat viele Bäume.
Es gibt Rosen und Walnüsse, Verkehrsteilnehmer, Klienten, Kollegen, Autoren, Verlage, Menschen, die mir nahe sind. Warum muss das alles immer stehen und liegen bleiben, wenn eines in den Vordergrund tritt? Es muss eine Zeitlang in den Vordergrund treten, dann ist wieder ein anderer Bereich dran.
„Teufel auch“, denke ich mir, stehe auf, gehe zu ihm hinüber und drücke ihm einen Kuss aufs schwarze Mäulchen.

Samstag, 29. November 2008

Krimis und Historische Romane

Es ist ganz still geworden hier, weil die Autorin Krimis liest. Und was für welche! Die beiden ersten waren so spannend und gut geschrieben, dass ich sie quasi 36 Stunden am Stück verschlungen habe (naja, zwischendurch haben wir uns auch noch auf Adventsmärkten herumgetrieben). Vom zweiten (Chemie des Todes) habe ich heute Nacht Albträume bekommen, auf jeden Fall kamen ein abgemagertes Kind und Maden darin vor. Ob ich auch solche Krimis schreiben möchte? Ich glaube, die Recherchen und das Schreiben würden mir ähnlichen Widerwillen verursachen wie die zum Dreißigjährigen Krieg. Aber es wäre schon verlockend.

Meine beiden Exposés zum nächsten historischen Roman habe ich in einem Anflug von Verzweiflung meinem Partner gezeigt, der bekanntlich überkritisch ist, was die Stoffe angeht. Ihm gefielen beide, der Plot in Süddeutschland etwas mehr, aber auch der in Florenz. Wahrscheinlich werde ich jetzt folgendermaßen vorgehen: nach der Pause, die dem Wiederauftanken dienen soll und dem Abschluss des Lektorats der "Nonne und der Hure", der sicher ab nächster Woche auf mich zukommen wird, könnte ich mich der deutschen Version des Feuer-Themas nähern, von der ja schon 50 Seiten existieren. Dem florentinischen Exposé, das noch stärker von der ursprünglichen Version abweicht, würde ich dann ein noch anderes Gesicht geben - und hätte zwei weitere historische Romane. Ich glaube, mein persönliches Autorenleben wird immer davon gezeichnet sein, zu experimentieren, die Zwänge von außen zu umschiffen, um nicht daran zu zerschellen und fröhlich-gemütlich, manchmal zweifelnd, manchmal beschwingt, von einer Baustelle zur anderen zu gehen und etwas Neues daraus zu erschaffen. Man könnte es auch sehen wie diese chinesischen Puppen: aus der großen Puppe kommen immer neue Kleinere heraus.

Mittwoch, 26. November 2008

Schreiboptionen

Möglicherweise kommt es auch ganz anders, es ist alles offen. Heute, da ich nicht in der Arbeit schwitzen musste, sondern mich im schönen kalten Tübingen bewegen durfte, habe ich mich bei Osiander endlich mal wieder mit neuen Taschenbüchern eingedeckt, mit Krimis von Fred Vargas bis Simon Becket. Wer weiß, ob ich nicht auch einmal Lust hätte, etwas ganz Anderes zu schreiben?

Dienstag, 25. November 2008

Bücher abstauben

Am zweiten Tag meines anderen Lebens nun habe ich begonnen, meine Bücher abzustauben und sie neu zu ordnen. Da gibt es drei Regalreihen Unterhaltung, Historische, Krimis und Thriller. Von denen habe ich immer nur die aufbewahrt, die ich auch ein zweites Mal lesen würde. Vier bis fünf Reihen Literatur, vier bis fünf Reihen Sach- und Fachbücher sowie zwei Reihen Bildbände(Maler), Reiseliteratur und Kochbücher. Bei jedem Umzug hatte ich mich von Einigem getrennt. Diesmal waren es nur ein paar überholte Ratgeberbüchlein. Und es stellt sich die Frage: Wo stellt man eigentlich seine eigenen hin? Mörike steht bei Mörike und Sekundärliteratur, der "Aufbruch" bei den Historischen neben Helga Glaeseners Safranhändlerin und Frank Schätzings' Tod und Teufel. Da kommen auch die beiden nächsten hin.

Montag, 17. November 2008

Nachtschichten

Jetzt erlebe ich endlich auch einmal, was ich von Kollegen immer wieder hörte: in der Endphase der Buchentstehung muss man offensichtlich manchmal Nachtschichten einlegen, um fertig zu werden. Was ich gelernt habe aus dem jetzigen und lerne für zukünftige Projekte:
"Drauflosschreiben" gibt es nicht mehr. Wenn ich die "Nonne und die Hure" so geplant hätte wie "Die Pilgerin von Montserrat", müsste ich jetzt nicht diese Nachtschichten einlegen. Interessant auch, dass die Fragen des Lektors denen gleichen, die in der Exposé-Arbeitsgruppe zur "Pilgerin" gestellt wurden. Meine Devise seit Längerem: bei komplizierteren Manuskripten mit mehreren Handlungssträngen muss vorher alles geplant sein, sonst verzettelt man sich. Das heißt jetzt nicht, dass ich mich bei der "Nonne und der Hure" verzettelt hätte( sonst hätte Aufbau es auch nicht genommen). Es heißt, dass Motive, Handlungen und Entwicklungen manchmal noch zu unklar sind, dass Nebenschauplätze entstehen, die für die Handlung nicht relevant sind. Oder es gibt Beschreibungen, die zum Eigentlichen nichts beitragen. Insofern war und ist das jetzt eine wegweisende Erfahrung.

Samstag, 15. November 2008

Kleine Pausen

Die vielen Stunden vor dem PC spürte ich heute sehr auf einer Wanderung. Alles war schwer, ständig stellten mir die Bäume ein Bein mit ihren Wurzeln!:-) Aber es war einmalig.
Am Trauf von der Salmendinger Kapelle zum Fürstenstein, linkerhand der Abgrund mit dem Schluchtwald und die Burg Hohenzollern. Je weiter wir kamen, desto leichter wurde ich.
Tübingen war ganz neu an diesem Abend, nach der Woche im staubtrockenen PC-Klima wie ein Reich der Sinne. In der alten Forelle können vier Leute eine Gans für 79 Euro essen. Es roch abwechselnd nach frisch gebackenem Kuchen und nach Muscheln mit Knoblauch in Weißwein. Tauben flogen direkt auf mich zu, und die Glocken der Stiftskirche dröhnten so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. In der Neckargasse spielte ein Leierkastenmann wild hüpfend (vor Kälte, glaube ich) seine Melodien, wofür er auch sein Scherflein bekam.
Ach, ich hätte Lust, meinen Plot von Tübingen wieder hervorzuholen und loszuschreiben! Aber jetzt ist erst wieder eine Runde Überarbeiten angesagt.



Donnerstag, 13. November 2008

Intermezzo

Es stimmt, dass das Schreiben einen großen Teil des Lebens für sich in Anspruch nimmt. Gerade bin ich am Neuschreiben einer Szene und am Streichen von Überflüssigem. Darüber gab es sogar einmal einen Disput: wenn ein Protagonist eine Reise von A nach B macht, schreibt man dann, er fahre von A nach B? Oder beschreibt man die Reise? Ich habe gemerkt, dass es auch zu viel des Guten werden kann. Das Beste liegt wahrscheinlich, wie immer, irgendwo in der Mitte.
Außer durch Bügeln und spätabendliches Lesen des Thrillers "Blowdown"-ich werde nie einen Thriller schreiben können!-wird meine Schreib-Einsamkeit auch noch durch mein tägliches Schwimmen unterbrochen, und, wie ich heute merkte, gar nicht mal zu meinem Nachteil. Es ist schön, jetzt im November draußen zu schwimmen, wenn die gelben Blätter auf der Oberfläche liegen und die Segelsamen der Linden heruntertorkeln.
Als ich heute gehen wollte, kam eine alte Freundin auf mich zu. Gut, dass ich dich erwische, sagte sie, ich habe jetzt deinen Mörike gelesen und war sehr angetan. Hab ihn gleich weiterverschenkt an E., eine frühere Kollegin und gemeinsame Freundin, die im Krankenhaus liegt. Die liest gern historische Romane und war auch angetan, und ihr Mann ebenfalls. Was, du veröffentlichst bald deinen vierten Roamn? "Die Nonne und die Hure"? Uiiih! Mein Freund, der Professor in München, interessiert sich für so etwas, dem kann ich es schenken. Beneidenswert, dein Schreiben! So könnte eine kleine Mund-zu-Mund-Propaganda entstehen.

Samstag, 8. November 2008

Interview mit Peter Tremayne

Google Alerts schickte mir einen Link zu einem Interview mit Peter Tremayne. Seine Aussagen decken sich mit dem, was ich unter guten historischen Romanen verstehe.

http://www.literaturnetz.com/content/view/9773/108/

Donnerstag, 6. November 2008

Zeitfresser

Eigentlich habe ich jede Menge Zeit. Zeit, um meinen Beruf auszuüben und dort innovativ fortzuwirken. Daneben hatte ich in den letzten Jahren Zeit, etwa sechs Romane zu schreiben, von denen vier veröffentlicht wurden/werden. Na gut, die Freizeitgestaltung konnte ich mit Recherchen verbinden und darf mich glücklich schätzen, dass mich jemand dabei begleitet hat. Doch wie jeder von uns weiß, steckt das Teufelchen im Detail. Die normale Alltagsbewältigung ist es nicht, die steckt man doch locker weg. Es sind eher Dinge wie etwas, das mir gestern widerfuhr:
Auf dem Weg zur Sparkasse und zur Arbeit schlitterte ich in eine Polizeikontrolle rein. Der Mann wartete geduldig, bis ich feststellte, dass ich zwar den Führerschein dabei hatte, den Fahrzeugschein jedoch nicht fand. Sowas macht mich immer ganz kribbelig. Er wollte dann den Personalausweis sehen. In solchen Situationen denke ich immer an die Nacht vor langer Zeit, in der ich kichernd mit einer Freundin durch die Stadt lief und sie den Polizisten auf der anderen Straßenseite zurief: Haben Sie ihren Personalausweis dabei? Nein? Dann gibt es Sie nicht!)
Der ist abgelaufen, meinte er, den muss ich einziehen. Ich hätte auch noch einen Reisepass, versuchte ich mich rauszuwinden. Die sind fast immer abgelaufen, meiner auch, war die lakonische Antwort. Also, Sie müssen morgen zum Rathaus ihres Wohnortes gehen und einen neuen beantragen.
Als ich weiterfuhr, stellte ich fest, dass der Fahrzeugschein doch da war, er steckte nur an einer Stelle, an die ich ihn nie stecke.

Also gut, heute schief geparkt am Marktplatz meines Ortes, weil da seit Monaten eine Baustelle ist und durch den Matsch zum Rathaus gelaufen. Sehr verständnisvoll, die Dame, aber ohne neues Lichtbild keine Antragstellung. Ich stelle mir gerade vor, wie das wäre in der Phase der Fahnenkorrekturen. Dazu noch diverse Ansprüche meines Jobs, die ich in der Freizeit erledigen muss, gar nicht anders erledigen k a n n.
Ja, ja, dachte ich, du musst dich einfach nur besser organisieren. Schließlich hast du das Schreiben, dass der Ausweis bald abgelaufen ist, schon vor einem Monat bekommen und schlicht vergessen. Feste Schreibzeiten einführen. Aber die werden von der Realität ständig eingeholt. Wie wäre es mit je einem Kalender für die beruflichen (habe ich schon), persönlichen und Schreib-Belange? Ganz groß aufgehängt an einem Platz, wo ich dann bloß noch jeden Tag hingucken muss.

Oder ich reduziere wirklich radikal meine Anwesenheit in Foren und Blogs, das sind sehr angenehme Zeitfresser, ich gebe es ja zu.:-)

Mittwoch, 5. November 2008

Rien ne va plus:-)

O.K., ich habe es versucht und es ging nicht. Auch mit einem NaNo wäre es nicht gegangen, fürchte ich. Es gibt Tage, da verkriecht sich das geschätzte Schreiber-Ich in das Innere seiner Höhle und ist mit nichts, auch mit den schönsten Leckerbissen nicht, daraus hervorzulocken.
Auch Bloggen ist heute kontraproduktiv. Ich brauche das heute alles offensichtlich nicht.
Ich habe meine 10 Seiten im Ordner "Baphomet" angeschaut, etwas Wichtiges gestrichen, das erst später zur Sprache kommt und konzentriere mich auf den Job, das noch zu schneidende Gesträuch, das noch zu kehrende Laub und auf den Termin Morgen wegen meines Sohnes.

Montag, 3. November 2008

Rote Heringe

Bevor ich fortfahre im (Thriller-) Text, habe ich mich noch nach ein paar Tipps und Tricks umgeschaut. Ich habe ja noch nie einen Thriller geschrieben, sondern allenfalls den weit gefassten Spannungsbogen in meinen Romanen verwendet- und Cliffhanger, die sich quasi von selbst einschlichen. Der Prolog steht jetzt, die Sprache habe ich so angepasst, dass sie mir vollkommen entspricht. Der Thriller ist ja das tragende Element in meinem alten "Dario" gewesen, er war nur zu sehr durchmischt mit Beschreibungen und psychologischen Elemenenten, einem anderen Handlungsstrang eben.

Also, ich bin auf den Begriff des "Roten Herings" gestoßen. Alexander hatte ihn auch mehrfach verwendet, glaube ich. Rote Heringe wurden im 19. Jahrhundert von Kriminellen ausgelegt, um die Spürhunde auf eine falsche Fährte zu locken. Ein Beispiel für einen roten Hering im Film ist "Psycho" von Alfred Hitchcock: Bei der Ermittlung in einem Vermisstenfall wird die Hauptfigur auf ein blaues Kleid hingewiesen. Der Zuschauer soll glauben, diese Information sei für die Auflösung der Geschichte notwendig, was sich dann später als Trugschluss herausstellt. Oder bei Edgar Wallace setzt sich Klaus Kinski eine Spritze, damit wir denken, er sei der drogensüchtige Mörder. In Wirklichkeit ist es jedoch eine Insulinspritze.
Es wird sich noch zeigen, ob ich so etwas verwende, planen will ich es nicht. Jetzt, auf den ersten Seiten, wird sich auch die Motivation der Figuren entwickeln.

Sonntag, 2. November 2008

Mörike's spätes Comeback:-)

Heute haben wir das Kontrastprogramm zu gestern abgezogen. Wir fuhren nach Tübingen, wo ich seinerzeit sieben Jahre lang gelebt und studiert hatte. Ein wolkenverhangener, herbstlicher Schein lag über den alten Mauern, und obwohl ich die Stadt seither oft besucht habe und kenne wie meine Westentasche, erschien sie mir wie neu. Es war alles noch da, die Marquartei, das Atelier-Kino, das Haus in der Haaggasse, in dem ich wohnte, der Club Voltaire, der Jazzkeller und die Weinstube Göhner. Die Leute in der Stadt bewegten sich entspannt, es war eine Atmosphäre wie im Süden. Auf dem Marktbrunnen saßen einige Junge, einer, der aussah wie mein Sohn David, spielte Gitarre.
Am Anfang der Haaggasse ist ein neues Antiquariat eingezogen. Während wir die Klassiker und Krimis begutachteten, zupfte ich meinen Partner am Ärmel und sagt: Guck mal, da liegt ja mein Mörike. Voller Tatendrang, wie immer, riss er das Buch an sich, eilte zu dem Buchhändler hinein, zeigte mit seiner beringten Schlagzeugerhand auf mich und erzählte, ich sei die Autorin dieses Buches. Die sind von einem anderen Antiquariat, sagte der Buchhändler, der verkauft es stapelweise. Als ich reinkam, drückte er mir würdevoll die Hand. Ja, besser sie kommen unter die Leute als überhaupt nicht, zu einem vernünftigen Preis. Und das war der letzte Sonntag, an dem die Tübinger Buchhändler ihre Bücher verkaufen durften. So wie es gestern der letzte Tag war, an dem die Stuttgarter Grabkapelle geöffnet hatte.
Bei dem Antiquar habe ich mir "Madame Bovary" von Flaubert gekauft, das fehlte noch in meinem Fundus, und ich habe gerade in letzter Zeit nur Gutes davon gehört.

An meine Blogleser

In der Statistik habe ich gesehen, dass viele noch über das alte schreibteufelchen.myblog reinkommen. Mit ging es mit einem anderen Blog, der umgezogen war, ähnlich:
ich habe lange gebraucht, bevor ich die neue URL bei mir reinkopiert hatte. Ist einfach umständlicher.

Samstag, 1. November 2008

Der schöne Tag in Stuttgart

Ausflüge in unsere Metropolen sind immer aufregend, und auch, wenn mancher denken mag, die Leute aus den Randgebieten der großen Wälder fänden sich dort nicht zurecht, kann ich mich rühmen, mich in Frankfurt, Hamburg, Berlin, München, Prag, Paris, London, Lissabon, Buenos Aires, Mexico City, Budapest, Wien und anderen großen Städten bewegt zu haben, ohne die Orientierung zu verlieren, Caracas und Athen nicht zu vergessen. Doch es gibt keine Erfahrung, die nicht revidiert werden könnte. Also Stuttgart sollte es heute sein, der Rotenberg mit seiner gewaltigen Aussicht und der berühmten Grabkapelle.
Dort oben rollten uns die Autos schon rückwärts entgegen, so wie sie vorher tausendfach die Tunnels und Schnellstraßen verstopft hatten. Ehrlich, Stuttgart ist sonst eine Stadt, durch die man mit Grüner Welle problemlos durchkommt. Die Flucht in eine der schönen Weinstädte erwies sich leider ebenfalls als Flop, da inzwischen die Sonne hinter den Häuserreihen verschwunden war, dank der wieder eingeführten Winterzeit eine Stunde früher als innerlich erwartet. Meine Füße wurden immer kälter, frierend tranken wir unseren Latte Macchiato im frostigen Schatten.
Da muss doch noch was rein in den Tag, sagten wir uns, sonst hätten wir doch das teure Benzin umsonst verfahren! Ja, interessant, hier in Schorndorf sind die Anführer der Aufständischen im Bauernkrieg hingerichtet worden, ein bemoostes Kreuz an der Kirche legt Zeugnis darüber ab. Aber das wussten wir ja schon, schließlich habe ich einen Roman über den Bauernkrieg geschrieben. Inzwischen meldete sich mit Grimm der Hunger. In Stuttgart-Hedelfingen, sagte mein Begleiter, da gibt es doch diese Wirtschaft ... es sollte Stunden dauern, bis wir dort ankamen. Tausende von Bremslichtern, Hupkonzerte. Was ist denn bloß los in dieser Stadt? Ach ja, heute spielt der VfB gegen Eintracht Köln, kein Wunder, und der Cannstatter Wasen. Auf dem Wasen grasen Hasen. Letzte Rettung: gibt es nicht in Bad Cannstatt am Bahnhof diesen Kiosk mit dem besten Kiosk-Schaschlik weit und breit? Irgendjemand muss alle Schilder vertauscht haben, denn wir kommen einfach nicht in die Altstadt von Cannstatt hinein. Schließlich doch der Bahnhof. Fußballfans ziehen zu Hunderten gröhlend vorbei. Kein Parkplatz. Irgendetwas muss doch noch geschehen, es wird immer akapolyptischer. Ja, da ist ein Parkplatz, laufen wir in die Gassen hinein. Da gab es mal eine Wirtschaft, so eine richtig urige mit Einheimischen drin und preiswertem, gutem Essen. Wir stehen davor. Sitzen mit langen Schnäbeln in der überfüllten Stube, keine Bedienung kommt. Im Fernsehen läuft ein Fußballspiel. Dann kommt sie doch, wir bestellen Sauerbraten mit Teigwaren. Ein Ehepaar hat sich an unseren Tisch gesetzt, sie gucken ängstlich, weil wir solche Entenschnäbel haben. Gell, sagt die Bedienung, Sie müssen fei mindestens eine halbe Stunde warten. Eine halbe Stunde ist eine Stunde. Wir stehen auf, das Ehepaar ebenfalls. Was ist denn heute los in Stuttgart, frage ich die Bedienung, ist es wegen des Fußballs? Der ist noch das Wenigste, sagt sie, aber heut ist Allerheiligen. Ich hatte nicht gewusst, dass den Stuttgartern das Allerheiligste so wichtig ist, dass sie das mit dem Heiligen Blechle beweisen müssen.

Jetzt nur noch weg, Richtung Autobahn. Es kommt kein Autobahnschild, oder nur das nach München. Im Tunnel wieder Stau. Endlos die Lichter. Wir werden noch bis morgen früh hier herumfahren, sage ich, und dann wird sich der Magen umstülpen. Eine Akapolyse, eine Hölle, eine Fehlleitung der Schöpfung, und wir selbst sind ein Teil davon. Die Menschen sind wie die Lemminge, die sich in einem leuchtend roten Bandwurm in den Untergang stürzen. Wären wir doch nicht weggefahren, wären wir brav in unserem Großen Wald geblieben, hätte ich doch geschrieben oder hätten wir als Ziel das Kloster Allerheiligen im Schwarzwald angefahren. Aber dort wären sie auch gewesen. Jetzt müssen wir auf die Autobahn kommen, in der Raststätte eins von diesen öligen Fleischstücken in Soße oder eine fette rote Wurst zu uns nehmen. Wahrscheinlich werden sich dort die Lastwagen zu Hunderten stapeln.

Plötzlich Stille. Alles wie weggeblasen. Und für den umgestülpten Magen eine Gulaschsuppe mit viel Fleisch drin. Was lernen wir aus einem solchen Tag, den man eigentlich unter "peinliche Verluste" abhaken sollte? Besuche in unseren Großstädten und Metropolen sind immer aufregend, man muss nur wissen, auf was man sich einlässt.

Autorenblogs-kreuz und quer

Da ich in einer Warteschleife hänge und heute wie die Nanos nicht 1000 Wörter schreiben muss,
habe ich mich mal ein wenig unter dem Stichwort "Autorenblogs" umgesehen. Da traf ich erstmal viele bekannte Namen wieder, erfuhr, dass Amazon Autorenblogs zur "Kundenbindung" eingerichtet hat und las auch dieses und jenes bekannter Kollegen. Auch die "berühmten" kochen natürlich nur mit Wasser, berichten über Seitenzahlen, über das, was ihnen beim Schreiben in die Quere kommt oder wie sie sich davor drücken. Eine PR-Frau sagt in einem Interview, die Leser wollten Autoren zum Anfassen, und da eigne sich ein Blog recht gut. Die Themen sollten aus einer gesunden Mischung bestehen, ihr persönlich wäre die Auseinandersetzung mit Seinsfragen lieber als Berichte von Sozialhilfeempfängern, die Weltbestseller schreiben oder von fernsehbekannten Leuten, die ihre Wanderberichte vermarkten.

Freitag, 31. Oktober 2008

Was interessiert Blogleser?

Klar, diese Frage kann man überhaupt nicht pauschal beantworten. Ich denke aber, dass es wie beim Lesen von Büchern ist: es muss zumindest eine Form der Identifikation möglich sein. Dabei kann ich selbst natürlich nur von mir ausgehen. Ich lese die Blogs anderer Autoren, weil ich wissen will, wie es ihnen ergeht mit ihrem Schreib- und Lebensprozess. Ich will nicht wissen, ob und wann sie Lesungen halten oder wieviele Wörter sie pro Tag schreiben, sondern, wie es ihnen dabei ergeht. Wie sie mit Erfolgen und Misserfolgen umgehen, denn Letzteres gehört zum Schreiben wie zum Leben. Anschauungen, Lebensumfeldbeschreibung, Gedanken, selbst Freizeitaktivitäten können durchaus einfließen. Ich möchte den Blog-Autor authentisch haben, mit ihm leiden und mich freuen.

Andere wollen über alles Mögliche informieren und treten dabei selbst in den Hintergrund. Solche Blogs lese ich nicht, weil es, bei allen Informationen, die tagtäglich über mich hereinfluten, eine Reizüberflutung wäre.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Labels, Schreiben und Leben

Erstmalig kann ich jetzt sehen, über welche Suchwörter die meisten Google-Sucher hereinkommen. Es sind: Schreibteufelchen, Depression, Aufbau-Verlag, Angsttriebe und Krimi lesen. Ich werde das in nächster Zeit mal ein wenig erweitern.

Bevor ich heute Morgen meine Leerphase (eigentlich Wartephase) durch eine unernsthafte Spielerei mit dem Suchtbegriff überbrückte, wollte ich schreiben: Was, wenn einem Autor mal die Worte ausgehen? Damit wäre er seines grundsätzlichen Handwerkszeugs beraubt.
Eigenlich, dachte ich dann, ist über das Schreiben im Moment genug diskutiert worden. Ich habe mich schon lang entschieden: in erster Linie bin ich Sozialpädagogin, nebenher Romanautorin.
Trotzdem ist mir das Schreiben genauso wichtig. Gestern habe ich gemerkt, wie gut es ist, mit den Therapeutenkollegen zu reden und Rollenspiele mit ihnen zu machen. Das ist Realität und ist zum Anfassen. Zusammen mit einem witzigen Kerl habe ich mir das Lachen nicht verbeißen können. Schreiben ist ebenfalls Realität, aber ich muss sagen, dass die Freiräume im Brotberuf größer sind, wenn man bei Ersterem abhängig ist von den Zusagen und der Zeit anderer. Und unendlich lange Zeiten nur warten muss. In meinem Job kann ich zupacken und Ideen verwirklichen, sobald sie mir einfallen und wenn ich die Kollegen davon überzeugen kann.
Das Wort meiner Tante selig aus Hamburg fällt mir wieder ein: mach deine Leidenschaft zum Beruf oder ergreife einen Beruf, der dir genug Zeit für deine Leidenschaft lässt.
Bis jetzt hat mir mein Beruf genug Zeit gelassen, nicht nur fürs Schreiben, sondern auch für anderen Dinge, Politik zum Beispiel. Das wird sich aber ändern. Das neue Gebiet, in das wir gerade vorstoßen, ist fast unbeackertes Land. Laut Arbeitsvertrag darf ich keine Nebentätigkeiten ausüben, die mich in Konflikt mit der Erfüllung meiner Aufgaben bringen.
Das möchte ich jetzt mal so stehenlassen und nicht weiter diskutieren.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Im grünen Bereich

Es ging mir nicht so gut in den letzten drei Tagen, aus Gründen, die mit dem Schreiben eigentlich nichts zu tun haben. Es ist aber eine gute Erfahrung für mich, dass gleich ein paar Kollegen zur Stelle sind, wenn ich anfange, verrückt zu spielen. Dieser Blog hat sich inzwischen eingespielt, so dass ich mich auch wieder anderen Dingen zuwenden kann. Ich bedanke mich fürs Kopfwaschen:-) und salu erstmal-

Der Pilgerweg

Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich das Schreiben (oder das Leben überhaupt) mit einem Pilgerweg verglichen. Man hat ein Ziel vor Augen, und das treibt einen voran. Wie, wenn das Ziel gar nicht das Wichtigste wäre? Einen Berg zu erklimmen heißt oben zu stehen, dann muss man wieder runter. Und wieder rauf auf einen anderen. Man kann Hunderte von Büchern schreiben, ohne seinem Ziel näherzukommen. Ich glaube wirklich, dass ich einen Punkt erreicht habe, an dem ich "absichtslos" schreiben kann, ohne auf das Ziel zu schielen. Und das ist vielleicht auch der Punkt, der mich meinem wahren Ziel näher bringt.

Vormerker und Amazon-Ranking

Heute habe ich meinen Agenten mal nach Vormerkungen der Buchhändler gefragt-es war ihm noch nichts bekannt. Wahrscheinlich liege es in der Mitte. Beim Amazon-Ranking sei es so, dass eigentlich nur die unter 1000 etwas aussagten, und das sei bei einem noch nicht veröffentlichten Buch nur möglich, wenn es ein Bestseller wäre. Ich schließe daraus, ohne jedes Bedauern, dass dieses erste Buch wahrscheinlich floppt, das zweite ein wenig weniger, dann kommt es auf das dritte an. Und damit komme ich zu meiner eigenen Interpretation des Walpurgisnacht- Bildes:
alle Autoren streben, ob mit Raketen, Besen oder zwischen Wolken einer Sonne zu, die eigentlich wie ein missglücktes Spiegelei aussieht. Das heißt, der Erfolg, den man sich einmal erträumt hat, existiert in diesem Sinne nicht. Er besteht eher darin, sich auf den schwierigen und doch so lohnenden Weg gemacht zu haben, sich selbst in irgendeinem Sinn zu "veräußern.".

Sonntag, 26. Oktober 2008

Das Mittelalter und andere Epochen

Manchmal machen mein Partner und ich uns den Spaß, die Frage aufzustellen:
In welcher Epoche hättest du am liebsten gelebt, und was wärst du dann gewesen? Er sagt regelmäßig: 19. Jahrhundert, weil die Welt der Dichter da noch in Ordnung war-sie hatten persönlichen Umgang miteinander, kannten ihre Verleger und vor allem war die Umwelt noch nicht so versaut. Oder die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts mit ihren Aufständen und Aufbrüchen.
Ich selbst hätte vielleicht gern im 15. oder 16. Jahrhundert gelebt, allerdings als jemand, für den Bildung möglich war. Eine italienische Kurtisane? Ja, jemand, der schreiben konnte wie Tullia d'Aragona. Oder eine einflussreiche Nonne wie Hildegard von Bingen(11. JH). Ein Abt wie Wahlafried Strabo (9.JH) oder Katharina von Bora, die entlaufene Klosterfrau und Gattin Luthers.
Im 19. Jahrhundert wäre ich gern im Garten von Justinus Kerner in Weinsberg gesessen, tafelnd, redend, umgeben von Dichtern und klugen Köpfen der Zeit.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Macht Schreiben glücklich?

Dann mache ich da grad mal weiter, auch wenn diese Frage schon häufig gestellt wurde. Es schadet aber nicht, sie sich von Zeit zu Zeit wieder zu stellen.
Ja, Schreiben macht glücklich, sonst würde ich jetzt nicht so unter "Entzugserscheinungen" leiden. Der kreative Akt an sich ist die Essenz, die mich glücklich macht, mich entführt und auch verwandelt. Alles, was diesen Prozess stört, ist dem kreativen Schreiben abträglich als da sind: Verkaufszahlen, Unkenrufe, Verhaftetsein in Genres und ihre "Vorgaben", vielleicht auch negative Kritiken oder Nichtbeachtung. Die Einsamkeit, die irgendwann einmal unerträglich werden könnte, vorerst aber ein absoluter Gewinn ist. Als Drummer ist mein Freund abhängig von einer Band, alleine trommeln ist zwar auch ein kreativer Akt, aber er macht erst Sinn in der Gemeinschaft. Das Schreiben ist eine der unabhängigsten Künste, das man überall und immer ausüben kann.
Unglücklich macht das Schreiben dann, wenn zu viele Stimmen mitmischen oder zumindest Stimmen, die sozusagen Misstöne erzeugen. Das ist zum Beispiel der Fall bei Kritiken., die den Text nicht als das sehen, was er ist, sondern ihren eigenen daraus machen wollen.
Ich fasse noch mal zusammen: Schreiben macht glücklich, wenn es mich nicht von dem, was ich ausdrücken wollte, entfernt.

Montag, 20. Oktober 2008

Worauf es ankommt beim Schreiben

Vorgestern sah ich eine Sendung über Ian Flemning, den Verfasser der weltberühmten James-Bond-Romane. Sein erstes Buch, Casino Royale, wollte kein Verlag haben. Dann schrieb er Leben und sterben lassen und seine Familie fragte ihn entsetzt, ob er diesen Schrott wirklich veröffentlichen wolle. Den Journalistenkollegen verschwieg er wohlweislich, welche Art von Romanen er schrieb. Er wurde reich und berühmt. Vergessen Sie Charaktere, Landschaftsbeschreibungen und all das Zeug. Wichtig ist, dass der Leser vor lauter Umblättern kaum zum Lesen kommt!

Wenn ich nun reich und berühmt geworden wäre wie Ian Fleming, dann hätte ich am Ende meines Lebens vielleicht - was - geschrieben? Einen Anti-James Bond? Im Übrigen kenne ich einige Filme und habe irgendwann aufgehört, sie anzuschauen, weil sie mir zu zynisch waren.

Sonntag, 19. Oktober 2008

Vom Glück zu schreiben

Ach, es ist einfach zum Aus-der-Haut-Fahren, wenn man nicht weiterkommt, wenn man acht Jahre lang fast ununterbrochen geschrieben hat und dann auf einmal - Luft! Man kann seine Tage und Abende schon gestalten, kann wandern, schwimmen, fotografieren, mit Leuten reden, in Foren umtreiben, sein Blog aufmotzen mit Zählerfunktionen, aber es fehlt etwas ganz Entscheidendes. Außerdem habe ich das alles immer gemacht und geschrieben.
So habe ich mich jetzt noch einmal hingesetzt und mir die leidigen zwei Exposés und den geschriebenen Text, seinerzeit noch "Feuer im Bauch", angeschaut. Auweia, ich hatte ja schon 35 Seiten geschrieben! Spaßeshalber habe ich jetzt die Stellen rausgenommen, die zuviel waren, dann die Kartoffeln, Postkutschen und die Kleidung, die nicht in die neue Zeit passen (1477, das Gründungsjahr der Tübinger Universität).
Ich habe nach wie vor die Qual der Wahl:
1. Exposé mit 35 Seiten Text, erstmals mit Bauernmädchen
2. Exposé, eine halbe Seite Text, interessanteres Setting: Florenz 1497

Ja, es ist ein Glück zu Schreiben, aber manchmal, da hängt man in den Seilen und steht zwischendrin wieder vor dem Nichts.

Samstag, 18. Oktober 2008

Kaiserpfalz und Gralsburg




Die Reise nach Bad Wimpfen war großartig, dem Geist von Barbarossa, Friedrich II. und Heinrich VI kann man hier recht gut nachspüren.





Die Burg Wildenberg bei Amorbach haben wir nicht gefunden, laut Karte liegt sie mitten im Wald. Es ist eine der bedeutendsten Burganlagen der Staufer. Erst nach Recherche im Internet lüftete sich das Geheimnis: es wird hier als "Willensberger Schloss" geführt. Weiß man's?
Auf jeden Fall ist mir jetzt klar, dass Wofram von Eschenbach in seinem Parzival darauf angespielt hat -auf die Gralsburg, Munsalvaesche, "Der wilde Berg"- und wohl auch hier verweilt haben muss.




Mittwoch, 15. Oktober 2008

Angsttriebe versus Zuversicht

Manchmal kommen mir die vielen Beiträge in meinen (und auch in manchen anderen Blogs) vor wie diese Angsttriebe, die Bäume austreiben, wenn ihnen die Lebensgrundlage entzogen wird. Dann auch wieder als Ausdruck höchster Lebendigkeit.
Ich will einmal zwei Aussagen der Medienberichte über die heutige Pressekonferenz des Aufbau Verlages herausgreifen.
In einem Zeitungsbericht heißt es, Herr Koch habe sich davon überzeugen lassen, dass das Lektorat gut arbeite und es deswegen vollständig übernommen. Er wisse aber nicht, folgert die Zeitung, dass ein gutes Lektorat nicht gleichbedeutend sei mit guter Verkäuflichkeit. Das ist für mich schon ein Hammer und ich vermute inzwischen, dass meine Schreibkrise in solchen strukturellen Dingen wurzelt und nicht im Anfang, in der Perspektive oder dem Setting.

Die zweite Aussage ist folgende(ich zitiere einen kurzen Absatz aus einem Bericht des Tagesspiegels):
"Neben Koch sitzen der Insolvenzverwalter und die Aufbau-Geschäftsführer René Strien und Tom Erben, und diese beiden machen dann aus dieser an sich überflüssigen Veranstaltung eine noch überflüssigere Werbeshow und stellen in branchentypischen Floskeln das Herbst- und das Frühjahrsprogramm 2009 von Aufbau Titel für Titel vor."
Ups! Da war ja meiner dabei! Was soll ich nun von einer solchen Aussage halten? Wem nützt es ?
Tatsache ist für mich, dass ich meinen Roman nicht schreiben kann, weil es nicht der ist, den ich schreiben wollte. Zuversicht kommt nur insofern auf, als der neue Verleger, der genauso brachenfremd rangeht wie Lunkewitz, sich der Tradition des Verlages verhaftet sieht als Liebhaber der Literatur. Es ist eine Chance und ein Risiko, da haben die Zeitungen recht.

Sonntag, 12. Oktober 2008

Mein steiniger Weg zum Buch

Ich wollte noch gern das zu Ende führen, was ich im alten Blog begonnen hatte:
die Phasen meines Schreibens kurz in drei Punkten charakterisieren, bevor die Romane zu den Verlagen gelangten. ( Außerdem suche ich noch nach Kategorien, denn in meinem neuen Blog möchte ich nicht nur über das Schreiben schreiben-einen Counter habe ich auch noch nicht gefunden.)

Punkt 1: Die Mitternachtskrankheit

Nachdem ich nun umgezogen war, im Oktober 2000, einen neuen Arbeitgeber und einen Freund gefunden hatte, saß ich also da in der schönen neuen Wohnung mit dem Nussbaum vor der Terrassentür und der Aussicht auf die Randberge des Schwarzwalds. Was nun? Da fehlte doch noch was ...ich setzte mich kurzentschlossen vor den neuen Computer und gab bei Google das Wort "Schreiben" ein. Eine Schreibwerkstatt namens "Fiction-Writing" erschien, der Beginn einer wunderbaren, wenn auch recht heftigen Beziehung. Das Schreiben, nicht nur um Mitternacht, nahm quasi den ersten Platz in meinem Leben ein. Oh ja, das Rauschhafte, das man empfinden kann bei dieser Tätigkeit, hatte ich schon zur Genüge kennen gelernt. Fast fünf Jahre lang war diese Werkstatt "Schreibheimat".

2. Die Schreibgruppen

Im Frühjahr 2002 begann ich mit meinem Mörike-Roman und bot ihn Kleinverlagen an. (Inzwischen hatte ich mich einer Autorengruppe angeschlossen, die gegenseitig eine Art Vorlektorat machte)Im September bat der Salzer Verlag um Zusendung des Exposés und des Manuskripts. Dass er es wirklich drucken würde, war aber erst im Februar 2003 klar. Bis dahin bot ich das MS weiterhin Verlagen an, mit mehr oder weniger begründeten Absagen. Inzwischen hatte ich meinen zweiten, historischen Roman geschrieben, den der Lektor der "Ulmer Manuskripte" sofort nahm. Im Jahr 2004 erschienen beide, was einen nicht unbeträchtlichen Aufwand an Lektorat, Druckfahnenkorrekturen usw. neben meiner Arbeit nach sich zog. Aber ich war total glücklich.
Bald erschienen Rezensionen in der SZ und den Ulmer Nachrichten. Die erste Schreibgruppe schmiss mich nach der Veröffentlichung raus, weil ich die einzige mit einer Roamnveröffentlichung war, das passte natürlich nicht mehr. Über meinen "Aufbruch" entwickelte sich eine neue Gruppe mit 7 Mitgliedern, mit der ich heute noch sehr eng zusammenarbeite. Ein Mitglied hat sehr genau auf meinen Folgeroman geschaut. Konsequenz:
nach zwei Überarbeitungen wurde "Die Nonne und die Hure" daraus.

3. Das Autorenforum

Ein Mitglied der Werkstatt vermittelte den Kontakt zum Autorenforum "Montsegur", das war im November 2005. Hier habe ich mich stark eingebracht, Aufs und Abs mitgemacht und eine Menge gelernt, u.a., dass ein Agent sehr gut sein kann, um weiterzukommen mit dem Schreiben.
Inzwischen hatte ich auch gelernt, Exposés zu schreiben. Mit einem solchen Exposé fand ich bald einen Agenten. Das nächste MS ("Teufelswerk")war leider für die Tonne, da nicht zu Ende gedacht. Dabei war der Rowohlt Verlag zunächst ganz begeistert. Seitdem plotte ich viel sorgfältiger, bevor ich loslege. 1, 3 Jahre nach Vertragsabschluss fand das nächste MS -"Die Nonne und die Hure"zum Verlag (Aufbau), ein halbes Jahr später ein neues Exposé, "Die Pilgerin von Montserrat". Ich bin sehr zufrieden und glücklich mit dem, was ich erreicht habe.
Mein nächstes Projekt heißt (Arbeisttitel): "Die Feuerprobe" und spielt in Florenz im Jahr 1497.

Ausblick:

Etwas Besseres als das Autorenforum konnte mir nicht passieren. Es ist weiterhin ein fast täglicher Begleiter für mich. "Austoben" tue ich mich eher in meinem Blog.


Volkskrankheit Nr. 1: Depression

Kategorie: Seelenleben

Am Donnerstagabend feierte unser "Verein für soziale Integration und psychische Gesundheit" sein 25 jähriges Jubiläum. Ein Vertreter des erkrankten Professor Berger vom Klinikum Freiburg referierte über die sozialpsychiatrische Versorgung in Baden-Württemberg. Geballtes Wissen. Eins ist mir vor allem hängengeblieben: die Depression ist mit Abstand die häufigste psychische Erkrankung, wie es auch schon der SPIEGEL und die Zeitschrift "Psychologie heute" berichteten. Die Ursache liege im Auseinanderbrechen von Familien und sozialen Beziehungen, in einer geschlechtlichen Rollendiffusion und im zunehmenden Fehlen von Werten und Orientierungsmöglichkeiten. In einer Behandlungspyramide zeigte der Redner, dass Erkrankungen wie Schizophrenie und schizoaffektive Psychosen vor allem auf medikamentöse Behandlung ansprängen, bipolare Störungen (Hemingway u.a.!) etwa in der Mitte stünden, dagegen Zwänge, Depressionen, Sucht, Angst- und Persönlichkeitsstörungen zunehmend für psychotherapeutische Verfahren geeignet seien. Bei Medikamenten ist jedoch die Beziehung zum Therapeuten ganz entscheidend. Ein Psychiater sagte mir einmal, wir bräuchten viel weniger Medikamente , wenn wir mehr gute Therapeuten hätten. Die Wirkung der Medis ist dieselbe wie bei Psychotherapie!
In der Wohngemeinschaft, in der ich arbeite, haben wir uns im Laufe der Jahre von der Betreung
meist chronischer Psychosepatienten jetzt mehr zur Begleitung von Persönlichkeitsstörungen wie Borderline entwickelt. Falls ich wirklich noch einen Ratgeber schreiben sollte, wäre der Titel in etwa so:
"Ich bin böse, und jetzt kommst du."Oder: "Hau bloß ab, ich brauche dich."

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Umzug

Die Werbeanzeigen der Druckostenzuschussverlage haben in letzter Zeit zugenommen, so dass ich es nicht mehr verantworten kann, länger in dem bisherigen Weblog zu bleiben.
Der Umzug bedeutet natürlich, wie auch in der Realität, eine Menge Arbeit und Zeit, die ich eigentlich nicht habe. Aber er könnte auch Symbol für einen Aufbruch sein ...